#blickzurück: Kalenderblatt der Geschichte Das geschah am 2. August

02. August 2022, 05:00 Uhr

1945: Siegermächte unterzeichnen Potsdamer Abkommen

In der Nacht zum 2. August 1945 unterzeichnen die Staatsoberhäupter Winston Churchill, Harry Truman und Josef Stalin das Potsdammer Abkommen. Das Protokoll soll die Zukunft Deutschlands nach Ende des Zweiten Weltkrieges regeln.

Wie auch schon bei den Konferenzen von Teheran und Jalta stehen die neuen Staatsgrenzen Deutschlands, die Umsiedlung von Deutschen aus früheren Ostgebieten und Reparationszahlungen im Fokus der Verhandlungen. Vor allem im letzten Punkt sind sich die Siegermächte uneinig. Auf der Konferenz in Potsdam, die am 17. Juli begonnen hatte, einigten sich die Staatsoberhäupter darauf, Deutschland in Besatzungszonen aufzuteilen. Die neuen Staatsgrenzen führen in der Folge zu weiteren Fluchtbewegung mit insgesamt 15 Millionen Vertriebenen.

Im Falle der Reparationen verzichten die USA und Großbritannien weitestgehend auf ihre Forderungen. Die Sowjetunion beharrt auf ihren Ansprüchen. Die Sowjetische Besatzungszone muss folglich allein die Reparationszahlungen an die Sowjetunion aufbringen – mit verheerenden Folgen für die eigene Wirtschaft.

1945: Sudetendeutschen verlieren Staatsbürgerschaft

Am 2. August tritt das "Beneš-Dekret Nr. 33" in Kraft. Darin heißt es: "Tschechoslowakische Staatsbürger deutscher oder magyarischer Nationalität [...] haben mit dem Tag der Erwerbung dieser Staatsangehörigkeit die tschechoslowakische Staatsbürgerschaft verloren." Den Sudetendeutschen wird damit die tschechoslowakische Staatsbürgerschaft aberkannt. Der Erlass ist einer von insgesamt 143 Dekreten des tschechoslowakischen Staatspräsidenten Edvard Beneš. Noch während er sich im Mai 1945 im Exil befindet, erlässt er die ersten Dekrete. Sie sollen die Wiedererrichtung des tschechoslowakischen Staates ermöglichen. Die "Beneš-Dekrete" werden als rechtliche Grundlage für die Vertreibung der Sudetendeutschen angesehen, auch wenn diese nie explizit angeordnet werden.

Edvard Benes
Der Staatspräsident Edvard Beneš unterschreibt im Prager Schloss das Dekret zur Aberkennung der tschechoslowakischen Staatsbürgerschaft. Bildrechte: imago/CTK Photo

Die Vertreibungen sind bereits in vollem Gange. Nach Ende des Zweiten Weltkrieges werden zwischen Mai und Juli 1945 schätzungsweise bis zu 800.000 Sudetendeutsche aus der Tschechoslowakei vertrieben. Diese sogenannten "wilden" Vertreibungen werden von Gewalttaten begleitet, die die tschechoslowakische Bevölkerung an ihren deutschen Mitbürgern verübt – aus Rache an den deutschen Besatzern. Viele Sudetendeutsche flüchten in grenznahe Städte in der neuen Sowjetischen Besatzungszone und der späteren DDR, darunter Görlitz, das den Flüchtlingsstrom nicht bewältigen kann. Nach Schätzungen werden bis 1946 insgesamt drei Millionen Sudetendeutsche aus der Tschechoslowakei vertrieben, ungefähr 850.000 von ihnen finden in Ostdeutschland eine neue Heimat.

