#blickzurück: Kalenderblatt der Geschichte Das geschah am 15. August

15. August 2022, 05:00 Uhr

1911: Hans Fruck wird geboren

Hans Fruck wird am 15. August 1911 in Berlin geboren. Da er aus einer Arbeiterfamilie kommt, beschäftigt er sich schon früh mit sozialen Ungleichheiten. 1925 tritt er der Sozialistischen Arbeiterjugend bei, 1927 dem Kommunistischen Jugendverband und 1929 der Kommunistischen Partei. 1933 und 1934 ist er am Widerstand (Herbert-Baum-Gruppe) gegen den Nationalsozialismus beteiligt. Nach 1945 sucht er einen Weg, die neue gesellschaftliche Ordnung mitzugestalten. Er tritt 1946 der SED bei und arbeitet ab 1950 im Ministerium für Staatssicherheit. Ab 1956 ist er stellvertretender Leiters der Hauptverwaltung Aufklärung. Für seine Dienste erhält er 1969 den Vaterländischen Verdienstorden und 1981 den Karl-Marx-Orden. 1977 begibt er sich in den Ruhestand. Fruck stirbt im Dezember 1990 in Berlin.

1926: Erste Telefonate ohne Vermittlung in Teilen Berlins

Ab dem 15. August 1926 werden die "Fräulein vom Amt" zusehends überflüssig. Teile Berlins gehen in den "Wählbetrieb" und Anrufe werden automatisch weitergeleitet, ohne dass eine Fernsprechgehilfin Kabel umstecken muss. Der Hintergrund dieser technischen Entwicklung ist, dass mit zunehmender Anzahl an Telefonaten die Telefonistinnen vielerorts nicht mehr alle Anrufe effizient verbinden konnten.

Die erste Telefonvermittlung der Welt gibt es am 17. Mai 1877 in Washington. Als der US-Amerikaner Almon Strowger 1889 den Hebdrehwähler erfindet, dauert es nur noch drei Jahre, bis in den USA die erste automatische Vermittlungsstelle eingerichtet wird. Das erste deutsche "Selbstanschlussamt" gibt es bereits 1908 im Stadtgebiet von Hildesheim. Mit Beginn der deutschen Teilung bis 1989 müssen alle Telefonate aus Ost-Berlin in den Westen angemeldet und weiterhin per Hand vermittelt werden.

Telefonistin bei der Arbeit. In der Telefonzentrale von Radio München.
Ab 1926 wurde es auch in Berlin allmählich überflüssig: Das "Fräulein vom Amt". Bildrechte: imago images/Rolf Poss

1936: Erstes Lebensborn-Heim eröffnet

Unter dem Decknamen "Heim Hochland" öffnet am 15. August 1936 das erste Heim des Lebensborn e.V. im oberbayerischen Steinhöring. Bis 1945 kommen dort 1409 Kinder zur Welt. Solche Heime waren geheime Einrichtungen, in denen eine "arische Elite" herangezüchtet werden sollte. SS-Chef Heinrich Himmer hatte den Lebensborn e.V. 1935 zur "Förderung des reinrassigen Geburtenwachstums" ins Leben gerufen. Auch unverheiratete Frauen mit "arischer Abstammung" werden in den Heimen aufgenommen, verpflegt und können dort für die ersten Monate ihre Kinder betreuen. Ihr Nachwuchs erhält danach nationalsozialistische Vormünder. Auch in Mitteldeutschland gibt es Lebensborn-Heime, unter anderem in Wernigerode. In besetzten Gebieten in Osteruropa bringen die Nazis gegen den Willen der Eltern "arisch" aussehende Kinder in den Heimen unter, um sie später an deutsche Familien zu vermitteln.

