#blickzurück: Kalenderblatt der Geschichte Das geschah am 22. November

22. November 2022, 05:00 Uhr

1959: Erste Folge "Unser Sandmännchen" ausgestrahlt

Am 22. November 1959 feiert "Unser Sandmann" seine TV-Premiere im DDR-Fernsehen. Ohne den täglichen "Abendgruß" will schon bald kaum mehr ein Kind ins Bett. Entworfen wurde das Sandmännchen vom Bühnen- und Kostümbildner Gerhard Behrendt. Die bis heute nahezu unveränderte Titelmelodie komponierte Wolfgang Richter nach einem Text des Kinderbuchautors Walter Krumbach.

Nach der Wiedervereinigung kamen Gerüchte auf, man wolle aus Kostengründen auf die Fortführung des Sandmännchens verzichten. Ein Sturm der Entrüstung brach los, Unterschriftenlisten wurden angelegt und für den Sandmann-Fortbestand demonstriert. Der Rundfunkbeauftragten der neuen Länder, Rudolf Mühlfenzl, dementierte die Gerüchte – an den Behauptungen sei nichts dran. Der Sandmann kam – und kommt – weiterhin jeden Abend.

1973: Millionster Trabant in Zwickau produziert

Am 22. November 1973 läuft der millionste Trabant in Zwickau vom Band. Die "Limousine DeLuxe" ist feuerrot lackiert. Das Exemplar steht heute im August-Horch-Museum in Zwickau. Der Trabant P 601 war das meistgebaute Auto in der DDR. Bis zur Einstellung der Produktion 1991 wurden insgeasmt 3,6 Millionen hergestellt.

Der Trabant wurde zu einer Zeit entwickelt, als die Sowjetunion den ersten künstlichen Satelliten "Sputnik" ins All schickte. Trabant bedeutet "Begleiter". Mit dem Namen für den in Zwickau entwickelten Kleinwagen wollte die DDR verdeutlichen, dass ihre Automobilindustrie eine ähnliche technische Überlegenheit gegenüber dem Westen aufweist, wie die sowjetische Weltraumfahrttechnik.

Tatsächlich entsprach der ab 1957 von den traditionsreichen Automobilwerken VEB Horch gebaute P50 durchaus dem Stand der technischen Entwicklung. Der Kleinwagen mit Zweitaktmotor besaß eine Kunststoffkarosserie, weil es zeit- und systembedingte Lieferschwierigkeiten bei Stahl gab und fuhr 90 Kilometer Höchstgeschwindigkeit pro Stunde.

1977: Concorde startet ersten Überschallflug von Paris nach New York City

Am 22. November 1977 hebt die Concorde zu ihrem ersten Linienflug von Paris nach New York City ab. Das Überschall-Passagierflugzeug kann mehr als 2.000 Kilometer pro Stunde zurücklegen – die Reise über den Atlantik dauert so nicht einmal vier Stunden. Eine technische Sensation, die sich auch im Preis widerspiegelt: Zwischen 4.500 und 11.000 Euro kostet eine Reise nach New York City und zurück. Einen Flug mit der "Königin der Lüfte" können sich deshalb vorrangig Stars und Privilegierte leisten.

Insgesamt 30 Jahre lang wird die Concorde im Linienflugverkehr eingesetzt, als erstes und einziges Überschall-Passagierflugzeug überhaupt. Ein verheerender Unfall im Jahr 2000, bei dem 133 Menschen ums Leben kommen, leitet ihren Niedergang ein. Das ehemalige Prestigeprojekt von Air France und British Airways verliert an Ansehen, sinkende Passagierzahlen und der enorme Kerosinverbrauch führen zu großen Verlusten. Hinzu kommt die Luftfahrtkrise nach dem 11. September 2001. Im Jahr 2003 wird der Flugverkehr mit der Concorde schließlich eingestellt.

1989: "Runder Tisch" beschlossen

Am 22. November 1989 einigen sich die oppositionellen Gruppen mit der SED-Führung, den "Runden Tisch" zu gründen, um den friedlichen Übergang von einer Diktatur in eine Demokratie zu sichern. Dieser ist eine Folge der Friedlichen Revolution im Herbst 1989.