1964: Erster Bus mit freigekauften DDR-Häftlingen erreicht die Bundesrepublik

1964 erreicht der erste Bus mit freigekauften Häftlingen aus der DDR die Bundesrepublik. Sein Weg führt von der Stasi-Haftanstalt in Karl-Marx-Stadt über den Grenzübergang Herleshausen-Wartha in ein Notaufnahmelager im hessischen Gießen. An der Grenze wird das DDR-Kennzeichen mit einem westdeutschen ausgetauscht, um nicht aufzufallen. Bald verkehren alle paar Wochen Reisebusse mit jeweils mehreren Dutzend Häftlingen auf dieser Route.

Von 1963 bis 1989 kauft die Bundesrepublik insgesamt 33.755 politische Häftlinge aus DDR-Gefängnissen frei – jährlich zwischen 500 und 1.500 Menschen. Die DDR erhält im Gegenzug Warenlieferungen und Devisen im Wert von mehr als 3,5 Milliarden D-Mark. Die Haftanstalt auf dem Kaßberg in Karl-Marx-Stadt wird dabei zur "Drehscheibe" des Geschäfts: Etwa 90 Prozent der freigekauften Häftlinge verlassen von hier aus die DDR. Fast jeder dritte politische DDR-Häftling wird freigekauft. Das Tauschgeschäft ist aber kontrovers und in beiden Staaten strengste Geheimsache.

Gefängnis Kaßberg
Die ehemalige Stasi-Haftanstalt auf dem Chemnitzer Kaßberg: Bis 1989 ist sie "Drehscheibe" für die freigekauften Häftlinge aus der DDR. Bildrechte: MDR/Mario Unger

2011: Ölbohrungen auf Usedom

Vor zehn Jahren berichtet MDR Aktuell von dem Vorhaben der deutsch-kanadischen Firma Central European Petroleum (CEP), auf der Ostsee-Insel Usedom nach Öl zu bohren. CEP investiert zehn Millionen Euro und beginnt im August 2011 mit Probebohrungen. Die zu dieser Zeit hohen Ölpreise lassen die Ölbohrungen attraktiv erscheinen, CEP vermutet ca. 1,3 Millionen Tonnen Öl auf der Insel. Gleichzeitig bringt sein Vorhaben das Unternehmen in Konflikt mit Anwohnern, Naturschützern und der Tourismusbranche. 2016 stellt CEP sein Vorhaben ein, die Bohrungen haben sich als unwirtschaftlich herausgestellt. Bereits in den 1960ern war an derselben Stelle Öl entdeckt und von 1966 bis 1986 in der nahegelegenen Gemeinde Lütow Erdöl gefördert worden.

Tiefenförderpumpe zur Ölgewinnung unweit von Lütow
Tiefenförderpumpe zur Ölgewinnung unweit der Gemeinde Lütow auf Usedom Bildrechte: imago/BildFunkMV

2020: Gemeinsames Gedenken an die Ermordung von Sinti und Roma

Zum ersten Mal gedenken 2020 Vertreterinnen und Vertreter von Sinti und Roma, Juden und Christen gemeinsam der Sinti und Roma, die am 2. August 1944 im KZ Auschwitz-Birkenau ums Leben kamen. An diesem Tag war das sogenannte "Zigeunerlager" des KZ "liquidiert" worden.

Bereits im Mai 1944 versuchen SS-Männer, das "Zigeunerlager" aufzulösen. Die Häftlinge können sich diesem Vorhaben jedoch zunächst widersetzen. Daraufhin schickt die SS noch arbeitsfähige Sinti und Roma in andere KZ, die verbleibenden werden am 2. August vergast. 3.000 Sinti und Roma werden an diesem Tag getötet.

Seit 1933 sind die Sinti und Roma im Dritten Reich gezielter Diskriminierung und Verfolgung ausgesetzt. 1942 ordnet Heinrich Himmler an, alle Sinti und Roma innerhalb weniger Wochen in KZ zu internieren. Schätzungen zufolge fallen zwischen 220.000 und 500.000 von ihnen der Nazi-Diktatur in Europa zum Opfer.