#blickzurück: Kalenderblatt der Geschichte Das geschah am 9. August

09. August 2022, 05:00 Uhr

1942: Leningrader Sinfonie aufgeführt

Am 9. August 1942 führen völlig entkräftete sowjetische Musiker Dmitri Schostakowitschs "Leningrader Sinfonie" im zerbombten Leningrad auf. Die Stadt wird zu diesem Zeitpunkt von der Wehrmacht belagert. Der Rundfunk überträgt das Konzert live in der ganzen Stadt. Der Komponist Schostakowitsch befindet sich selbst bis Oktober 1941 in seiner Heimatstadt Leningrad. Er widmet die 7. Sinfonie dem Kampf gegen den Faschismus und dem Sieg gegen den Feind. Das Stück wird zum Propagandainstrument und die Sowjetführung befiehlt schon bald, es auch in Leningrad aufzuführen. Um das Stück zu proben, erhalten die Musiker - meist Soldaten - Fronturlaub.

1965: Erste Wohnungen in Halle-Neustadt bezogen

Am 9. August 1965 dürfen die ersten Familien ihre neuen Wohnungen im Block 621 in Halle-Neustadt beziehen. Die Wohnungen sind mit Fernwärme, einem eigenen Badezimmer und manche mit einem Balkon ausgestattet. Ein Luxus für viele Mieter, da in der DDR Wohnungsnot herrscht. Die Grundsteinlegung für das neue Wohngebiet Halle-West erfolge 1964, die künftige "Chemiearbeiterstadt Halle/Saale-West". Gebaut wurden die Wohntürme nach der Plattenbauweise. Um den Bau zu beschleunigen, ließ die DDR-Führung ein eigenes Wohnungsbaukombinat und ein Plattenwerk errichten. Halle-Neustadt galt als Musterbeispiel für die "sozialistische Planstadt" und sollte Wohnraum für die unzähligen Arbeiter der nahegelegenen Chemiewerke Leuna und Buna schaffen. 1968 wird das Gebiet vom Stadtteil Halle-West zur selbstständigen Stadt Halle-Neustadt erklärt. Bis zum Jahr 1989 steigt die Einwohnerzahl von Halle-Neustadt auf mehr als 100.000. Nach der Wende sinkt die Einwohnerzahl jedoch rapide, auf nur noch 45.000 Einwohner im Jahre 2009. Heute ist die Neustadt Teil der Stadt Halle, viele Wohntürme stehen leer und das Viertel gilt als sozialer Brennpunkt.

1989: Erstbesteigung des Pik-Leipzig

Am 9. August 1989 gelingt einer DDR-Bergsteigergruppe der Aufstieg eines Berges im Pamirgebirge. Die Männer aus Leipzig, Ralf Brummer, Siegfried Wittig, Erhard Klingner und Wolfgang Hempel sind die ersten auf dem Gipfel und benennen den Berg nach ihrem Wohnort: Pik-Leipzig. Der Berg befindet sich direkt auf der Grenze des heutigen Kasachstan und Kirgistan im westlichen Transalaigebirge. Brummer hatte im April 1989 überraschend die Genehmigung der sowjetischen Behörden für den Aufstieg erhalten. Die enorm hohen Kosten für die Expedition konnten die Bergleute jedoch nicht alleine aufbringen. Schließlich war es der Deutsche Turn- und Sportbund (DTSB), der die Reise der Männer finanzierte. Der Erfolg ihrer Expedition wird nach ihrer Rückkehr im Oktober 1989 öffentlich kaum wahrgenommen. 2014 gelingt Steffen Löfflmann und Christian Vettermann mit der Hilfe von Ralf Brummer der zweite Aufstieg.

1999: Wladimir Putin wird Ministerpräsident

Am 9. August 1999 ernennt Russlands amtierender Präsident Boris Jelzin den Direktor des Inlandsgeheimdienstes (FSB), Wladimir Putin, zum Ministerpräsidenten. Eine Woche später bestätigt das Parlament Putin als neuen Regierungschef. Am 31. Dezember 1999 erklärt Boris Jelzin seinen Rücktritt und kurz darauf, am 26. März 2000, wird Putin zum Staatspräsidenten Russlands gewählt. Seither baut er seine Macht stetig aus: Dank einer Verfassungsänderung könnte er bis 2036 im Amt bleiben.

2007: Ulrich Plenzdorf stirbt

Am 9. August 2007 stirbt Ulrich Plenzdorf in seiner Heimatstadt Berlin. Plenzdorf machte sich vor allem als Drehbuchautor bei der DEFA (Die Legende von Paul und Paula) und Schriftsteller (Die neuen Leiden des jungen W.) einen Namen – sowohl in der DDR als auch in der Bundesrepublik. In seinen Werken setzte er sich kritisch mit der sozialen und politischen Realität der DDR auseinander. Plenzdorf stirbt im Alter von 72 Jahren nach längerer Krankheit.

Schriftsteller Ulrich Plenzdorf
Ulrich Plenzdorf zählt zu den erfolgreichsten und bekanntesten Schriftstellern und Drehbuch-Autoren der DDR.  Bildrechte: IMAGO / epd

2007: Beginn der Finanzkrise in Europa

Am 9. August 2007 pumpt die Europäische Zentralbank (EZB) 94,6 Milliarden Euro in die Märkte. Grund ist die US-Immobilienkrise, die Europa erreicht hat. Sie löst eine weltweite Banken- und Finanzkrise aus, die durch das Eingreifen der EZB nicht gestoppt werden kann: Nachdem die traditionsreiche US-Investmentbank Lehman Brothers 2008 insolvent geht, erlebt Deutschland die größte Rezession seit dem Zweiten Weltkrieg. Die deutsche Politik richtet daraufhin einen staatlichen Bankenrettungsfond ein und schafft eine eigene Behörde: die Bundesanstalt für Finanzmarkt-Stabilisierung.

2016: NS-Aktenfund in Erfurter Gesundheitsamt

Am 9. August 2016 finden Bauarbeiter im Gebäude des ehemaligen Erfurter Gesundheitsamtes unzählige Akten des Gesundheitsamtes aus NS-Zeiten. Die Akten waren in einem Hohlraum über einer Kühlzelle für Medikamente und Impfstoffe versteckt worden. Viele der Papiere entstammen der Abteilung "Erb- und Rassenpflege", die in den 1930er-Jahren in allen deutschen Gesundheitsämtern eingerichtet wurde. Die dokumentierten Daten waren Grundlage für Maßnahmen wie Zwangssterilisation oder der Massenmord an Kranken und Behinderten durch die "Euthanasie". 2.300 Namen sind in den gefundenen Akten erfasst, entsprechend der Krankheiten der Patienten erhielten die Akten farbige Reiter. Der Fund ist laut Stadt Erfurt der "größte Aktenfund aus dem historischen Bestand des Gesundheitsamtes". Die Akten lagern seitdem im Erfurter Stadtarchiv.