#blickzurück: Kalenderblatt der Geschichte Das geschah am 20. Dezember

20. Dezember 2022, 05:00 Uhr

1552: Katharina von Bora gestorben

Am 20. Dezember 1552 stirbt Katharina von Bora in Torgau an den Folgen eines Beckenknochenbruchs, den sie sich drei Wochen zuvor bei einem Unfall ihres Fuhrwerks vor den Toren der Stadt zugezogen hatte. Sie war auf der Flucht vor Missernten und der in Wittenberg wütenden Pest.

Katharina von Bora (1499-1552)
Katharina von Bora Bildrechte: IMAGO / United Archives International

Katharina von Bora war 1499 in eine adlige Familie in Sachsen geboren worden. Im Alter von fünf Jahren wurde sie in ein Zisterzienster-Kloster geschickt, wo sie bis zu ihrem 22. Lebensjahr blieb, und dann mit einer Gruppe anderer Nonnen aus dem Kloster floh und bei dem Kirchenreformator Martin Luther Zuflucht suchte. Die beiden heirateten 1525, und von Bora spielte eine entscheidende Rolle bei der Unterstützung und Förderung von Luthers Arbeit als Theologe und Reformator. Mit Martin Luther hatte sie sechs Kinder. Von Bora war maßgeblich an der Gründung des ersten protestantischen Klosters in Deutschland beteiligt und tat sich bei der Verwaltung des Klosters als erfolgreiche Geschäftsfrau hervor. Nach dem Tod ihres Ehemannes muss sie um ihr Erbe ringen und muss wegen des Schmalkadischen Krieges, der Pest und Missernten oft ihren Wohnort wechseln.

1910: Atomkern entdeckt

Ernest Rutherford entdeckt am 20. Dezember 1910 bei einem Experiment, dass Atome Kerne haben. Damit kann der Forscher und Nobelpreisträger ein neues Modell des Atoms entwerfen, welches aus einem Kern und einer Hülle besteht. Für die moderne Physik ist das sogenannte "Rutherfordsches Atommodell" eine Sensation. Bis heute gilt Rutherford als einer der bedeutendsten Experimentalphysiker.

Ernest Rutherford,  1926
1910 führt Rutherford in seinem Labor das bedeutende Experiment durch. Es bildet die Grundlage für das heutige Bild vom Atom. Bildrechte: IMAGO / Photo12

1917: Tscheka gegründet

Kurz nach der Oktoberrevolution wird am 20. Dezember die sowjetische Geheimpolizei Tscheka ("Außerordentliche Allrussische Kommission zur Bekämpfung von Konterrevolution, Spekulation und Sabotage") gegründet. Sie wird von der bolschewistischen Regierung als Mittel zum Schutz vor inneren und äußeren Bedrohungen eingerichtet. Die Tscheka wird zunächst von Feliks Dzierżyński geleitet, einem polnisch-russischen Revolutionär, der eine Schlüsselfigur bei der Übernahme Russlands durch die Bolschewiki gewesen war. Unter seiner Führung wird die Tscheka schnell für ihre brutalen Taktiken und ihre rücksichtslose Effizienz bei der Ausrottung vermeintlicher Staatsfeinde bekannt.

Die Tscheka ist verantwortlich für Massenverhaftungen und Hinrichtungen sowie für die Durchführung von Säuberungen und Schauprozessen gegen politische Gegner und andere vermeintliche Bedrohungen des Regimes. 1922 wird die Tscheka reorganisiert und in GPU umbenannt. Sie setzt ihre Tätigkeit als Geheimpolizei unter verschiedenen Namen fort, bis sie 1934 aufgelöst und durch den NKWD, den Vorläufer des KGB, ersetzt wird.


1956: DDR-Geschenkdienst "Genex" gegründet

Vom Ministerium für Außenhandel wird am 20. Dezember 1956 der DDR-Geschenkdienst Genex ins Leben gerufen. Bürger der Bundesrepublik können ihren Familien und Freunden Geschenke in die DDR bestellen und liefern lassen und diese mit D-Mark bezahlen. Mit diesem Dienst will die DDR dringend benötigte Devisen besorgen. In den Genex-Katalogen werden neben Kaffee, Süßigkeiten und Kleidung auch exklusive Produkte wie beispielsweise Fertigteilhäuser, Motorräder oder Autos ohne Wartezeit angeboten. Vor der Gründung von Genex durften nur wenige Westwaren legal per Paket in den Osten geschickt werden, oft hat sie der Zoll einbehalten. Nach der Wiedervereinigung wird das Unternehmen umbenannt, später der Treuhand unterstellt und bis 1992 abgewickelt.


1963: Der erste Frankfurter "Auschwitz-Prozess" beginnt

In Frankfurt beginnt am 20. Dezember 1963 der erste deutsche Auschwitz-Prozess in Frankfurt am Main. Das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz war das größte Vernichtungslager der NS-Diktatur. Mehr als eine Million Juden wurden dort ermordet. 22 Männer, darunter ehemalige SS-Angehörige, KZ-Wachmänner und drei Lagerärzte, sind des Mordes und der Beihilfe zum Mord angeklagt. Der Hauptangeklagte ist Robert Mulka, der Adjutant des früheren Lagerkommandanten Rudolf Höß, der bereits 1947 hingerichtet wurde. Der Prozess wird in der Öffentlichtkeit "Strafsache gegen Mulka und andere" genannt. Die meisten Angeklagten bestreiten, persönlich an den Gräueltaten beteiligt gewesen zu sein. Zur Beweisaufnahme werden insgesamt 359 Zeugen aus 19 Ländern angehört. Einige dieser Tonbandaufnahmen haben sich erhalten und können online nachgehört werden.

Am 19. August 1965 verurteilt das Gericht sechs Angeklagte zu teils lebenslangen Zuchthausstrafen, zehn werden zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt, drei Angeklagte erhalten einen Freispruch. Die Staatsanwaltschaft hatte höhere Strafen gefordert. Die Urteile im Auschwitz-Prozess werden weltweit als zu milde kritisiert.

Auschwitzgefangene vorm Häftlingskrankenhaus mit Video
Als der Marsch am 18. Januar los geht, liegen viele Gefangene im Krankenbau. Der Großteil ist zu schwach um das Lager zu verlassen und bleibt zurück. Hier sind sie kurz nach der Befreiung mit Rotarmisten zu sehen. Bildrechte: Sarah Leyk

1972: Schweiz erkennt DDR an

Am 20. Dezember 1972 erkennt die Schweiz die DDR als souveränen Staat an. Für eine internationale Anerkennung kämpfte die DDR bereits seit ihrer Gründung 1949. Erst in den 1970er-Jahren und nach ihrem UNO-Beitritt 1973 wird sie diplomatisch in der Weltgemeinschaft relativ flächendeckend akzeptiert. Voraussetzung dafür war der "Grundlagenvertrag", den BRD und DDR unterzeichneten. Beide deutsche Staaten erkannten sich darin gegenseitig als eigenständige Nationen an.