#blickzurück: Kalenderblatt der Geschichte Das geschah am 27. März

27. März 2023, 05:00 Uhr

1907: Kaufhaus des Westens (KaDeWe) wird eröffnet

Am 27. März 1907 wird in Berlin das Kaufhaus des Westens (KaDeWe) eröffnet. Mit exotischen Speisen, exklusiven Waren und Serviceleistungen begeistert es die Besucher aus aller Welt. Mit dem Bau der Berliner Mauer 1961 verliert das in West-Berlin gelegene KaDeWe einen erheblichen Teil seiner Mitarbeiter und Stammbesucher. Dennoch passt sich das Warenhaus an die neue Situation an. Allmählich findet es zu seiner Größe zurück und erweitert die Fläche durch den Anbau einer Glaskuppel. Mit seinen 60.000 Quadratmetern Verkaufsfläche gehört es heute zu den größten Kaufhäusern der Welt. Kurz nach dem Mauerfall 1989 zählt es die meisten Besucher: Bis zu 200.000 Kunden strömen täglich ins KaDeWe, um sich dem Luxus und den Marken aus aller Welt hinzugeben.

1952: Attentat auf Kanzler Adenauer scheitert

Am 27. März 1952 explodiert in der Münchner Polizeistation eine Paketbombe, die an Kanzler Adenauer adressiert ist. Beim Öffnen des Paketes stirbt ein Sprengmeister. Zu dem Attentat bekennt sich die Organisation jüdischer Partinsanen (eine Splittergruppe der Partisanengruppe) aus Israel. Vermutlich will sie damit die Annäherung der Bundesrepublik an Israel sabotieren. Das Attentat ist bis heute nicht vollständig aufgeklärt, fünf Verdächtige wurden festgenommen, die Tat konnte ihnen aber nicht nachgewiesen werden.

1953: Luxemburger Abkommen tritt in Kraft

Am 27. März 1953 tritt das "Luxemburger Abkommen" in Kraft. Es war am 10. September 1952 im Luxemburger Rathaus zwischen der BRD und Israel verabschiedet worden. Es legt die finanzielle Unterstützung der Ansiedlung und Eingliederung jüdischer NS-Verfolgter in Israel fest. Unterzeichnet wurde es von Bundeskanzler Konrad Adenauer für die Bundesrepublik Deutschland und dem israelischen Außenminister Mosche Scharett. Heute gilt es als Grundlage für alle weiteren Regelungen zur Wiedergutmachung nationalsozialistischen Unrechts.

1968: Numerus Clausus beschlossen

Am 27. März 1968 wird der Numerus Clausus von der Westdeutschen Rektorenkonferenz in Bonn beschlossen. Die Regelung soll das Problem der überfüllten Hörsäle und Seminare an den Universitäten lösen. “Numerus Clausus“ bedeutet auf Deutsch etwa “beschränkte Anzahl“ und wird aus dem Durchschnitt der Abitur-Noten der Bewerber ermittelt. Künftig entscheidet die Abitur-Note über den Zugang zum Studiumplatz. Gibt es zu einem Studiengang mehr Bewerber als Studienplätze, wird der Numerus Clausus ermittelt. Liegt die Abitur-Note darunter, kann das Studium aufgenommen werden. Liegt sie darüber, muss ggf. auf eine andere Universität ausgewichen werden. Die Regelung ist bis heute umstritten. Das Bundesverfassungsgericht hat 2017 geurteilt, dass der Numerus Clausus teilweise unvereinbar mit dem Grundgesetz auf die freie Wahl der Ausbildungsstätte ist.

1968: Todestag von Juri Gagarin

Am 27. März 1968 stirbt der sowjetische Kosmonaut Juri Gagarin bei einem Flugzeugabsturz. Über die Ursache für den tödlichen Absturz wird bis heute gerätselt. Am 12. April 1961 hatte Gagarin als erster Mensch im Raumschiff "Wostok I" die Welt umrundet. Seine Chancen, wieder lebend zur Erde zurückzukehren, lagen bei unter 50 Prozent. Knapp 90 Minuten umkreiste Gagarin den Erdball. Der aus einfachen Verhältnissen stammende Bauernsohn wurde damit weltberühmt und wurde als sowjetischer Nationalheld gefeiert. Sein Flug verschaffte der Sowjetunion einen entscheidenden Vorteil beim Wettlauf ins All. Als er seine Ausbildung zum Kampfpilot fortsetzen wollte, stirbt er bei einem Übungsflug in seiner MiG-15.

1981: Größter Generalstreik im Ostblock

Am 27. März 1981 ruft die polnische Gewerkschaft Solidarność (Solidarität) zum Generalstreik in Polen auf. Zwischen 8 Uhr morgens und 12 Uhr mittags legen an diesem Tag mindestens zehn Millionen Polen die Arbeit nieder. Der Streik ist damit sowohl der größte in der polnischen Geschichte, als auch der bisher größte in einem Ostblockstaat. Die Solidarność reagiert damit auf eine Reihe von Gewalttaten der polnischen Polizei gegen die Anführer der Gewerkschaft.

