#blickzurück: Kalenderblatt der Geschichte Das geschah am 22. Januar

22. Januar 2023, 05:00 Uhr

1891: Erstes Kreuzfahrt-Schiff sticht in See

Am 22. Januar 1891 sticht in Cuxhaven das erste Kreuzfahrt-Schiff der Welt in See. Rund 240 Passagiere nehmen an der luxuriösen Reise in Richtung Mittelmeer teil. Die 145 Meter lange "Augusta Victoria" steuert 13 Häfen an, darunter Gibraltar, Genua, Alexandria und Beirut. Insgesamt dauert die Reise 57 Tage. Erstmals in der Geschichte dient eine Schifffahrt nicht allein dem Transport, sondern lediglich dem Vergnügen. Die Idee dazu stammt von Hapag-Direktor Albert Ballin, der den üblichen Einbruch der Auslastung der Passagierdampfer in den Wintermonaten nicht hinnehmen will. Die Kreuzfahrt kostet pro Person zwischen 1600 und 4200 Goldmark (heute umgerechnet bis zu 42.000 Euro).

Schnelldampfer Augusta Viktoria
Schnelldampfer "Augusta Viktoria" (undadtiert). Bildrechte: IMAGO / Arkivi

1963: Deutsch-französischer Freundschaftsvertrag unterzeichnet

Am 22. Januar 1963 unterzeichnen der deutsche Bundeskanzler Konrad Adenauer und der französische Staatspräsident Charles de Gaulle den deutsch-französischen Freundschaftsvertrag im Pariser Élysée-Palast. Das Abkommen ist ein wichtiger Schritt hin zum europäischen Frieden und zur Aussöhnung zwischen den beiden ehemals verfeindeten Nachbarländern. Im Ersten und Zweiten Weltkrieg stehen sich die Deutschen und Franzosen gegenüber und hatten auf beiden Seiten Hunderttausende Opfer zu beklagen.

Nach dem Krieg scheint eine Versöhnung unvorstellbar, doch in den 1950er-Jahren nähern sich die Vertreter der Staaten an. 1958 lädt Charles de Gaulle Bundeskanzler Konrad Adenauer in sein privates Landhaus ein. Die deutsch-französischen Beziehungen sollen auf kultureller, wirtschaftlicher und politischer Ebene gestärkt werden. Als Auftakt für die neue Freundschaft wird in der Kathedrale von Reims 1962 eine Versöhnungsmesse gehalten.

Im sogenannte Élysée-Vertrag von 1963 werden dann die Grundlagen der Freundschaft und regelmäßigen Zusammenarbeit festgehalten. Es soll Absprachen bei der Außen-, Verteidigungs- und Europapolitik geben. Dafür vereinbaren die Regierungschefs zweimal jährlich ein Treffen. Die Außenminister der Länder wollen alle drei Monate zusammen kommen.

Darüber hinaus soll sich auch in Erziehungs- und Jugendfragen abgesprochen und enger zusammengearbeitet werden. So wird das Deutsch-Französische Jugendwerk (DFJW) geschaffen, das bis heute Millionen deutschen und französischen Kindern und Jugendlichen Treffen und Austauschprogramme ermöglicht.

Am 22. Januar 2023, zum 60-jährigen Jubiläum des Vertrags, reist das gesamte Kabinett von Bundeskanzler Olaf Scholz nach Paris.

1979: Erstausstrahlung der US-Serie "Holocaust" im deutschen Fernsehen

Am 22. Januar 1979 wird die US-Serie "Holocaust" erstmals im bundesdeutschen Fernsehen ausgestrahlt. Die Serie rückt die deutsche Schuld am Massenmord an der jüdischen Bevölkerung in den Vordergrund. Die Ausstrahlung der Serie löst eine Auseinandersetzung mit der nationalsozialistischen Vergangenheit aus. Themen wie Verantwortung und Schuld werden neu diskutiert. "Holocaust" erzählt in vier Teilen die Geschichte der fiktiven jüdischen Familie Weiss. Die Familienmitglieder, die während des Nationalsozialismus in Berlin leben, werden zunehmend Opfer von Repressionen und Ausgrenzung. Die Zuschauer können die Demütigungen und Gewalt von der Reichspogromnacht bis zur Deportation und Vernichtung in Ghettos, Konzentrations- und Vernichtungslagern "miterleben". Nur der jüngste Sohn der Familie überlebt die Schrecken.

