#blickzurück: Kalenderblatt der Geschichte Das geschah am 22. März

22. März 2023, 05:00 Uhr

1663: August Hermann Francke geboren

Am 22. März 1663 wird der Pädagoge und Theologe August Hermann Francke in Lübeck geboren. Er wächst in Gotha auf und studiert in Erfurt, Kiel und Leipzig. 1685 erhält Francke eine Professur an der Universität Leipzig, doch aufgrund seines pietistischen Glaubens wird ihm die Lehrtätigkeit sechs Jahre später untersagt. Beim Pietismus handelt es um eine Erneuerungsbewegung innerhalb des protestantischen Glaubens, die christliche Werte – wie etwa Nächstenliebe – besonders ins Zentrum des eigenen Handelns stellt. Francke gilt heute als einer wichtigsten Vertreter des Pietismus in Deutschland.

Ab 1694 lebt Francke in Halle und arbeitet als Seelsorger und Pfarrer in der Hallenser Vorstadt. Dort wird er mit dem Elend und der Armut der verwaisten Kinder konfrontiert. Für sie gründet er eine Armenschule und ein Waisenhaus – die späteren Franckeschen Stiftungen. Franckes Bestreben, Kindern unterschiedlicher Schichten den Zugang zu Bildung zu ermöglichen, ist für damalige Verhältnisse überaus progressiv und legt den Grundstein für die "allgemeine Unterrichtspflicht" ab 1974. Heute sind über 50 Einrichtungen in den Franckeschen Stiftungen untergebracht, darunter vier Schulen, Institute der Martin-Luther-Universität und das Deutsche Jugendinstitut.

Ein Bildnis des Pädagogen und Theologen August Hermann Francke, Gründer der "Franckeschen Stiftungen" in Halle.
Ein Bildnis des Pädagogen und Theologen August Hermann Francke, Gründer der "Franckeschen Stiftungen" in Halle. Bildrechte: imago images/Bildagentur-online \ UIG

1895: Erste Filmvorführung mit Kinematographen

Am 22. März 1895 findet die erste interne Filmvorführung mit dem Kinematographen der Brüder Auguste und Louis Lumière in Paris statt. Erstmals werden hier bewegte Bilder auf einer Leinwand gezeigt – es ist die Geburtsstunde des Kinos. Bei der Vorstellung läuft der Kurzfilm "Arbeiter verlassen die Lumière-Werke", die Projektion dauert etwa 50 Sekunden. Eine öffentliche Vorstellung mit dem Kinematographen findet im Dezember des gleichen Jahres statt.

Zwar hatten schon Erfinder wie Thomas Edison mit bewegten Bildern experimentiert, doch der Apparat der Brüder ist Edisons Kinetoskop (ein Guckkasten für Filme) technisch weit überlegen. Die Erfindung wird ein weltweiter Erfolg und macht die Brüder innerhalb von kurzer Zeit reich. Schon zwei Jahre nach der Veröffentlichung verzichten sie auf ihr Monopol und geben den Kinematographen zum weltweiten Verkauf frei.

1933: Erste Häftlinge im Konzentrationslager Dachau

Am 22. März 1933 werden die ersten Häftlinge in das Konzentrationslager Dachau bei München verschleppt. Es sind vorrangig politische Gefangene wie Kommunisten, Sozialdemokraten oder Gewerkschafter. Später werden in Dachau auch Jüdinnen und Juden und andere unterdrückte Minderheiten inhaftiert – bis 1945 etwa 200.000 Menschen aus ganz Europa. Mehr als 41.000 von ihnen werden ermordet.

Das Konzentrationslager Dachau war das erste, das die Nationalsozialisten in Deutschland errichtet hatten. Es entstand bereits wenige Wochen nach der Machtübernahme Adolf Hitlers auf Anordnung von Heinrich Himmler. Die Verwaltungsstruktur, entworfen von dem obersten Kommandanten Theodor Eicke, wird zum Vorbild für alle späteren Lager.

Nach der Befreiung Dachaus im April 1945 werden SS-Angehörige bis zum Abschluss der "Dachauer Kriegsverbrecherprozesse" in dem Lager inhaftiert. Anschließend dienen die ehemaligen Häftlingsbaracken als Unterkunft für Geflüchtete. Nur der Initiative von Überlebenden ist es zu verdanken, dass 1965 auf dem Gelände eine Gedenkstätte errichtet wird.

Der Eingang zum Konzentrationslager Dachau mit dem Schriftzug "Arbeit macht frei".
Der Eingang zum Konzentrationslager Dachau mit dem Schriftzug "Arbeit macht frei". Bildrechte: IMAGO / Michael Eichhammer

1965: Machtübernahme Ceaușescus in Rumänien

Am 22. März 1965 übernimmt der Diktator Nicolae Ceaușescu die Macht in Rumänien, indem er zum Generalsekretär des Zentralkommitees der Kommunistischen Partei gewählt wird. Dass er sich außenpolitisch von der Sowjetunion abgrenzt und die rumänische Unabhängigkeit betont, verschafft ihm zunächst Anerkennung durch den Westen. 1971 wird er mit dem höchsten Verdienstorden der BRD geehrt.

