#blickzurück: Kalenderblatt der Geschichte Das geschah am 8. September

08. September 2022, 05:00 Uhr

1941: Belagerung von Leningrad beginnt

Am 8. September 1941 beginnt die Belagerung der nordrussische Stadt Leningrad durch die Nationalsozialisten. Mit der Eroberung der Schlüsselburg am Ladogasee war die Stadt auf dem Landweg vom Mutterland abgeschnitten. Fast zweieinhalb Jahre schließt die Wehrmacht die nordrussische Stadt zwischen September 1942 und Januar 1944 ein. Mehr als eine Million Menschen sterben. Hitler persönlich hat die Blockade angeordnet. Er will die 2,5 Millionen Einwohner nicht versorgen. Der grausame Hungertod der Leningrader ist Teil des Kalküls. Die Leningrader Blockade gehört zu den eklatantesten Kriegsverbrechen im Zweiten Weltkrieg.

Tote nach deutschem Beschuss bei Leningrad-Blockade 1941
Tote nach deutschem Beschuss bei Leningrad-Blockade 1941 Bildrechte: imago/ITAR-TASS

1962: Sowjetische Mittelstreckenraketen vor Kuba

Am 8. September 1962 legt das sowjetische Frachtschiff Omsk mit einer Ladung von SS-4 Mittelstreckenraketen in Havanna an. Die Fracht bleibt jedoch an Bord des Schiffes. Davor beschlossen Vertreter der UdSSR mit der kubanischen Regierung die Stationierung von über 40 nuklearer Mittelstreckenraketen sowie 40.000 Mann auf der Insel Kuba: Ein Höhepunkt im atomaren Wettrüsten zwischen Ost und West. Aufklärungsflugzeuge der Amerikaner entdecken am 14. Oktober 1962 Abschussrampen für die sowjetischen Mittelstreckenraketen auf Kuba und fühlen sich bedroht. Schließlich kommt es zur sogenannten Kubakrise, in der die Welt am Rand eines Atomkrieges steht. Am Ende der Krise, am 28. Oktober 1962 erklärt sich die Sowjetunion bereit, die Raketen abzuziehen. Im Gegenzug geben die USA eine Sicherheitsgarantie gegenüber Kuba ab.

Präsident Fidel Castro (CUB) deutet während eines Fernsehauftritts in Havanna auf ein Foto mit einem US-Aufklärungsflugzeug und dem Sowjetischen Frachter.
Präsident Fidel Castro deutet während eines Fernsehauftritts 1962 in Havanna auf ein Foto mit einem US-Aufklärungsflugzeug und einem sowjetischen Frachter. Bildrechte: IMAGO / UPI Photo

1966: Erste Folge von Raumschiff Enterprise

Am 8. September 1966 strahlt das US-Fernsehen die erste Folge der Science-Fiction-Serie Raumschiff Enterprise (orig. Star Trek) "Der Weltraum, unendliche Weiten" aus. Raumschiff Enterprise gehört zu den legendärsten TV-Serien aller Zeiten. Sie spielt im Jahr 2200, zu einer Zeit, in der die Menschheit den Dritten Weltkrieg überlebt hat und sich friedlich mit anderen, außerirdischen Lebensformen zur "Vereinigten Föderation der Planeten" zusammengeschlossen hat. Die Crew ist auf dem Weg, um das Weltall zu erforschen und neue Welten zu entdecken. Erfunden hat diese Welten Gene Roddenberry, ein einstiger US-Bomberpilot. Mit seiner Multikulti-Crew warb Roddenberry für eine Überwindung von Krieg und Rassismus. Die Ur-Besatzung wurde geführt von Captain Kirk, dem Ersten Offizier Mr. Spock, Chef-Ingenieur "Scotty", Steuermann Sulu, Kommunikationsoffizier Lieutenant Uhura, Navigator Pavel Chekov und Schiffsarzt "Pille".

Filmszene aus "Star Trek"
Filmszene vom Beamen aus "Raumschiff Enterprise" Bildrechte: imago/Milestone Media

Science-Fiction-Film gab es auch in der DDR. Den ersten Weltraum-Film drehte 1959 Kurt Maetzig und landete damit einen internationalen Erfolg: Der Utopie-Streifen "Der schweigende Stern", nach einer Vorlage von Stanislaw Lem, lief auch in der Bundesrepublik, in Großbritannien und in den USA.