"Aktuelle Kamera" berichtet vom ersten Runden Tisch 3 min
Bildrechte: DRA (Aktuelle Kamera)

Der "Runde Tisch" soll paritätisch aus Vertretern der Regierungsparteien und Mitgliedern der neuen Oppositionsbewegungen besetzt sein. Die Teilnahme von Massenorganisationen wie dem Freien Deutschen Gewerkschaftsbund (FDGB) ist von den Gründern ursprünglich nicht beabsichtigt, da sie als von der SED gelenkt gelten. Den Gewerkschaftern gelingt es aber durch Demonstrationen vor dem Sitzungsgebäude, ihre Teilnahme doch noch durchzusetzen.

Am 7. Dezember 1989 konstituiert sich der "Zentrale Runde Tisch" in Ost-Berlin aus Vertretern von SED, Blockparteien und dem Freien Deutschen Gewerkschaftsbund sowie Vertretern aus der Bürgerbewegung.

2005: Angela Merkel als erste Frau zur Bundeskanzlerin gewählt

Am 22. November 2005 wird die CDU-Politikerin Angela Merkel als erste Frau ins Amt der Bundeskanzelerin gewählt. Von 612 abgegebenen Stimmen, stimmen 397 Abgeordnete für Merkel. Sie löst damit Gerhard Schröder (SPD), der von 1998 bis 2005 Bundeskanzler war, im Amt ab.

Die politische Karriere der studierten Physikerin begann 1989 als Mitglied der neu gegründeten Partei "Demokratischer Aufbruch", wo sie zunächst Pressesprecherin war. Der "Demokratische Aufbruch" stellte sich selber als Teil der politischen Opposition in der DDR dar, der "für eine sozialistische Gesellschaftsordnung auf demokratischer Basis" eintritt. 1990 bildeten DA und CDU in der Volkskammer eine Fraktionsgemeinschaft, die sich im Oktober 1990 mit der westdeutschen CDU zusammenschloss. Unter der Lothar-de-Maiziere-Regierung wurde Merkel Regierungssprecherin.

2015: Grüne führen Gendersternchen ein

Am 22. November 2015 führt die Partei Bündnis 90/Die Grünen das Gendersternchen in offiziellen Texten ein. Damit ist sie die erste Partei in Deutschland, die sich per Beschluss auf eine gendersensible und diskriminierungsfreie Sprache festlegt. Durch das Gendersternchen sollen außer Frauen und Männern auch Menschen mit anderen Geschlechtsidentitäten wie etwa Trans- oder Intersexuelle sichtbar gemacht werden.

Das Gendern ist für die Grünen zu diesem Zeitpunkt nichts gänzlich Neues: Schon in den Vorjahren verwendete die Partei in ihren Wahlprogrammen oder Anträgen entweder beide Formen (Ärztinnen und Politikerinnen) oder das Binnen-I (ÄrztInnen, PolitikerInnen). Mit dem Beschluss von 2015 wird das Gendersternchen parteiintern nun zum "Regelfall" erklärt.

Beschlüsse anderer Parteien zu gendergerechter Sprache finden sich etwa bei der Partei Die Linke oder der AfD: Während sich die Linke 2017 ebenfalls auf das Gendersternchen einigt, lehnt die AfD das Gendern generell ab.

2017: Mladić wegen Völkermord in Srebrenica verurteilt

Am 22. November 2017 verurteilt der Internationale Strafgerichtshof für das ehemalige Jugoslawien (ICTY) Ex-General Ratko Mladić wegen Völkermordes, Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu einer lebenslangen Haftstrafe. Während des Bosnienkriegs war Mladić Oberbefehlshaber der nationalistischen bosnisch-serbischen Armee. Er gilt als Hauptverantwortlicher des Völkermords in Srebrenica, bei dem etwa 8.000 muslimische Männer und Jungen getötet wurden.

Zu Beginn des Bosnienkrieges flüchteten viele bosnische Muslime in den Ort Srebrenica, da das Gebiet von den Vereinten Nationen zur Schutzzone erklärt worden war. Am 11. Juli 1995 nehmen bosnisch-serbische Truppen den Ort unter Befehl von Maldić ein. Unter dem Vorwand nach Kriegsverbrechern zu suchen, wird die männliche Bevölkerung des Ortes in den darauffolgenden Tagen hingerichtet. Das Massaker gilt als schlimmstes Kriegsverbrechen seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs in Europa.

Nach Ende des Krieges taucht Mladić unter und wird erst im Mai 2011 in Serbien verhaftet. Der Prozess gegen ihn beginnt am 16. Mai 2012, das Verfahren dauert mehr als fünf Jahre. 2021 wird das Urteil gegen Mladić vom UN-Kriegsverbechertribunal in letzter Instanz bestätigt, nachdem dieser Berufung eingelegt hatte.