Auf Täterseite wird der fiktive Charakter Erik Dorf etabliert. Der arbeitslose Jurist wird in der Serie Mitglied der NSDAP und steigt bald zum Referenten von SS-Obergruppenführer Reinhard Heydrichs auf. Dieser 1942 die berüchtigte Wannseekonferenz organisiert, auf der beschlossen wurde, die europäischen Juden systematisch auszurotten. Die Rolle von Erik Dorf soll zeigen: Jeder kann zum Täter werden. Die deutsche Version von "Holocaust" endet anders als die amerikanische, mit einem klaren Appell "Wir müssen erkennen, dass wir uns alle schuldig gemacht haben". Nach jeder Ausstrahlung gibt es Diskussionsrunden mit Experten. Außerdem sind die Zuschauer aufgerufen, sich telefonisch zu melden: Einige weinen am Telefon und beteuern ihr Unwissen, andere wiederum gestehen Taten. Insgesamt sollen sich rund 30.000 Personen gemeldet haben.

Szene aus einer Serie
Bereits vor der Ausstrahlung gab es Kritik an der amerikanischen Serie. So heißt es, dass man sich am Leid der Opfer bediente, um Profite zu erzielen. Bildrechte: imago images / United Archives

Über zehn Millionen Zuschauer verfolgen die Serie, die zeitgleich in allen dritten Programmen läuft und Einschaltquoten von bis zu 40 Prozent erzielt.

1985: "Versöhnungskirche" im Todesstreifen gesprengt

Am 22. Januar 1985 lässt die DDR-Regierung in Ost-Berlin das Kirchenschiff, also den zentralen Raum, der "Versöhnungskirche" sprengen. Eine Woche später wird auch der Turm gesprengt. Die Kirche war seit dem Mauerbau 1961 nicht mehr zugänglich, da sie in der Bernauer Straße im sogenannten "Todesstreifen" liegt. Da das ungenutzte Gebäude der weiteren Sicherung des Grenzgebietes im Weg ist, muss es schließlich weichen. Nach der Wiedervereinigung erhält die evangelische Gemeinde das Grundstück zurück und errichtet auf den alten Fundamenten eine neue Kapelle.

Sprengung der Versöhnungskirche in Berlin
Bildrechte: IMAGO / Günter Schneider

Die innerdeutsche Grenze - damals & heute

Dort, wo man früher in Todesgefahr war, wird heutzutage Fußball gespielt. Der Fotograf Jürgen Ritter hat dokumentiert, wie sich der deutsch-deutsche Grenzstreifen im Laufe der Zeit verändert hat.

