#blickzurück: Kalenderblatt der Geschichte Das geschah am 26. August

26. August 2022, 05:00 Uhr

1971: Bundesregierung verabschiedet BAföG

1971 verabschiedet die Bundesregierung unter Willy Brandt das "Bundesausbildungsförderungsgesetz" (BAföG). Es löst das "Erste Gesetz über individuelle Förderung der Ausbildung" von 1970 ab, eine Unterstützung für Schülerinnen und Schüler. Außerdem ersetzt es das seit 1957 gültige "Honnefer Modell", das Studierende mit besonders guten Leistungen fördert. Das BAföG wird als staatlicher Zuschuss für individuell bedürftige Studierende, Schülerinnen und Schüler eingeführt und soll mehr Bildungsgerechtigkeit schaffen. Es garantiert einen Rechtsanspruch auf diese Sozialleistung. Die Förderung ist damit einklagbar und musste bis 1974 nicht zurückgezahlt werden. Danach wird die Leistung zum Teil als Darlehen bereitgestellt. Das BAföG tritt am 1. September 1971 in Kraft und wird 1990 auch in den neuen Bundesländern eingeführt.

1972: Beginn der Olympischen Spiele in München

Am 26. August 1972 werden die Olympischen Spiele in München eröffnet. Die Sportlerinnen und Sportler der DDR und BRD treten hier erstmals unter eigener Flagge und Hymne an. Bei den Sommerspielen in Tokio 1964 kämpfte noch eine gesamtdeutsche Mannschaft um die Medaillen. Die Trennung des deutsch-deutschen Sports ist das Ergebnis eines jahrelangen Abgrenzungsprozesses: In der DDR wird der systematische Ausbau des Leistungssportes vorangetrieben, um darüber außenpolitisch an Bedeutung zu gewinnen. Nach der Anerkennung als eigenständige Sportnation bekommt die DDR bei den Olympischen Spielen 1972 nun erstmals die Möglichkeit, den "Klassenfeind" auf eigenem Boden zu schlagen. Mit Erfolg: die Athletinnen und Athleten des "Sportwunderlands DDR" holen 66 Medaillen, auf BRD-Seite sind es 40. Überschattet werden die Spiele durch den Anschlag der palästinensischen Terror-Organisation "Schwarzer September" auf das israelische Quartier, bei dem 17 Menschen getötet werden.

1977: DDR weist Renft-Musiker aus

Am 26. August 1977 werden Mitglieder der DDR-Kultband Renft - Gerulf Pannach, Christian Kunert, sowie der Schriftsteller Jürgen Fuchs - nach West-Berlin ausgewiesen. Nachdem Liedermacher Wolf Biermann 1976 die Wiedereinreise in die DDR verweigert wurde, schließen sich Pannach, Kunert und Fuchs der Petition gegen seine Ausbürgerung an. Zu diesem Zeitpunkt stehen sie bereits unter Beobachtung der Staatssicherheitsbehörden. Die Klaus Renft Combo, der Pannach und Kunert angehören, wurde 1975 verboten. Anlass dafür war die Veröffentlichung der "Rockballade vom kleinen Otto", die von Republikflucht handelt und aus Pannachs Feder stammt. Der Schriftsteller Jürgen Fuchs hat seinerseits engen Kontakt zum Oppositionellen Robert Havemann, einer der Schlüsselfiguren der DDR-Oppositionsbewegungen. Jürgen Fuchs wird am 19. November 1976 verhaftet und in das Stasi-Gefängnis Hohenschönhausen gebracht, Pannach und Kunert zwei Tage später. Neun Monate lang werden sie in Hohenschönhausen verhört und festgehalten. Ihnen wird eine Haftstraße von bis zu zehn Jahren angedroht, bis sie sich schließlich zur Ausbürgerung gezwungen fühlen.

Die Liedermacher Christian Kuhnert, Gerulf Pannach, Wolf Biermann und der Schriftsteller Jürgen Fuchs Ende August 1977 in West-Berlin.
Die Liedermacher Christian Kuhnert, Gerulf Pannach, Wolf Biermann und der Schriftsteller Jürgen Fuchs Ende August 1977 in West-Berlin. Bildrechte: picture-alliance / dpa | dpa

1978: Siegmund Jähn als erster Deutscher im All

1978 fliegt DDR-Kosmonaut Siegmund Jähn ins All. Der Mann aus Morgenröthe-Rautenkranz im Vogtland ist damit der erste Deutsche im Weltall . Jähn wurde zuvor zwei Jahre lang in der Sowjetunion auf die Mission vorbereitet. Gemeinsam mit dem sowjetischen Oberst Valery Bykovsky führte der NVA-Offizier wissenschaftliche Experimente im Orbit durch. Nach acht Tagen und 125 Erdumkreisungen kehrt die Sojus-31-Besatzung auf die Erde zurück. Nach seinem Flug ins All wird Siegmund Jähn zum Medienstar und DDR-Volkshelden. Als erster Mensch überhaupt fliegt der Kosmonaut Juri Garagin am 12. April 1961 ins All.

Kosmonaut Sigmund Jähn im Raumanzug 1 min
Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

1987: BRD erhöht Begrüßungsgeld

Am 26. August 1987 beschließt die Regierung der BRD, das Begrüßungsgeld für Menschen aus der DDR pro Person von zweimal 30 DM auf einmal 100 DM im Jahr anzuheben. DDR-Bürgerinnen und -Bürgern war es nicht gestattet, mehr als 70 DM Bargeld bei einem Westbesuch bei sich zu tragen. 1987 senkt die DDR-Regierung diesen Betrag. Daraufhin erhöht die BRD das Begrüßungsgeld. In den Wochen nach der Wiedervereinigung ist die Nachfrage so groß, dass die Banken auch nachts geöffnet bleiben. Insgesamt 1,7 Milliarden Euro zahlt die Bundesrepublik an Einreisende aus der DDR aus. Anfang 1990 wird das Begüßungsgeld eingestellt.

Ostdeutsche stehen 1989 vor einer Sparkassen-Filiale in Berlin für das Begrüßungsgeld an.
Ostdeutsche stehen 1989 vor einer Sparkassen-Filiale in Berlin für das Begrüßungsgeld an. Bildrechte: imago images/imagebroker

1992: Teilung der ČSSR beschlossen

1992 einigen sich die Ministerpräsidenten der Teilrepubliken Tschechien, Václav Klaus, und der Slowakei, Vladimir Meciar, auf die friedliche Auflösung der ČSSR zum 1. Januar 1993. Die Zukunftsvisionen der beiden Völker sind ihrer Meinung nach unvereinbar. Zudem sind beide Politiker nicht dazu bereit, die Macht in ihrem Land zu teilen. Obwohl Bilder feiernder Menschen in Prag und Bratislava um die Welt gehen, sind zwei Drittel der Tschechen und Slowaken gegen die Teilung der Föderation.

Menschen feiern 1992 in Bratislava
Nachdem 1992 die Trennung der ČSSR bekannt gegeben wird, gehen Bilder jubelnder Menschen um die Welt. Der Großteil der Tschechien und Slowaken ist jedoch gegen eine Teilung. Bildrechte: imago/CTK Photo