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Lexikon des AlltagsBruderland SowjetunionBruderarmee | RGW

26. Mai 2010, 09:13 Uhr

"Freunde kann man sich aussuchen, Verwandtschaft nicht." Mit diesem Satz reagierten nicht wenige DDR-Bürger auf die der Agitations- und Propagandasprache entlehnte Bezeichnung "Bruderland". Alle sozialistischen Länder sollten untereinander wie Brüder sein, die einen "unverbrüchlichen Bruderbund" eingegangen sind.

Der Bruderkuss, den sich die Partei- und Staatsführer zur Begrüßung gaben, wurde oft voller Hohn und Ekel registriert. Die Armeen der sozialistischen Länder wurden von ihren Partei- und Staatsführungen als "Bruderarmeen" bezeichnet. Mit den wahren Gefühlen der Soldaten gegenüber ihren "Waffenbrüdern" hatte das allerdings nichts zu tun.

Bruderpartei KPdSU

Es verging kaum ein Tag, ohne dass die DDR-Bürger über die Leistungen der "sowjetischen Bruderpartei KPdSU" informiert wurden. Und das, obgleich der Herrschaftsbereich der KPdSU gut 1000 Kilometer jenseits der Staatsgrenze der DDR begann. Doch der Schein trog. Tatsächlich wirkten sich die Beschlüsse der Kommunistischen Partei der Sowjetunion mehr oder minder schnell auf das Leben in der DDR aus.

Im Laufe der Jahrzehnte schwankte die SED-Führung zwischen vorauseilendem Gehorsam gegenüber dem "großen Bruder" in Moskau und trotzigem Beharren auf der eigenen Linie. Letzteres galt vor allem für die Jahre nach 1985, als KPdSU-Generalsekretär Michail Gorbatschow versuchte, verknöchertes Denken und Strukturen im Parteiapparat aufzubrechen. Die streng zentralistischen Strukturen der KPdSU waren der SED zum Vorbild geworden.

RGWAbkürzung für Rat für gegenseitige Wirtschaftshilfe, wie sich das 1949 in Moskau gegründete Gegenstück zur europäischen Wirtschaftsgemeinschaft nannte.

Vollmitglieder waren Bulgarien, die CSSR, die DDR, Kuba, die Mongolische Volksrepublik, Polen, Rumänien, die UdSSR und Vietnam.

Ziel des Zusammenschlusses war eine wirtschaftliche Integration der Mitgliedsländer.

Die einzelnen Volkswirtschaften sollten sich planmäßig und proportional zueinander entwickeln.

Das hatte teilweise extreme Folgen. Zum Beispiel produzierte die ungarische Firma "Ikarus" ein Großteil der Busse für die Mitgliedsländer.

Dafür musste beispielsweise die DDR ihre Busproduktion einstellen.