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#blickzurück: Kalenderblatt der GeschichteDas geschah am 9. November

09. November 2022, 05:00 Uhr

1918: Ausrufung der Deutschen Republik

Am 9. November 1918 ruft der Sozialdemokrat Philipp Scheidemann die Deutsche Republik aus. Einen Tag später geht Kaiser Wilhelm II. ins niederländische Exil. Die Novemberrevolution erreicht damit ihr erhofftes Ziel: das Ende der Monarchie und die Errichtung der ersten deutschen Demokratie, der Weimarer Republik. Im Januar 1919 wählt das Volk zum ersten Mal eine Nationalversammlung, die am 6. Februar zu ihrer konstituierenden Sitzung zusammenkommt. Später wählt sie Friedrich Ebert zum Reichspräsidenten und verabschiedet eine Verfassung.

1922: Einstein erhält Nobelpreis für Physik

Am 9. November 1922 wird Albert Einstein der Nobelpreis für Physik verliehen. Mit dem Preis wird der Wissenschaftler allerdings nicht für seine berühmte Relativitätstheorie geehrt, sondern für seine Arbeit zum fotoelektrischen Effekt oder kurz Fotoeffekt. Er stellt die Hypothese auf, dass Licht aus einzelnen Partikeln besteht. Seine bahnbrechende Theorie über die Relativität der Zeit hatte Einstein bereits 1905 veröffentlicht, damals war diese innerhalb des Nobelpreiskomitees allerdings umstritten – im Gegensatz zu heute.

1936: Nationalsozialisten entfernen Leipziger Mendelssohn-Denkmal

Am 9. November 1936 reißen die Nationalsozialisten das Denkmal des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy vor dem Leipziger Gewandhaus ab. Die Bronzefigur wird vermutlich für Kriegszwecke eingeschmolzen; ihr Verbleib ist bis heute ungeklärt. Der damalige Oberbürgermeister Leipzigs, Carl Friedrich Goerdeler, erklärt daraufhin seinen Rücktritt.

Zwischen 1933 und 1945 wurden die Werke des jüdischen Komponisten und ehemaligen Gewandhauskapellmeisters aus der Öffentlichkeit verbannt. Ebenso wie die Werke anderer jüdischer Kunstschaffender wurden sie von den Nationalsozialisten als "Entartete Kunst" diffamiert.

Erst im Oktober 2008 wird eine Nachbildung des Denkmals in der Nähe der Thomaskirche wieder aufgebaut.

Gemälde vom Konzerthaus Leipzig und dem damaligen Mendelsohn-Denkmal, 1911. Bildrechte: imago images/Artokoloro

1938: Antijüdische Gewalt in der Reichspogromnacht

Am 9. November 1938 setzen Mitglieder der Sturmabteilung (SA), der Schutzstaffel (SS) sowie der Hitlerjugend (HJ) im gesamten Reichsgebiet Synagogen in Brand und zerstören jüdische Geschäfte und Wohnungen. Es ist der Auftakt einer mehrtägigen Welle antijüdischer Gewalt, die über 1.300 Menschen das Leben kostet. Obendrein wird der jüdischen Gemeinde eine "Sühneleistung" in Höhe von 1 Milliarde Reichsmark auferlegt.

Der Auslöser für die Pogrome war das Attentat des 17-jährigen Herschel Grünspan auf Ernst vom Rath, einen Mitarbeiter der deutschen Botschaft in Paris. Am 9. November erliegt vom Rath seinen Verletzungen. Als Hitler von dessen Tod erfährt, gibt er Goebbels das Startsignal zur Mobilisierung der Truppen. Grünspans Tat ist ein Protestakt gegen die Vertreibung Tausender polnischer Jüdinnen und Juden aus dem Deutschen Reich.

