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Wiederweihe FrauenkircheDie Zerstörung der Frauenkirche in Dresden und ihr Wiederaufbau

Zunächst war die Dresdner Frauenkirche ein kleiner romanischer Bau, der im 11. Jahrhundert gebaut wurde. Bis an der gleichen Stelle jener eindrucksvolle Kuppelbau ersteht, vergehen noch 700 Jahre. Im Zweiten Weltkrieg fällt das barocke Meisterwerk der Bombardierung zum Opfer.

Vom Entwurf bis zur Fertigstellung

Nach der Reformation beherbergt die bis dato katholische Kirche die evangelisch-lutherische Gemeinde der kurfürstlich-sächsischen Residenz. Doch im 18. Jahrhundert erweist sich das alte Gebäude als baufällig. Zudem bietet das Gotteshaus der wachsenden Gemeinde nicht mehr genügend Platz. Damit ist der Weg für einen Neubau frei. 1722 wird der Dresdner Ratszimmermeister und Architekt George Bähr von der Stadt mit der Planung eines neuen Kirchenbaus beauftragt. Vier Jahre vergehen, bis Bährs endgültiger Entwurf, der noch ein hölzernes Kuppeldach vorsieht, fertig ist.

Am 26. August 1726 wird der Grundstein gelegt. Von diesem Tag an vergehen bis zur Vollendung fast 17 Jahre. Als der Bau am 27. Mai 1743 mit dem Aufsatz des Kuppelkreuzes beendet wird, ist George Bähr bereits fünf Jahre tot. Zu diesem Zeitpunkt wird "seine" Kirche aber schon längst von der Gemeinde genutzt. Die Weihe des Innenraums ist neun Jahre zuvor am 28. Februar 1734 unter den Klängen der Musik des Kreuzkantors Theodor Christoph Reinhold vollzogen worden. Ihre "Insignien" erhält die Frauenkirche aber erst 1736: Im Inneren wird die Silbermann-Orgel fertig gestellt und von Johann Sebastian Bach in einem mehrstündigen Konzert erprobt. Außen erhält der Bau statt der geplanten hölzernen eine steinerne Kuppel, die in ihrer Form an eine Glocke erinnert. Gerade deshalb wird diese markante und weithin sichtbare Konstruktion später als "steinerne Glocke" weltweite Bekanntheit erlangen.

Belagerung und "Liebesmahl"

Nur 17 Jahre nach ihrer Vollendung steht die Frauenkirche 1760 zum ersten Mal in der Gefahr zerstört zu werden. Im Siebenjährigen Krieg nehmen die Truppen des preußischen Königs Friedrich II. die sächsische Residenz unter Beschuss und feuern dabei gezielt auf die Kuppel der Frauenkirche, von der die Kanonaden jedoch abprallen. Mit den Worten "Lasst den ollen Dickkopp stehen" gibt der Preußenkönig schließlich auf. Nach den Kämpfen ist ein Drittel der Dresdner Altstadt zerstört, auch die Kreuzkirche liegt in Trümmern. Die Frauenkirche aber übersteht den Krieg.

Eine Belagerung ganz anderer Art sollte das Haus mehr als 60 Jahre später erfahren. Am 6. Juli 1843 findet in der Frauenkirche das "Zweite Allgemeine Musikfest der sächsischen Männerstimmen" statt, zu dem 1.200 Sänger aus ganz Sachsen und rund 100 Orchestermusiker ein Werk Richard Wagners zur Uraufführung bringen. Wagner war in diesem Jahr als königlich-sächsischer Hofkapellmeister berufen und in diesem Zuge auch in die "Dresdner Liedertafel" aufgenommen worden. Für sie hat er das Musikfest mitorganisiert und dafür das opulente Chorwerk "Das Liebesmahl der Apostel" komponiert, "eine Art volkstümliches Passionsspiel" wie er es später in einem Brief an seine zweite Frau Cosima nennen wird.

Die Zerstörung

Noch vor Beginn des Zweiten Weltkriegs werden in der gewaltigen Kuppel Risse entdeckt und die Kirche 1938 schließlich von der Baupolizei gesperrt. Noch im Krieg wird sie rekonstruiert und am 1. Advent 1942 wieder eingeweiht. In der Nacht vom 13. zum 14. Februar 1945 werfen englische und amerikanische Luftverbände über Dresden Brand- und Sprengbomben ab, die mindestens 35.000 Menschen das Leben kosten und große Teile der Stadt zerstören. Die Frauenkirche wird dabei nicht direkt getroffen und rettet sogar noch 300 Menschen, die hier Schutz suchen, das Leben. Als die Flammen von draußen schließlich ins Kircheninnere übergreifen, gelingt ihnen die Flucht auf die Brühlsche Terrasse. Doch das im Keller befindliche Filmlager fängt Feuer und verbrennt unter großer Hitzeentwicklung. Die Innenpfeiler halten noch einen Tag stand, dann sind sie ausgeglüht. Am Vormittag des 15. Februar können sie ihre Last nicht mehr halten. Gegen 10:00 Uhr stürzt die Sandsteinkuppel herab.

Dieser Artikel wurde 2011 erstmals veröffentlicht.

Dieses Thema im Programm:MDR FERNSEHEN | MDR SACHSENSPIEGEL | 21. April 2022 | 19:00 Uhr