1987: Umweltschutzabkommen zwischen DDR und BRD

Am 8. September 1987 unterzeichnen Vertreter der DDR und der Bundesrepublik ein gemeinsames Umweltschutzabkommen in Bonn. In den 1970er-Jahren rückt der Umweltschutz mehr in den Fokus und steht im Zuge der Annäherungspolitik bald auf der gemeinsamen Agenda der beiden deutschen Staaten. Bei seinem Besuch in der Bundesrepublik vom 7. September bis 11. September wird Erich Honecker vom Umweltminister der DDR Hans Reichelt begleitet. Dieser unterzeichnet gemeinsam mit dem bundesdeutschen Umweltminister Klaus Töpfer (CDU) das Abkommen, welches die Zusammenarbeit in allen wesentlichen Bereichen des Umweltschutzes regelt. Eine wichtige Rolle spielte dabei die Luftreinhaltung, der Gewässerschutz und die Abfallverwertung. Durch die folgenden Veränderungsprozesse der Friedlichen Revolution wird nur wenig konkret gemeinsam realisiert.

Umweltminister Klaus Töpfer (Bundesrepublik) und Hans Reichelt (DDR)
Umweltminister der Bundesrepublik Klaus Töpfer (rechts) und der DDR Hans Reichelt (links) bei einer Pressekonferenz. Bildrechte: IMAGO / sepp spiegl

1999: Sprengstoffanschlag in Moskau

Am 8. September 1999 sterben bei einem Sprengstoffanschlag in Moskau 94 Menschen und 150 Personen werden verletzt. Im Erdgeschoss eines neunstöckigen Wohnhauses explodiert eine 300 - 400 kg schwere Sprengladung Hexogen. Der Anschlag war Teil einer Serie von Bombenattentaten in Moskauer Wohnhäusern im Sommer 1999. Bei diesen werden rund 370 Menschen getötet und über 1.000 verletzt. Russland nimmt die Anschläge zum Anlass, den zweiten Tschetschenienkrieg zu beginnen. Tschetschenischen Separatisten wird vorgeworfen, die Tat begangen zu haben. Kritische Stimmen im In- und Ausland sind dagegen der Auffassung, dass es keine Beweise für tschetschenische Täter gibt. Sie vermuten den russischen Geheimdienst FSB hinter den Anschlägen, der eine Rechtfertigung für die Fortsetzung des Tschetschenienkrieges benötigt. Erst 2009 endet der Krieg.

2009: Aufhebung aller "Kriegsverräter"-Urteile

Am 8. September 20019 hebt der Bundestag einstimmig pauschal alle Verurteilungen wegen "Kriegsverrats" aus der NS-Zeit auf - knapp 65 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Forschungen des Freiburger Historikers Prof. Wolfram Wette zufolge wurden zumeist einfache Soldaten verurteilt, die etwa Juden geholfen, sich kritisch über das Hitler-Regime geäußert oder Kriegsgefangene "zu gut" behandelt hatten.

Über eine Rehabilitierung wurde lange gestritten. Die Unionsfraktion setzte sich lange für eine Prüfung jedes Einzelfalles ein. Erst ein Gutachten, das die damalige Bundesjustizministerin Brigitte Zypries (SPD) beim früheren Verfassungsrichter Hans Hugo Klein in Auftrag gegeben hatte, brachte neue Dynamik. Klein entlarvte den Kriegsverräter-Paragrafen von 1934 als ein Instrument der NS-Justiz, das es erlaubte, willkürlich nahezu jedes missliebige Verhalten mit dem Tode zu bestrafen. Zudem sei dieser Paragraf mit rechtsstaatlichen Grundsätzen absolut nicht vereinbar. Ministerin Zypries wertete den Schritt im Gespräch mit der Nachrichtenagenut AP als "wichtiges Zeichen" für die Hinterbliebenen. Die NS-Justiz hatte Kritiker zu Unrecht als "Kriegsverräter" verurteilt und damit mundtot gemacht.

Sturmgeschütz III der Wehrmacht mit aufgesessener Infanterie
Sturmgeschütz III der Wehrmacht mit aufgesessener Infanterie, 1943 Bildrechte: imago images / Photo12