Harz Brockenblick mit Wehmut

30. Juni 2009, 17:37 Uhr

Gipfelkuppen mit Granitblöcken, finstere Talgründe, sprudelnde Bäche – der Harz ist das nördlichste Mittelgebirge Deutschlands und eine großartige Urlaubslandschaft.

Heine war hier, Fontane, Goethe sowieso: Der Harz ist ein Ur-Ort deutscher Innerlichkeit, und was die Dichter zu Reiseschilderungen und Versen beflügelte, ist uns Normalbürgern allemal einen Ausflug wert. Der Harz bietet dabei - je nach Höhenlinie - ganz verschiedene Eindrücke, von der lieblichen Hügelei im Harzvorland bis zu den mit alpinen Pflanzen bestandenen Steinwüsten und Hochmooren des Brockens. Auf diesen 1.141 Meter hohen höchsten Gipfel des Gebirges führt seit 1.899 die Brockenbahn – schniefend-schnaubender Touristenmagnet bis heute.

Halbierter Harz

Während der DDR-Zeit allerdings mussten Eisenbahnfreunde und Wandersleute auf den Ausflugsort verzichten – wegen seiner Grenzlage war der Berg militärisches Sperrgebiet. Und so war ein Urlaub im Harz zu DDR-Zeiten immer auch eine Erinnerung an die deutsche Teilung, sei es, wenn in den Zügen die Transportpolizei schon ab Halberstadt und Quedlinburg die Personalausweise kontrollierte, sei es, wenn die Pilzwanderung immer wieder an die Sperrgebietsschilder heran führte. Der Attraktivität des Gebietes als Urlaubsort der DDR-Bürger tat das keinen Abbruch – man nahm eben, was man kriegen konnte, wanderte durchs Bodetal, fuhr Langlauf-Ski in Drei-Annen-Hohne, oder besuchte die Rübeland-Höhle.

Mythische Orte

Hauptattraktion des halbierten Harzes war natürlich der Hexentanzplatz und die Roßtrappe. Die gewaltige Schlucht des Bodetals ließ den Besuchern den Atem stocken. Dazu das mythisch Aufgeladene der Gegend: Die Sagen und Geschichten von den Brockenhexen, Goethes Walpurgisnacht. Im Harzer Bergtheater Thale fanden die Volkstheaterstücke vor großer Kulisse regen Beifall, und die Seilbahn sorgte dafür, dass auch weniger sportliche Urlauber auf ihr Vergnügen kamen.

Seitdem der Westharz frei zugänglich ist, finden vom Wandern begeisterte Ostdeutsche ein weiteres Betätigungsfeld. Vor allem aber findet der Tourismus in der Gegenrichtung statt. Die vielen Besucher aus Hannover, Braunschweig und Hamburg bezeugen, was der Harz schon immer gewesen ist: die höchste Erhebung Norddeutschlands.