Sächsische Schweiz: Romantik zwischen Fels und Wald
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06. Dezember 2021, 13:04 Uhr
Die wie "hingekleckert" wirkenden Sandsteintürme faszinierten schon die Romantiker. Und auch bei den DDR-Bürgern war die Sächsische Schweiz eine beliebte Urlaubsregion.
Den Sinn für das schroffe Grau abweisend glatter Wände und den morbiden Charme verfallender, wie hingekleckert wirkender Sandsteintürme hatten schon die Romantiker. Damals hieß die Gegend noch das "Meißner Hochland", doch dann kamen zwei Maler aus der Schweiz, aus der richtigen Schweiz. Der sächsische König hatte sie an die Dresdner Kunstakademie berufen. Auf Motivsuche wanderten sie elbaufwärts und skizzierten die wilde, unerschlossene Felslandschaft.
Maler als Landschafts-Entdecker
Sie radierten, stachen in Kupfer, zeichneten. Dort krallen Kiefern sich in Felsspalten fest, trotzen auf trockenem, felsigem Grund dem Sturm, da öffnen sich Höhlen und Grotten zu hohen Gewölben und stehen Türme und Zacken schroff gegen den Himmel. Die Kunstdrucke der Schweizer machten die Runde, das vormals abschreckende Gebirge gewann die Anziehungskraft des zu Erobernden - und den Namen "Sächsische Schweiz". Um 1800 wird über die Maler berichtet, sie hätten "...jener neuerlich so genannten Schweiz noch Vorzüge vor jener, an den fürchterlichen Alpen liegenden, zugestanden. Dort, sagten sie, hätten sie freylich höhere Berge und furchtbarere Gebirge gesehen: aber schwerlich würde man eine solche finden, wo die Rauhigkeit mit so viel Anmut gepaart ist, wie hier (...)."
Vom Brückenbau zum Freiklettern
Die Eroberung der Sächsischen Schweiz als touristisches Gebiet reicht also weit in die Geschichte zurück. 1851 zum Beispiel wurde hier das erste rein touristische Bauwerk Deutschlands errichtet: Die Basteibrücke, die in der Nähe des Kurortes Rathen hoch über der Elbe imposante Sandsteinfelsen verbindet und so einen Spaziergang vor atemberaubender Kulisse gestattet. In den 1870er-Jahren begannen in der Sächsischen Schweiz verwegene Turner damit, ganz ohne künstliche Hilfsmittel die Türme zu besteigen – während in den Alpen noch mit Leitern und Ketten geklettert wurde, galt das Elbsandsteingebirge nun als die "Wiege des Freikletterns" (bei dem Seile nur zur Sicherung, nicht aber zur Fortbewegung benutzt werden dürfen). Schon um 1900 gab es den Sächsischen Bergsteigerbund mit einem System eigener Berghütten – und eine touristische Infrastruktur mit künstlichen Wasserfällen, ausgebauten Wanderwegen und Gasthäusern sowieso.
"Alpenfahrt für Eingesperrte“ - Urlaub in der größten Schweiz der DDR
Zu DDR-Zeiten wurden aus etlichen der Pensionen Ferienheime des FDGB oder Betriebsferienheime. Jetzt war die Sächsische Schweiz nicht länger nur Naherholungsgebiet für Dresdner Bergfreunde und beliebtes Reiseziel für romantisch veranlagte Maler und Künstlernaturen aus aller Welt, sondern ein Ort des Massentourismus. Bis zu 50.000 Gäste wurden in der Hochsaison auf der Basteibrücke gezählt – an einem Tag, wohlgemerkt. Besonders beliebt waren die Herbstferien, wenn in den feuchten Gründen der Täler mit ihren moosbewachsenen Waldböden saftige Pilze zu finden waren.
Zum erholsamen Klima in der Sächsischen Schweiz trägt bis heute eine meteorologische Besonderheit bei: Während es auf den Tafelbergen aus Sandstein heiß und trocken ist, bleibt es in den oft engen, felsigen Tälern kühl und feucht. Und in den klaren Bergbächen ist seit einem Wiederansiedlungsprojekt vor ein paar Jahren sogar wieder der Lachs heimisch.