Die Gewerkschaft hatte sich während eines Arbeiterstreiks auf der Werft in Danzig im Sommer 1980 gegründet. Ihr Anführer wird der Elektriker Lech Wałęsa. Die Arbeiter protestieren gegen die immer schlechter werdenden Lebensbedingungen und gegen Preissteigerungen in Polen. Mit der Unterzeichnung des "Danziger Abkommens" am 31. August 1980 wurde die Solidarność als erste unabhängige Gewerkschaft in einem sozialistischen Land zugelassen. Die Gewerkschaft bewirkt in den Folgejahren weitreichende Reformen, die einen Systemwechsel in Polen einläuten.

1993: Letzter Terroranschlag der RAF

Am 27. März führt die Rote Armee Fraktion ihren letzten Terroranschlag vor der Auflösung im Jahr 1998 aus. Ziel ist die Justizvollzugsanstalt Weiterstadt in Hessen. Die JVA ist zum Zeitpunkt des Sprengstoffanschlags noch nicht offiziell eröffnet und daher nicht mit Gefangenen belegt. Mindestens vier maskierte und mit Maschinenpistolen bewaffnete Terroristen überrumpeln das anwesende Wachpersonal und bringen es an einen sicheren Ort. Dann bringen sie 200 kg gewerblichen Sprengstoff zur Detonation, wobei drei Unterkunftsgebäude und der Verwaltungstrakt zersört werden. Es kommt zu keinen Verletzungen. Der Gesamtschaden wird später auf 80 bis 90 Millionen DM geschätzt. Drei Tage später bekennt sich das “Kommando Katharina Hammerschmidt“ zu der Tat. Der Wiederaufbau der JVA Weiterstadt dauert vier Jahre. 1997 werden die ersten Häftlinge aus der Haftanstalt Preungesheim nach Weiterstadt verlegt.

2011: Grüne holen Rekordergebnis bei Landtagswahl

Am 27. März 2011 erhalten die Grünen bei der Landtagswahl in Baden-Württemberg mehr als 24 Prozent der Stimmen und werden nach der CDU die zweitstärkste Kraft. Daraufhin wird Winfried Kretschmann im Mai zum ersten grünen Ministerpräsidenten in der Geschichte der Bundesrepublik gewählt. Zum ersten Mal seit 58 Jahren ist die CDU damit nicht mehr an der Regierung in Baden-Württemberg beteiligt, denn Grüne und SPD bilden eine Koalition.

Bis heute steht Kretschmann an der Spitze der Landesregierung. Bei der Landtagswahl 2021 erlangen die Grünen ein neues Rekordergebnis: Sie erhalten mehr als 32 Prozent der Stimmen und bilden eine grün-schwarze Koalition.

Winfried Kretschmann spricht beim Treffpunkt Foyer zur Landtagswahl in Baden-Württemberg 2021
Winfried Kretschmann wird 2011 der erste grüne Ministerpräsident der Bundesrepublik. Bildrechte: imago images/Lichtgut

2015: Bundesrat billigt das Frauenquoten-Gesetz

Am 27. März 2015 billigt der Bundesrat das Gesetz zur Einführung der Frauenquote. Der Bundestag hatte es bereits Anfang März beschlossen. Damit gilt seit 2016: Bei Neubesetzungen von Führungspositionen in großen Unternehmen muss die 30-prozentige Quote sukzessiv greifen. Seit August 2021 gilt ein ergänzendes Gesetz für Vorstands- und Aufsichtsgremien deutscher Unternehmen. Es stärkt die Beteiligung von Frauen in Vorständen, verpflichtet die Unternehmen zur Begründung und droht bei Verstößen mit Bußgeldern. Das Ziel der Frauenquote ist die Gleichstellung von Frauen in Gesellschaft, Politik und Wirtschaft.

Dass die Frauenquote wirkt, zeigen die Daten des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. 2015, vor der Einführung einer festen Quote, lag der Anteil der Frauen in Führungspositionen bei 21,9. Prozent. Seit der Einführung 2016 wächst der Frauenanteil auf bislang 35,2 Prozent.

Grafik: Mann und Frau, ausgeglichen auf einer Waage mit Video
Die volle Gleichberechtigung der Frau ist, trotz der Meilensteine in der DDR-Verfassung oder der Gleichberechtigung am Arbeitsplatz von 1980, immer noch nicht abgeschlossen. Bildrechte: Colourbox.de

2020: "Urbi et Orbi" vor leerem Petersplatz

Am 27. März 2020 spricht Papst Franziskus vor dem leeren Petersplatz in Rom. Wegen der Corona-Pandemie dürfen sich keine Menschen auf dem Platz versammeln. Der Papst betet für ein Ende der Pandemie und spricht am Ende seines Gebets den Segen "Urbi et Orbi". Er bricht damit die Tradition der Päpste, diesen Segen nur Ostern und Weihnachten zu geben. "Urbi et Orbi" bedeutet übersetzt "der Stadt und dem Erdkreis". Der Segen richtet sich an die katholische Glaubensgemeinschaft weltweit.

Papst vor leerem Petersplatz, 2020
Papst Franziskus spricht vor dem leeren Petersplatz in Rom. Bildrechte: imago images/Pacific Press Agenc