Historischer HintergrundWie entstand der Hitlergruß?
Der Hitlergruß war zur Zeit des Nationalsozialismus ein Teil des Alltags und wurde bei Verweigerung bestraft. Doch wie kam es zu diesem Gruß, bei dem die Menschen stramm stehen sollten und der heute verboten ist?
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Es soll Bäcker gegeben haben, die selbst Kinder aus der Bäckerei geworfen haben, wenn diese nur mit einem einfachen "Guten Tag" grüßten. "Kommt ihr erstmal mit einem anständigen Gruß wieder zurück", sollen die Ladenbesitzer dann geantwortet haben, so Tilman Allert. Der Soziologe hat zahlreiche Interviews mit Zeitzeugen geführt. Der Hitlergruß war das Zeichen für die Gefolgschaft und die Treue zum Führer. Dabei war der Gruß keine Erfindung von Adolf Hitler, sondern eine Kopie.
Saluto Romano: Die Anfänge liegen in Italien
Die Ursprünge des Grußes liegen im alten Rom. Der Saluto Romano war ein militärischer Gruß im Römischen Reich, bei dem der Arm ausgestreckt wurde. Auch unter der römischen Bevölkerung war es verbreitet, sich zu grüßen, indem man den Arm hob und dazu den Finger ausstreckte.
Für diese alte militärische Geste konnte sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts der italienische Diktator Benito Mussolini begeistern. 1922 machte er sie zum Staatsakt und schrieb damit vor, wie ein Italiener zu grüßen hatte. Das war Adolf Hitler nicht entgangen und auch er wollte den militärischen Gruß für sich nutzen. 1925 etablierte Hitler den Gruß unter seiner Gefolgschaft. Nur wenige Jahre später, 1926, wurde er innerhalb der NSDAP Pflicht.
Ausgestreckter Arm: Aus der Partei ins Volk
Auch ohne Gesetz wurde der Hitlergruß innerhalb weniger Monate zu einer Selbstverständlichkeit innerhalb des deutschen Volkes. "Mit dem Befolgen des Grußes zeigte man Konformität zum Regime", sagt der Soziologe Tilmann Allert.
Obwohl es anfangs noch kein Gesetz zur Einhaltung des Grußes gab, hielten sich doch viele daran. Im Juli 1933 gab es die ersten offiziellen Erlasse zum neuen deutschen Gruß. "Es gab eine Anordnung an alle unteren Behörden im ganzen Reich, diesen Gruß als Verpflichtung in den Behörden durchzusetzen“ erklärt Allert. Auch Flaggen, Amtsgebäude und Uniformen sollten mit dem Gruß gebührend gehuldigt werden. Nicht überall klappte das sofort. In Eisenach zum Beispiel musste der Stadtrat mehrmals ermahnen wie man zu grüßen hat. In den Eisenacher Stadtarchiven findet man Belege wie er 1934 beklagte, dass der Verordnung nicht immer nachgekommen wurde. Der Stadtrat rief noch einmal alle Nationalsozialisten auf, "dieses Übel zu beseitigen".
Eine Geste der Kontrolle
Der Gruß wurde auch als Prüfung des Volkes angesehen. Wer ihn nicht nutzte, der machte sich verdächtig. Ein Paradox, wie Allert findet: "Man rückt zusammen unter der Protektion des Führers, aber im Kern ist es eigentlich eine Gesellschaft des Misstrauens." Alle lebten in ständiger Gefahr, als Grußverweigerer denunziert zu werden. Der Gruß wurde auch ein Sinnbild für die Militarisierung. Für Schulen gab es die Anordnung, beim Gruß stramm zu stehen wie beim Militär.
Heute ist der Hitlergruß strafbar
Nach 1945 war es für viele ungewohnt, sich nicht mehr mit dem Hitlergruß zu begegnen. Es gibt Berichte darüber, so Allert, "dass bei einem Spaziergang die Ehefrau den an den Gruß gewöhnten Gatten bremst, indem sie plötzlich immer auf seiner rechten Seite geht. Wenn er den Arm zuckt, dann drückt sie den Arm nach unten." Heute ist der Hitlergruß laut Strafgesetzbuch verboten. Mit einer Geld- oder Freiheitstrafe von bis zu drei Jahren hat zu rechnen, wer nach §86a Absatz 1 und 2 StGB unter anderem nationalsozialistische Parolen und Grußformen verwendet. Außerdem macht sich der Verwender des Hitlergrußes häufig auch gemäß §130 StGB wegen Volksverhetzung strafbar.
Der Artikel erschien erstmals 2018 und wurde im August 2024 ergänzt.