Robert-Koch-Denkmal vor der Charité in Berlin 2 min
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Der Entdecker des Tuberkuloseerregers Robert Koch: Fasziniert von Krankheitserregern

24. März 2021, 05:00 Uhr

Robert Koch war mehr Wissenschaftler, als Arzt und konnte besser mit Bakterien, als mit Menschen umgehen. 1882 entdeckt er den Erreger, der für die Lungenkrankheit Tuberkulose verantwortlich ist und wird weltberühmt. Koch schreibt Medizingeschichte und erhält dafür 1905 den Nobelpreis. Trotz seiner Entdeckung schafft er es nicht, ein wirksames Heilmittel gegen die Infektionskrankheit zu entwickeln.

Heute kennen wir Robert Koch vor allem im Zusammenhang mit dem Institut, das seit über hundert Jahren seinen Namen trägt. Es widmet sich nach wie vor dem, was Koch begann: der Erforschung von Krankheiten, ihre Erreger zu identifizieren, deren Verhalten zu analysieren und Ansätze für Gegenmittel zu entwickeln. Am aktuellen Fall der Covid-19-Pandemie zeigen sich diese Schritte nachvollziehbar und auch der schon zu Robert Kochs Zeiten wichtige Wissensaustausch zwischen Kollegen weltweit.

Infektionskrankheiten als häufigste Todesursache

Robert Koch wird am 11. Dezember 1843 in Clausthal im Harz geboren. Er stammt aus einer Bergarbeiterfamilie, kann das Abitur ablegen und in Göttingen Medizin studieren. Dort wird seine Leidenschaft für die Forschung geweckt. Schon während des Studiums bekommt er für seine Ergebnisse zum Nachweis von Ganglienzellen am Uterus einen Preis. In Europa sind in dieser Zeit Infektionskrankheiten die häufigste Todesursache und kosten in Deutschland jährlich hunderttausende Menschen das Leben. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhundert nimmt aber auch das Wissen um die Ursachen zu: Bakterien werden identifiziert und die Hygiene als Schutz vor Übertragung entwickelt. Allerdings scheitert gerade die Hygiene an den Lebensbedingungen der Menschen. In den Städten haust die Arbeiterklasse in überfüllten, winzigen und ungelüfteten Mietwohnungen, auf dem Land die einfachen Bauern gemeinsam mit dem Vieh.

Erster Forschungsschwerpunkt: Milzbrand

1872 wird Robert Koch Kreisphysikus in Wollstein, das heute in Polen liegt. Dort spielen Todesfälle durch Milzbrand immer wieder ein Rolle, ohne das klar ist, wie es zur Infektion kommt. Robert Koch forscht und entdeckt den Erreger und seine äußerst widerstandsfähige Ruheform: die Milzbrandsporen. Das ist ein großer Durchbruch. Als Erster hat er nachgewiesen, dass ein Mikroorganismus die Ursache für eine Infektionskrankheit ist.

Entscheidend für den Erfolg seiner Arbeiten waren die Präzision, mit der Koch seine wissenschaftlichen Methoden entwickelt und angewandt hatte, und der logische Aufbau der Beweisketten – und das unter recht einfachen Bedingungen in einem dürftig ausgestatteten Labor in seinem Wohnhaus in Wollstein.

Geschichte von Robert Koch www.rki.de

Anschließend beschäftigt er sich mit den Ursachen von Wundinfektionen und kann nahe legen, dass auch hier spezifische Erreger beteiligt sind. 1880 zieht er mit seiner Frau Emmy und Tochter Gertrud nach Berlin. Am Kaiserlichen Gesundheitsamt baut er seine Forschungen zu Bakterien aus. Die Tuberkulose hat sich im 19. Jahrhundert zur Volkskrankheit entwickelt, jeder siebte Einwohner des Deutschen Reiches stirbt daran. Koch gelingt es 1982, den Erreger, das Tuberkelbazillus zu identifizieren. Er wird weltberühmt und ebnet den Weg für die Entwicklung eines Heilmittels.

Gleichzeitig liegt damals ein Forschungsschwerpunkt auf der Cholera, die in Asien und Europa immer wieder in Epidemien ausbricht, bei der etwa jeder zweite Erkrankte stirbt. 1883 reist Koch mit einem Forscherteam nach Indien, um einen dort grassierenden Ausbruch zu untersuchen. Es gelingt ihm vor Ort, den Erreger zu identifizieren. Damit ist er nicht der Erste, aber der, dessen Ergebnis zur Kenntnis genommen wird.

Logo am Eingang des Robert Koch-Instituts
Logo am Eingang des Robert Koch-Instituts. Bildrechte: imago images/Christian Spicker

Tuberkulin: unerfüllte Hoffnung

In seine erste Leitungsfunktion kommt Robert Koch 1885. Er wird Professor und steht dem neu gegründeten Institut für Hygiene der Friedrich-Wilhelms-Universität in Berlin vor. Die Bakteriologie entwickelt sich zur neuen wissenschaftlichen Disziplin und findet national und international immer mehr Anhänger und Beachtung. Doch mit der Entwicklung eines sehnlichst erwarteten Heilmittels gegen die Tuberkulose verrennt sich Professor Koch.