Elbedeich, bei Lauenburg 1984/2013
Über eine Strecke von knapp 100 Kilometern war die Elbe innerdeutscher Grenzfluss. Hier die Grenzanlagen beim schleswig-holsteinischen Lauenburg 1984 und der Deich in einer Aufnahme von 2013. Bildrechte: Jürgen Ritter
Elbedeich, bei Lauenburg 1984/2013
Über eine Strecke von knapp 100 Kilometern war die Elbe innerdeutscher Grenzfluss. Hier die Grenzanlagen beim schleswig-holsteinischen Lauenburg 1984 und der Deich in einer Aufnahme von 2013. Bildrechte: Jürgen Ritter
Berlin Bernauer Straße /Gartenstr. 1982/2012
Grenze an der Bernauer Straße/Gartenstraße in Berlin, Aufnahme von 1982. Heute befindet sich dort die Gedenkstätte Berliner Mauer, Aufnahme von 2012. Bildrechte: Jürgen Ritter
Berlin Mauerkreuze in der Nähe des Spreeufers am Reichstag erinnern an die Mauertoten. - Fahrradfahrer vor dem im Boden eingelassenen Mauererinnerungsstreifen.
In West-Berlin gedenken die Menschen in der Nähe des Spreeufers am Reichstag mit Kreuzen der Mauertoten, Aufnahme von 1982. Heute erinnert ein in den Boden eingelassener Streifen an die Mauer, Aufnahme von 2012. Bildrechte: Jürgen Ritter
Berlin Zimmerstraße "Trabi World" 1982 und 2012
Die Mauer an der Zimmerstraße in Berlin, Aufnahme von 1982. Heute ist dort Ostalgie angesagt, Aufnahme von 2012. Bildrechte: Jürgen Ritter
Berlin, Ebertstraße 1985/2013
Das Wahrzeichen Berlins, das Brandenburger Tor, befand sich seit dem Mauerbau am 13. August 1961 mitten im Sperrgebiet und konnte weder von Osten noch von Westen durchquert werden. Am 22. Dezember 1989 wurde es wieder geöffnet. Bildrechte: Jürgen Ritter
Versöhnungskirche Berlin Bernauer Straße 1982/2012
Die Versöhnungskirche an der Bernauer Straße in Berlin lag direkt im Mauerstreifen und wurde 1985 auf Betreiben der DDR-Regierung gesprengt, Aufnahme von 1982. Nach der Wende ließ die Gemeinde an dieser Stelle die Versöhnungskapelle errichten, Aufnahme von 2012. Bildrechte: Jürgen Ritter
Verbindungsstraße zwischen Neustadt und Sonneberg 1985/2013
Nur wenige Kilometer liegen zwischen der thüringischen Stadt Sonneberg und dem fränkischen Neustadt. Früher trennte sie die innerdeutsche Grenze. Aufnahmen von 1985 und 2013. Bildrechte: Jürgen Ritter
Grenzschneise bei Görsdorf bei Sonneberg 1984/2010
Bäume und Büsche hatten auf dem Todesstreifen an der grünen Grenze, wie hier beim thüringischen Görsdorf bei Sonneberg, nichts zu suchen. Aufnahme von 1984. Noch heute ist der Verlauf der ehemaligen Grenze am Baumwuchs klar zu erkennen. Aufnahme von 2010. Bildrechte: Jürgen Ritter
Straße zwischen Eichholz nahe Lübeck und Herrnburg 1984/2013
Herrnburg in Mecklenburg-Vorpommern lag früher in der ostdeutschem Sperrzone, die man nur mit Sondergenehmigung betreten durfte, Aufnahme von 1984. Heute ziehen die Menschen wegen der Nähe zur Hansestadt Lübeck gern hierher, Aufnahme von 2013. Bildrechte: Jürgen Ritter
Oebisfelde, an der Bahnstrecke Wolfsburg-Berlin 1982/2013
Die Grenze in Oebisfelde in Sachsen-Anhalt, Aufnahme 1982. Heute führt hier die ICE-Strecke von Hannover nach Berlin vorbei, Aufnahme von 2013. Bildrechte: Jürgen Ritter
Potsdam, Straße am Waldrand 1982/2010
Die Straße "Am Waldrand" in Potsdam lag früher auch am "Zonenrand". Der Wald gehörte zu West-Berlin. Aufnahmen von 1982 und 2010 Bildrechte: Jürgen Ritter
Die Mauer bei Oebisfelde 1984/2013
Ein Turm ist weg: Blick auf Oebisfelde in Sachsen-Anhalt 1984 und 2013. Bildrechte: Jürgen Ritter
Hötensleben Kreis Oschersleben 1982/2011
Das Dorf Hötensleben in Sachsen-Anhalt lag direkt an der Grenze, Aufnahme von 1982. Heute kommt man auf direkten Weg nach Niedersachsen, Aufnahme von 2011. Der Ort hat einen Teil der Grenzanlagen als Denkmal stehen gelassen. Bildrechte: Jürgen Ritter
Waddekath, nahe Wittingen Nds. Verbindungsstraße 1984/2013
Die Grenze bei Waddekath in Sachsen-Anhalt. Aufnahmen von 1984 und 2013 Bildrechte: Jürgen Ritter
an der B6 bei Stapelburg östlich von Eckertal 1984/2013
Stapelburg in Sachsen-Anhalt, hier in Aufnahmen von 1984 und 2013, ist heute ein Ausgangspunkt für Wanderungen auf dem Harzer Grenzweg. Bildrechte: Jürgen Ritter
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Elbedeich, bei Lauenburg 1984/2013
Über eine Strecke von knapp 100 Kilometern war die Elbe innerdeutscher Grenzfluss. Hier die Grenzanlagen beim schleswig-holsteinischen Lauenburg 1984 und der Deich in einer Aufnahme von 2013. Bildrechte: Jürgen Ritter

2021: UN-Atomwaffenverbotsvertrag in Kraft

Am 22. Januar 2021 tritt der UN-Atomwaffenverbotsvertrag in Kraft, der von 51 Staaten ratifiziert wird. Er verbietet den Besitz von Atomwaffen, deren Entwicklung und die Existenz von nuklearen Allianzen. Aber alle Nuklearmächte, darunter Deutschland, lehnen den Vertrag ab. Der ehemalige Außenminister Heiko Maas erklärt: "Wenn man sich lediglich verabschiedet, und sagt 'Wir wollen damit nichts mehr zu tun haben', wird das nicht dazu führen, dass es auch nur eine Atombombe weniger auf der Welt gibt." Die Bundesregierung beruft sich auf den Atomwaffensperrvertrag als wirksames Instrument für Abrüstung. Der 1970 in Kraft getretene Vertrag regelt das Verbot der Verbreitung und die Verpflichtung zur Abrüstung von Kernwaffen sowie das Recht auf eine friedliche Nutzung der Kernenergie. Abrüstungsaktivisten betonen: De Vertrag von 1970 verbietet aber nicht die Nutzung von atomaren Waffen, anders als der UN-Atomwaffenverbotsvertrag von 2021.

Ein Mann mit Mundschutz und einem Schild >>Atomwaffen sind verboten<<
Der Atomwaffenverbotsvertrag ist seit dem 22. Januar 2021 in Kraft. Er verbietet die Nutzung und Weiterentwicklung von Atomwaffen und deren Programme. Deutschland hat den Vertrag nicht ratifiziert. Bildrechte: IMAGO / Leonhard Simon

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