In Moskau fahren Panzer auf. Sie gehen auch vor dem "Weißen Haus", dem Amtssitz des russischen Präsidenten Boris Jelzin, in Stellung. Jelzin selbst setzen die Putschisten nicht fest - sie hoffen, mit ihm kooperieren zu können. Tausende Bürger Moskaus gehen nach Bekanntgabe des Staatsstreiches auf die Straßen und leisten Widerstand gegen die Einheiten der Armee, die unter dem Kommando der Putschisten stehen.Bildrechte: IMAGO
Das "Objekt Zarya" ist ein staatliches Ferienhaus auf Kap Foros auf der Krim, östlich von Jalta. 1988 ist es als Sommerhaus für den Vorsitzenden des Präsidiums des Obersten Sowjets der UdSSR erbaut worden. Der Vorsitzende heißt Michail Gorbatschow.Bildrechte: IMAGO
Die Gorbatschows sind nicht zum ersten Mal in Zarya auf Kap Foros. Das großzügige und mondän gestaltete Ferienhaus samt großem Park gefällt ihnen ausnehmend gut. Sie fühlen sich wohl.Bildrechte: IMAGO
Das Ferienhaus erstreckt sich über drei Etagen. Es gibt ein Dutzend Zimmer, mehrere Bäder, einen Billardraum, ein Fitness-Studio, eine Sauna und sogar ein kleines Kino. Im Park ist ein Tennisplatz angelegt.Bildrechte: IMAGO
Die Villa ist am Hang erbaut, der Blick geht aufs Meer. Über eine Freitreppe gelangt man an den abgesperrten Strand. Bewacht wird der "Komplex Zarya" von etwa 60 Mitarbeitern des Moskauer Innenministeriums, vor der Bucht kreuzen ständig drei Armee-Schiffe. Bildrechte: IMAGO
Am 18. August 1991 trifft überraschend eine Gruppe von Männern aus Moskau in Gorbatschows Ferienhaus ein. Sie stellen sich als Abgesandte eines sogenannten Notstandskomitees vor. Gorbatschow erinnert sich so: "Gegen 17 Uhr wurde ich davon unterrichtet, dass eine Gruppe von Personen eingetroffen sei. Ich wunderte mich und sagte dem Chef der Leibwache, dass ich niemanden eingeladen hätte. Ich wollte mich mit Moskau in Verbindung setzen, stellte aber plötzlich fest, dass alle Telefone abgeschaltet waren." Die Abgesandten fordern Gorbatschow auf, ein Rücktrittsgesuch zu unterschreiben. Gorbatschow lehnt das entschieden ab.Bildrechte: IMAGO
Gorbatschows hübsches Ferienhaus ist jetzt zu seinem Gefängnis geworden. Die Putschisten haben ihn unter Hausarrest gesetzt und alle Verbindungen zur Außenwelt gekappt. Ein kleines Kofferradio ist Gorbatschows einzige Verbindung zur Außenwelt. Den Koffer mit dem Code der sowjetischen Atomwaffen haben die Abgesandten des Notstandskomitees mitgenommen. Bewacht wird das "Objekt Zarya" von nun an von einer Sondereinheit, die den Putschisten hörig ist.Bildrechte: IMAGO
In Moskau fahren Panzer auf. Sie gehen auch vor dem "Weißen Haus", dem Amtssitz des russischen Präsidenten Boris Jelzin, in Stellung. Jelzin selbst setzen die Putschisten nicht fest - sie hoffen, mit ihm kooperieren zu können. Tausende Bürger Moskaus gehen nach Bekanntgabe des Staatsstreiches auf die Straßen und leisten Widerstand gegen die Einheiten der Armee, die unter dem Kommando der Putschisten stehen.Bildrechte: IMAGO
Am 21. August 1991 werden die Truppen nach und nach in die Kasernen zurückgezogen. Die Putschisten erkennen die Aussichtlosigkeit ihrer Lage. Mit so großem Widerstand der Russen hatten sie nicht gerechnet. Innenminister Pugo begeht Selbstmord, die anderen Putschisten fliegen auf die Krim und bitten Gorbatschow um ein Gespräch. Doch der lehnt ab und beschließt, umgehend nach Moskau zurückzukehren. Am 22. August 1991 trifft Gorbatschow, gezeichnet von den Tagen des Hausarrestes, samt seiner Familie in Moskau ein. "Ich kehre in ein anderes Land zurück", sagt er. Bildrechte: IMAGO / ITAR-TASS
Gorbatschow ist frei und wieder in Moskau. Doch es wird ihm klar, dass er mit seiner Politik nicht weitermachen kann, als wäre nichts geschehen. Seine Lage ist genau besehen hoffnungslos: Er ist Chef einer Partei, die ihn verraten hat und Präsident eines Landes, das unaufhaltsam zerfällt. Über die Putschisten sagt Gorbatschow: "Es waren Männer, die ich gefördert und denen ich vertraut habe..." Bildrechte: IMAGO
Gorbatschows Ferienhaus gehörte ab 1992 dem ukrainischen Präsidialamt. Die ukrainischen Präsidenten quartierten dort ihre ausländischen Gäste ein. Nach der russischen Annexion der Krim 2014 gehört die Villa "Zarya" wieder dem russischen Staat. Genutzt wird der Komplex als Ferienhaus für hohe russische Regierungsfunktionäre. (Über dieses Thema berichtete der MDR im TV auch in "Aktuell", 06.10.2014, 19.30 Uhr.)Bildrechte: IMAGO