Schwester bei der Babybetreuung in einem Lebensborn, in der NS-Zeit.
Schwester bei der Babybetreuung in einem Lebensborn-Heim in der NS-Zeit Bildrechte: imago/United Archives International

1941: Letzte Krankenmorde in Bernburg

Am 15. August 1941 finden die letzten Krankenmorde in der Tötungsanstalt Bernburg statt. Auf dem Gelände des heutigen Fachklinikums befindet sich ab 1940 eine der sechs zentralen "Euthanasie"-Anstalten, in denen die Nationalsozialisten Menschen mit Gas töten. Die Todesopfer sind Patientinnen und Patienten aus Heil-und Pflegeanstalten sowie Häftlinge aus den Konzentrationslagern Buchenwald, Flossenbürg, Groß-Rosen, Neuengamme, Ravensbrück und Sachsenhausen. Alle dort stattgefundenen Morde unterliegen der sogenannten Aktion 14f13, also der Selektion und Tötung von als "krank", "alt" und "nicht mehr arbeitsfähig" markierten KZ-Häftlingen im Deutschen Reich. Heute befindet sich an dieser Stelle die Gedenkstätte für die Opfer der NS-"Euthanasie". Die baulichen Überreste der Vernichtungsanlage sind zum Teil erhalten, darunter beispielsweise die Gaskammer.

1969: Woodstock-Festival beginnt

Vom 15. bis 18. August 1969 findet das berühmte Woodstock-Festival statt. Als Veranstaltungsort dienen außerplanmäßig Weidefelder nahe der Kleinstadt Bethel und nicht das 70 Kilometer entfernte namensgebende Woodstock. Die Einwohner und Einwohnerinnen Woodstocks protestierten gegen das Vorhaben. In der Folge erhielten die Veranstalter eine Absage des angedachten Festivalspielortes. Mit rund 400.000 Besuchern und Besucherinnen, Veranstaltungskosten um die 2,7 Millionen Dollar und Künstlern und Künstlerinnen wie Janis Joplin, Joe Cocker, The Who und Jimi Hendrix. Das Festival wird zum Höhepunkt der Hippiebewegung in den USA und steht bis heute für Frieden, Kunst und Drogen.

1996: Erstes Smartphone kommt auf den Markt

Zu einem stolzen Preis von 2.700 D-Mark kam 1996 der Nokia 9000 Communicator auf den Markt. Es war das erste internetfähige Handy und damit der Vorläufer des heutigen Smartphones. Neben SMS kann man mit dem Gerät auch E-Mails versenden und empfangen und auf Webseiten mit HTML zugreifen, außerdem konnte es Faxe verschicken. Allerdings kommen erst 2007 die ersten Smartphones, wie wir sie heute kennen, auf den Markt. Das erste iPhone von 2007 ist eines der ersten Handys, die sich ausschließlich über Touchscreen bedienen lassen. Heute ist das Smartphone das beliebteste technische Gerät weltweit: Es ist Kamera, Navigationsgerät und Notizbuch in einem.

Das Nokia Communicator 9000
Der Vorläufer aller Smartphones: Der Nokia Communicator 9000 Bildrechte: Verfügbar für Kunden mit Rechnungsadresse in Deutschland.

1996: Bau umstrittener Waldschlösschenbrücke in Dresden beschlossen

Am 15. August 1996 beschließt der Stadtrat in Dresden den Bau der Waldschlösschenbrücke. Diese soll das Verkehrsaufkommen bewältigen und Dresden als möglichen Standort für neue Unternehmen attraktiver machen. Der Entscheidung waren monatelange Diskussionen im Stadtrat vorausgegangen. CDU, FDP und DSU befürworteten das 185 Millionen D-Mark teure Vorhaben. SPD und Grüne hingegen wollten zentrumsnäher bauen. Der Beschluss war schließlich nötig gewesen, da sonst der Freistaat Sachsen nicht mehr einen Großteil der Kosten übernommen hätte.

Auch nach dem Beschluss ist die Waldschlösschenbrücke umstritten, Naturschützer sträuben sich lange gegen das Vorhaben. Erst im November 2007 kann der Bau beginnen. Wegen der Umweltfolgen des Brückenbaus entzieht die UNESCO dem Dresdner Elbtal jedoch im Jahr 2009 als erster Kulturstätte den Weltkulturerbe-Status. Erst 2013, 17 Jahre nach Beschluss, wird die Waldschlösschenbrücke endlich fertiggestellt.

Waldschlösschenbrücke im Bau, 2009 1 min
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