Das "Tuberkulin" aus Bestandteilen abgetöteter Tuberkelbazillen wirkt nicht so, wie es soll. Tuberkulin wird heute neben anderen Verfahren noch zur Diagnose einer Tuberkuloseerkrankung eingesetzt. Was bleibt, sind die enormen wissenschaftlichen und medizinischen Fortschritte und Kochs Anteil als Forschender, Lehrender und Berater. Die preußische Regierung richtet 1891 das Königlich Preußische Institut für Infektionskrankheiten ein und übergibt Koch die Leitung. Die Mitarbeiter forschen nicht nur, sie beraten auch Städte und Behörde, erstellen Gutachten und beantworten Fragen aus dem Ausland.

Die Namensgebung des RKI Gegründet wurde das RKI am 1. Juli 1891 als "Königlich Preußisches Institut für Infektionskrankheiten", als eine der ersten biomedizinischen Forschungseinrichtungen weltweit. Bis 1904 war Robert Koch der Leiter. 1912, zum 30. Jahrestag der Entdeckung des Erregers der Tuberkulose, erhielt das Institut den Namenszusatz "Robert Koch". Nach dem Ersten Weltkrieg verschwand "königlich" aus dem Namen. In der Zeit des Nationalsozialismus erlebte das Institut eine schwere Krise. Zwei Drittel der Mitarbeiter waren Juden und durften nicht mehr arbeiten. Zudem beteiligte sich das Institut an Menschenversuchen in Konzentrationslagern und psychiatrischen Anstalten, um Impfstoffe zu testen. Nach 1945 gehörte das Institut zu West-Berlin und später somit zur Bundesrepublik Deutschland. Nach 1989 wurde dem RKI mehrere DDR-Behörden mit vergleichbaren Aufgaben angegliedert.

Cholera-Epidemie in Hamburg

1892 bricht in Hamburg erneut die Cholera aus. Robert Koch kommt, um mit seinem Wissen über die Übertragung bei der Eindämmung der Epidemie zu helfen. Die Ursachen sind vor allem das belastete ungefilterte Trinkwasser und die schlimmen hygienischen Zustände in den Armenvierteln. Die Stadtverwaltung hatte diese Probleme aus Kostengründen in Kauf genommen. Koch lässt nun die Schulen schließen, Handel und Verkehr zum Erliegen kommen, die Handels- und Hafenstadt abriegeln. Tankwagen geben abgekochtes Trinkwasser aus und Suppenküchen bakterienfreie Mahlzeiten. Es entsteht ein wirtschaftlicher Schaden in Millionenhöhe. Nach dem Abebben der Epidemie baut die Stadt die lang aufgeschobene Trinkwasserfilteranlage, saniert die Armenviertel und nimmt eine Müllverbrennungsanlage in Betrieb.

Schutzmaske mit Etikett und Aufschrift RKI
Robert Koch gründete 1891 das "Königlich Preußische Institut für Infektionskrankheiten", das heutige Robert-Koch-Institut (RKI). Bildrechte: imago images/Christian Ohde

Koch als Weltreisender

Schon als kleiner Junge hatte Koch davon geträumt, reisender Forscher zu werden. Acht seiner Geschwister wandern aus, nach Uruguay, Mexiko und in die USA. Koch nutzt jede Gelegenheit, die sich bietet, Forschung mit Reise zu verbinden. 1890 lässt er sich von seiner ersten Frau Emmy scheiden. Sie war seine Jugendliebe gewesen, mochte aber das Reisen nicht. Koch heiratet nun die Jahrzehnte jüngere Hedwig Freiberg. Sie begleitet ihn auf seinen zahlreichen Reisen in Europa, nach Indien, Japan, in verschiedene afrikanische Länder, die USA und Südamerika, die er ab 1896 fast jedes Jahr unternimmt. Koch hat verschiedene Forschungsaufträge, etwa zur Schlafkrankheit und Rinderpest. Auf seinen Reisen infiziert sich Robert Koch mehrfach mit verschiedenen Tropenkrankheiten, auch Malaria. 1910, fünf Jahre nachdem der den Nobelpreis für Medizin bekam, wird er ernsthaft krank und stirbt am 27. Mai.

Über das RKI Das Robert Koch-Institut (RKI) führt fort, was der Namengeber vor fast 130 Jahren begann. Es ist das zentrale Institut für den Gesundheitsschutz in Deutschland mit der Aufgabe, Infektionskrankheiten vorzubeugen und zu bekämpfen. Dazu erforschen die dort tätigen Wissenschaftler Krankheitserreger aller Art. Außerdem beobachten sie, wie sich Gesundheit und Erkrankungen langfristig entwickeln.

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