Nachdem die jüdische Bevölkerung seit 1933 zunehmend ausgegrenzt, wirtschaftlich ruiniert und gedemütigt wurde, beginnt mit der Pogromnacht, auch als "(Reichs-)Kristallnacht" oder Novemberpogrom bezeichnet, ihre systematische Verfolgung, Inhaftierung und Ermordung. Zehntausende emigrieren nach den Pogromen ins Ausland. Diejenigen, die Deutschland nicht verlassen können, werden vom NS-Regime bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs in Konzentrationslager deportiert und getötet. Insgesamt ermorden die Nationalsozialisten sechs Millionen Jüdinnen und Juden in Europa.

November 1938, nach der Pogromnacht. Eine Frau läuft an einer Druckerei mit kaputten Fensterscheiben vorbei. Bildrechte: imago/United Archives International

1989: Mauerfall und Grenzöffnung

Am 9. November 1989 werden die Grenzen zwischen der DDR und der Bundesrepublik geöffnet. Zehntausende Menschen strömen noch in der Nacht zum 10. November in den Westen. Am Abend des 9. November hält der SED-Politbüro-Sprecher Günther Schabowski eine Pressekonferenz zur Lage der DDR. Im Staatsfernsehen wird sie live übertragen. Als er die Frage eines Journalisten zur neuen Reiseregelung für DDR-Bürgerinnen und -Bürger beantwortet, leitet er damit unfreiwillig das Ende der deutschen Teilung ein – knapp ein Jahr später ist Deutschland wiedervereinigt.

Schon in den Wochen davor flohen Tausende Menschen aus der DDR über die ungarische Grenze in den Westen; andere suchten Zuflucht in den deutschen Botschaften der Länder des Ostblocks. Im Land selbst gehen Hunderttausende bei den Montagsdemonstrationen auf die Straße und bringen das DDR-Regime ins Wanken.

1989: Premiere des DEFA-Spielfilms "Coming Out"

Am 9. November 1989 feiert der DEFA-Spielfilm "Coming Out" Premiere. Das Publikumsinteresse ist so groß, dass eine Doppelvorstellung angesetzt werden muss. Das DEFA-Drama ist das einzige Werk der DDR-Filmgeschichte, das Homosexualität thematisiert. Für die Umsetzung des Projektes musste der Regisseur Heiner Carow sieben Jahre lang kämpfen. Auf der Berlinale 1990 wird er für sein Werk mit einem "Silbernen Bären" ausgezeichnet. Der Film handelt vom Lehrer Philipp und seiner Selbstfindung, nachdem er auf Matthias trifft und sich in ihn verliebt. Schlussendlich überwindet Philipp seine Ängste und bekennt sich zu seiner Homosexualität. "Coming Out" plädiert für Verständnis und Toleranz gegenüber jeglicher Art von Anderssein.

Für den DEFA-Film "Coming Out" wurde an authentischen Orten der Ost-Berliner Schwulenszene in Berlin Friedrichshain gedreht.  Bildrechte: MDR/Progress Film-Verleih/ Wolfgang Fritsche

2020: Biontech meldet Erfolg bei Corona-Impfstoff

Am 9. November 2020 verkündet die deutsche Firma Biontech und ihr US-Partner Pfizer den Durchbruch bei der Entwicklung eines Corona-Impfstoffes. Nachdem sich das neuartige Coronavirus SARS-CoV-2 im Frühjahr 2020 weltweit verbreitet hatte, sollte das Vakzin einen Beitrag zur Bekämpfung der Pandemie leisten. Das Präparat hatte sich in klinischen Tests als wirkungsvoll erwiesen. Im Dezember 2020 erhält es für Personen ab 16 Jahren die Zulassung von der Europäischen Kommission. Seit dem 31. Mai 2021 ist es auch für Kinder und Jugendliche von zwölf bis 15 Jahre zugelassen. Bei dem Impfstoff von Biontech-Pfizer handelt es sich um einen sogenannten mRNA-Impfstoff. Das heißt, er enthält den Bauplan für einen Bestandteil des Coronavirus. Verimpft stimuliert das Vakzin die körpereigene Immunantwort. Es werden Antikörper gebildet, die eine Erkrankung verhindern. Nach Angaben der Unternehmen bietet der Impfstoff einen mehr als 90-prozentigen Schutz vor Covid-19.