In den Folgejahren baut Ceaușescu seine Macht weiter aus und errichtet eine Diktatur, in der er politische Gegner mit Hilfe der Geheimpolizei "Securitate" ausschaltet. Um sich selbst etabliert er einen starken Personenkult und gibt sich den Titel "Conductator" (Führer). Ende der 1980er-Jahre isoliert er Rumänien zunehmend. Die schlechte Versorgungslage im Land mündet in der Rumänischen Revolution, in deren Verlauf Ceaușescu und seine Frau zum Tode verurteilt und hingerichtet werden.

Ceausescu 4 min
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1974: BRD beschließt Volljährigkeit mit 18 Jahren

Am 22. März 1974 wird das Alter der Volljährigkeit in der Bundesrepublik von 21 auf 18 Jahre gesenkt. Das entsprechende Gesetz tritt am 1. Januar 1975 in Kraft. Ab diesem Zeitpunkt dürfen 18-Jährige ohne Zustimmung der Eltern Verträge abschließen und Arbeitsplatz oder Wohnort wählen. Über Nacht werden rund 2,5 Millionen Jugendliche zu mündigen Bürgerinnen und Bürgern. Auslöser für die Gesetzesänderung waren unter anderem die jugendlichen Protestbewegungen in den 1960er-Jahren. In der DDR galten 18-Jährige schon seit 1950 als volljährig.

1982: Aufnäher "Schwerter zu Pflugscharen" in DDR verboten

Am 22. März 1982 wird in der DDR der Aufnäher "Schwerter zu Pflugscharen" verboten. Ab da an darf er nicht mehr in Schulen und in der Öffentlichkeit getragen werden. 1981 werden in der DDR 100.000 dieser Aufnäher verteilt. Das Zeichen wird zum Symbol gegen das Wettrüsten im Kalten Krieg und die Unterdrückung Andersdenkender in der DDR. Der "Bund der Evangelischen Kirchen in der DDR" veranstaltete seit 1980 jährliche Friedensdekaden unter diesem Symbol.

Schwerter zu Pflugscharen
"Schwerter zu Pflugscharen" ist ein Teilzitat aus der Bibel. In der DDR ist es Symbol der Opposition und der Friedensbewegung. Bildrechte: picture-alliance / ZB | Peter Endig

1986: Schand-Elfmeter von Leipzig

Am 22. März 1986 bekommt der BFC Dynamo einen zweifelhaften Elfmeter in der Nachspielzeit gegen Lok Leipzig zugesprochen. Die Leipziger können durch den Spielausgang, der mit 1:1 endet, nicht mehr zum Tabellenführer aufschließen und verpassen somit die Chance auf den Titel. Die Entscheidung von Schiedsrichter Bernd Stumpf gilt als Symbol für die Bevorteilung des Hauptstadtclubs durch das SED-Regime. Stasi-Chef Erich Mielke ist Vorsitzender des Vereins. Nach gewonnenen Meisterschaften lässt er sich persönlich feiern und mit entsprechenden Medaillen ehren.

Der Minister für Staatssicherheit Erich Mielke (vorn re., DDR) gratuliert der Meistermannschaft des BFC Dynamo - herzliche Umarmung mit Andreas Thom
Der Minister für Staatssicherheit, Erich Mielke (rechts), gratuliert der Meistermannschaft des BFC Dynamo. Er umarmt den Spieler Andreas Thom. Bildrechte: IMAGO / Camera 4

1991: Geiselnehmer von Gladbeck verurteilt

Am 22. März 1991 verurteilt das Landgericht Essen die "Geiselnehmer von Gladbeck" Hans-Jürgen Rösner und Dieter Degowski zu lebenslangen Freiheitsstrafen. Am 16. August 1988 hatten die beiden zunächst eine Bank in Gladbeck überfallen und später einen Bus entführt, drei Menschen kamen dabei ums Leben. Erst nach 54 Stunden konnte die Polizei die Geiselnehmer festnehmen. Nicht nur das Verhalten der Polizei sorgt für massive öffentliche Kritik. Auch die Anwesenheit der Presse, die mehrfach die Arbeit der Einsatzkräfte behindert, löst heftige Diskussionen aus.

Geiselnehmer Dieter Degowski bedroht umringt von Journalisten die Geisel Silke Bischoff mit einem Revolver auf dem Rücksitz eines Autos während der Flucht
Während der Flucht bedroht Geiselnehmer Dieter Degowski auf dem Rücksitz eines Autos die Geisel Silke Bischoff, die später getötet wird. Beide sind dabei umringt von Journalisten. Bildrechte: imago/Sven Simon

2001: Europäischer Gerichtshof weist Klage von Egon Krenz zurück

Am 22. März 2001 weist der Europäische Gerichtshof die Beschwerde von Egon Krenz gegen seine Verurteilung zurück. Krenz hatte zuvor eine Menschenrechtsbeschwerde eingelegt und auf die Aufhebung seines Urteils gehofft. Krenz wurde 1997 als früheres Mitglied des Nationalen Verteidigungsrates der DDR für die Todesschüsse an der innerdeutschen Grenze zu sechseinhalb Jahren Haft verurteilt. Von diesen verbüßt er jedoch nur vier Jahre.