#blickzurück: Kalenderblatt der Geschichte Das geschah am 15. Juli

15. Juli 2022, 05:00 Uhr

1869: Margarine patentiert

Am 15. Juli 1869 erhält der französische Chemiker Hippolyte Mège-Mourriés ein Patent auf die Entwicklung von Margarine. Die Initiative der Erfindung geht auf Napoleon III. zurück. Dieser veranstaltete 1866 ein Preisausschreiben für einen Butterersatz, durch den die Franzosen in Notzeiten versorgt werden sollten. Der Chemiker Hippolyte Mège-Mouriès war 1869 erfolgreich und meldet seine "beurre économique" ("preiswerte Butter") zum Patent an. Die Margarine besteht aus einer Mischung aus Rindertalg, Milch, Wasser und zerkleinertem Kuheuter. Später wird der neue Butterersatz in Margarine umbenannt. Mège-Mouriès verkauft sein Patent 1871.

Margarine im Becher
1871 wird in Köln die erste deutsche Margarinefabrik eröffnet, die Benedikt Klein Margarinewerke. Die Konkurrenz wächst schnell, so gibt es 1885 bereits 45 deutsche Firmen, die Margarine produzieren. Bildrechte: IMAGO / HRSchulz

1937: Baubeginn des KZ Buchenwald

Am 15. Juli 1937 beginnen unter SS-Aufsicht die ersten Häftlinge das Konzentrationslager Buchenwald aufzubauen. Auf dem Ettersberg bei Weimar werden vor allem Menschen jüdischer Herkunft, Regimegegner, Sinti und Roma, Wohnungslose, Zeugen Jehovas, Vorbestrafte oder Homosexuelle interniert und ermordet. 8.000 sowjetische Kriegsgefangene erschießt die SS in einer eigens dafür erdachten Genickschussanlage. Von 1937 bis 1945 sterben im Lager insgesamt mehr als 56.000 Menschen. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges dient das Gelände bis 1950 als sowjetisches Speziallager.  

Die ersten Häftlinge kamen am 15. Juli 1937 ins Lager. Die SS hatte beschlossen, viele kleinere KZ zu schließen und stattdessen nur einige Großlager wie Buchenwald zu bauen.
Insgesamt sind in Buchenwald mit seinen 139 Außenlagern fast 280.000 Menschen inhaftiert.  Bildrechte: Gedenkstätte Buchenwald

1975: Showdown auf der Ostsee

Am 15. Juli 1975 gelingt einer vierköpfigen DDR-Familie die Flucht über die Ostsee mit einem Segelboot. Doch als sie vom Bundesgrenzschutz in Schlepp genommen werden, kommt es zum Showdown mit der DDR-Marine. Die Flüchtigen werden eingekreist. Erst als schwer bewaffnete Verstärkung eintrifft, drehen die DDR-Boote ab.

Doch viele Fragen zur Flucht sind weiterhin offen: Warum schafft es die Familie am helllichten Tag an der streng gesicherten Grenze überhaupt so weit und warum steht ein Boot des Bundesgrenzschutzes punktgenau bereit? Der Vater der Familie, früher Inoffizieller Mitarbeiter der Staatsicherheit, will sich heute nicht dazu äußern.

1987: Flucht im Leichtflieger

Am 15. Juli 1987 flieht der 18-jährige Thomas K. mit dem Flugzeug aus der DDR in die Bundesrepublik Deutschland. Als Fluchtgrund gibt er an, unzufrieden mit dem politischen System der DDR zu sein. In einem Trainingsflugzeug der Gesellschaft für Sport und Technik (GST) flieht der Magdeburger auf den britischen Militärflughafen Gatow in West-Berlin. Am 5. August 1987 wird das Flugzeug an der Glienicker Brücke zurückgegeben.

1990: Protest der DDR-Bauern

Am 15. Juli 1990 fordern Landwirtschaftsverbände in beiden Teilen Deutschlands von den Regierungen in Bonn und Ost-Berlin ein "Notstandsprogramm für die DDR-Landwirtschaft". Als im Zuge der Wirtschafts- und Währungsunion die ersten Westwaren in die Kaufhallen rollen, brechen die LPG-Absätze ein. Gleichzeitig sind die Lebensmittel für den Kunden so teuer, dass weniger gekauft wird. Außerdem fallen die massiven Subventionen durch den Staat weg. Die DDR-Landwirtschaft seht vor dem Kollaps.

Durch den Export von Lebensmitteln nach Russland kann das Chaos schließlich gebremst, aber der Konkurs der DDR-Landwirtschaft nicht aufgehalten werden.

Demonstration von Bauern in Suhl
Demonstration von Bauern in Suhl, 1990 Bildrechte: imago/fossiphoto

1992: Neustrukturierung der Bahn beschlossen

Am 15. Juli 1992 beschließt die Bundesregierung in einem Grundsatzbeschluss die Neustrukturierung der Bahn. Zu diesem Zeitpunkt befinden sich die beiden deutschen Staatsbahnen, – die Bundesbahn im Westen und die Reichsbahn im Osten – in einem schlechten wirtschaftlichen Zustand. Um einen zukunftsfähigen Bahnverkehr in Deutschland zu gewährleisten, setzte das Bundesverkehrsministerium von 1989 bis 1992 eine Kommission ein, die ein Konzept zur Bahnreform entwickelte. Am 9. April 1992 stellte der Bundesverkehrsminister Krause (CDU) das Konzept vor. Die Bundesregierung beschließt am 15. Juli 1992 die Privatisierung der Bahn. Infolge des Beschlusses werden entsprechende Gesetzesentwürfe erarbeitet und die Bahn zum 1. Januar 1994 formell privatisiert.

Die Bahnreform war mehrstufig angelegt. Die erste Stufe bestand aus dem Zusammenschluss der Bundesbahn und der Reichsbahn zur privatrechtlich organisierten Deutsche Bahn AG. Die Bahn wird somit ein privat geführter Konzern im Besitz des Staates. Später soll die Aktiengesellschaft abgelöst werden und anteilig an der Börse verkauft werden. Bundesfinanzminister Steinbrück (SPD) stoppt den Börsengang im Zuge der Finanzkrise 2008. Die völlige Privatisierung der Bahn wird seitdem immer wieder diskutiert.