#blickzurück: Kalenderblatt der Geschichte Das geschah am 29. Juli

29. Juli 2022, 05:00 Uhr

1993: Todesurteil von John Demjanjuk wird aufgehoben

Das Todesurteil gegen John Demjanjuk wird am 29. Juli 1993 vom Obersten Gerichtshof in Israel aufgehoben. Es sei nicht zweifelsfrei erwiesen, dass Demjanjuk als Aufseher in einem KZ in Polen eine Vergasungsanlage betrieben und Häftlinge sadistisch gefoltert habe.

Demjanjuk steht zwischen 1988 und 1993 in Israel als NS-Kriegsverbrecher vor Gericht. Fünf Überlebende aus dem KZ Treblinka hatten Demjanjuk als den früheren KZ-Aufseher "Iwan der Schreckliche" identifiziert. Das Gericht in Israel hatte keine Zweifel daran, dass Demjanjuk der Treblinka-Massenmörder sei und verurteilte ihn im April 1988 zum Tode.

1993 wird durch die Öffnung von sowjetischen Archiven bekannt, dass Demjanjuk nicht "Iwan der Schrecklich" gewesen sein kann. Am 29. Juli 1993 wird das Todesurteil daher aufgehoben und Demjanjuk darf zurück nach Amerika, wohin er nach Kriegsende emigriert war. Hier hatte er bei Ford angefangen zu arbeiten und die amerikanische Staatsbürgerschaft bekommen.

Doch 2009 wird Demjanjuk von den USA nach Deutschland überstellt. Hier steht er 2011 wieder vor Gericht. Die Anklage: Er soll im KZ Sobibór in Polen an der Ermordung von mindestens 29.000 Jüdinnen und Juden beteiligt gewesen sein. Als wichtigster Beleg für die Anklage dient sein SS-Dienstausweis. Am 12. Mai 2011 verhängt das Landgericht München eine fünfjährige Haftstrafe gegen den damals 91-jährigen. Da keine Fluchtgefahr besteht, setzt der Richter das Urteil außer Vollzug. Demjanjuk kommt in ein Pflegeheim, wo er im März 2012 stirbt.

Auschwitzgefangene vorm Häftlingskrankenhaus mit Video
Als der Marsch am 18. Januar los geht, liegen viele Gefangene im Krankenbau. Der Großteil ist zu schwach um das Lager zu verlassen und bleibt zurück. Hier sind sie kurz nach der Befreiung mit Rotarmisten zu sehen. Bildrechte: Sarah Leyk

1992: Auslieferung Erich Honeckers

Am 29. Juli landet Erich Honecker, ehemaliger Staatsratsvorsitzender und höchster Politiker der DDR, in Berlin und wird dort von den deutschen Behörden verhaftet. Zuvor sind er und seine Frau Margot nach Moskau geflohen. Dort ordnet das Innenministerium die Ausweisung Honeckers bis zum Dezember 1991 an. Das Ehepaar sucht danach Zuflucht in der chilenischen Botschaft.

In Berlin angekommen kommt Honecker in Haft und am 12. November 1992 eröffnet das Landgericht Berlin gegen ihn den Prozess. Die Anklage: Totschlag und versuchter Totschlag in 68 Fällen. Aufgrund von Honeckers sich rapide verschlechternder Gesundheit wird das Verfahren am 12. Januar 1993 eingestellt. Honecker fliegt nur einen Tag später zu seiner Frau Margot ins Exil nach Chile. Dort verstirbt er im Mai 1994.

1974: Schriftsteller Erich Kästner gestorben

Am 29. Juli 1974 stirbt Erich Emil Kästner in München an Speiseröhrenkrebs. Bekannt wurde der in Dresden geborene Schriftssteller durch Gedichtbände, das Hör- und Bühnenstück "Leben in dieser Zeit", der Roman "Fabian" und vor allem durch seine Kinderbücher.

1929 legt Kästner "Emil und die Detektive" vor. Der Roman wird zunächst als Buch und 1930 als UFA-Film ein Erfolg. Andere erfolgreiche Kinderbücher, die zum Teil verfilmt werden oder Vorlagen für das Theater liefern, folgen.

Die Zeit als erfolgreicher Schriftsteller nimmt mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 ein jähes Ende: Seine Bücher werden verbrannt, er bekommt Schreibverbot. Ein Jahr später wird er von der Gestapo verhaftet – allerdings nach ein paar Tagen wieder frei gelassen. Kästner flieht mit seiner Kollegin und Lebensgefährtin Luiselotte Enderle nach Österreich.

Nach dem Kriegsende kommt Kästner zurück und lebt in München. Er leitet die Feuilletonredaktion der "Neuen Zeitung". Außerdem wird er zwischen 1946 und 1949 Herausgeber der Jugendzeitschrift "Pinguin". Ein Anschluss an die ganz großen Erfolge gelingt ihm nur noch 1949 mit dem "Doppelten Lottchen", das 1950 verfilmt wird.

1958: NASA gegründet

Am 29. Juli 1958 unterzeichnet der damalige US-Präsident Dwight D. Eisenhower das "National Aeronautics and Space"-Gesetz und gründet damit die Weltraumbehörde NASA. Das neue Unternehmen zählt zu Beginn 8.000 Mitarbeiter. Inzwischen hat die Raumfahrtbehörde mit Hauptsitz in Washington D.C. und einem Milliardenbudget rund 18.000 Mitarbeiter in den USA.

Das erste bemannte amerikanische Raumfahrtprojekt ist das Mercury-Programm. Im Dezember 1959 fliegt der Rhesusaffe Sam bis auf eine Höhe von 85 Kilometern. Es folgen weitere Versuche, bis das Mercury-Projekt am 12. Juni 1963 offiziell endet. Als Abschluss fliegt Gordon Cooper vom 15. Mai bis 16. Mai 1963 ins All. Wenige Jahre später landen am 20. Juli 1969 Neil Armstrong und Buzz Aldrin als erste Menschen auf dem Mond und kehren am 24. Juli sicher auf die Erde zurück.

1957: Gründung Internationale Atomenergiebehörde

Am 29. Juli 1957 ratifizieren die USA unter Präsident Dwight D. Eisenhower das Statut der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEA). Der Tag gilt deshalb als offizieller Gründungstag der Behörde, deren oberste Aufgabe es ist, den Beitrag der Kernergie für die Erhaltung des Friedens weltweit zu fördern. Dazu gehört es auch, die internationale Zusammenarbeit bei der Anwendung radioaktiver Stoffe zu unterstützen und die militärische Nutzung von Kernwaffen zu verhindern. So überwacht die IAEA die Einhaltung des Atomwaffensperrvertrages. Die Behörde steht in direkter Verbindung zu den Vereinten Nationen und erstattet verschiedenen Gremien regelmäßig Bericht über die internationale Sicherheitslage. Für ihre Bemühungen für die internationale Sicherheit erhält die Organisation 2005 den Friedensnobelpreis. Bis heute ist der Sitz der IAEA in Wien.

Fahne mit dem Logo der Internationalen Atomenergie-Organisation
Die IAEA gründet sich 1957. Ihr oberstes Ziel: Den friedlichen Einsatz von Kernwaffen zu wahren. Bildrechte: imago images/Panthermedia

Bereits 1948 verabschiedet die Generalversammlung der neugegründeten UN einen Beschluss mit der Idee, eine Organisation zur Überwachung der weltweiten Kernwaffenbestände zu gründen. Die eskalierenden Spannungen in den früheren Jahren des Kalten Krieges beschleunigen schließlich die Gründung.

1921: Adolf Hitler wird NSDAP-Vorsitzender

Auf einer außerordentlichen Mitgliederversammlung der NSDAP, wird Adolf Hitler am 29. Juli 1921 zum Parteivorsitzenden gewählt. Er löst damit Anton Drexler ab, der die Arbeiterpartei 1919 gründete. Hitler trat der radikal-nationalistischen Deutschen Arbeiter-Partei DAP schon im Gründungsjahr bei. 1920 wird sie zur Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiter-Partei umbenannt.

1923 scheitert der von Hitler angezettelte Putsch, "Marsch auf die Feldherrnhalle". Die NSDAP wird verboten und Hitler zu fünf Jahren Festungshaft wegen Volksverrats verurteilt. Nachdem Hitler bereits 1924 vorzeitig aus der Haft entlassen wird, gründet sich die NSDAP neu – nun mit dem Ziel, die Macht auf legalem Wege zu erreichen.

Doch bei der Wahl 1928 zum vierten Reichstag stimmen gerade einmal 2,6 Prozent der Wähler für die Nationalsozialisten. Der sozialdemokratische Reichskanzler Hermann Müller bildet die letzte demokratisch gewählte Regierung der Weimarer Republik.

1932, auf dem Höhepunkt der Weltwirtschaftskrise, geht die NSDAP als die mit Abstand stärkste Partei aus den beiden Reichstagswahlen 1932 hervor. In den Jahren zuvor hatten weder Hindenburg noch die vorangegangenen Regierungen etwas gegen die offensichtlich verfassungsfeindliche Partei unternommen. Doch auf Grund instabiler Regierungen und immer lauter werdender Rufe, Hitler solle Reichskanzler werden, ernennt Hindenburg ihn am 30. Januar 1933 zum Regierungschef. Nur wenige Wochen später nutzen die Nationalsozialisten ihre Machtstellung, um mit Notverordnungen alle politischen Gegner zu unterdrücken.