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August der Starke - Kurfürst und König

15. September 2015, 14:58 Uhr

Die Regierungszeit der sächsischen Kurfürsten Friedrich August I., des Starken, und seines einzigen legitimen Sohnes Friedrich August II. (1699-1763, ab 1733 Kurfürst und als August III. polnischer König) gilt als das "Augusteische Zeitalter". Was Friedrich August I., der wegen seiner großen Körperkraft und seines herrischen Wesens "der Starke" genannt wurde, für sich und sein Fürstentum Sachsen plante, zielte auf den Eintritt Sachsens in die große europäische Politik und die Etablierung Sachsens als dritte deutsche Großmacht neben Brandenburg-Preußen und dem Habsburgischen Österreich.

Die Krönung zum polnischen König am 15.9.1697 war der in dieser Hinsicht sicherlich bedeutendste Erfolg Augusts des Starken. Der Weg dorthin war nicht leicht. Dass Friedrich August überhaupt jemals in die Geschicke seines Landes würde eingreifen können, war bei seiner Geburt am 12.5.1670 sehr unwahrscheinlich. Sein älterer Bruder Johann Georg IV. war der Thronerbe, Friedrich August musste sich zunächst mit einer militärischen Laufbahn begnügen.

Von 1687 bis 1689 absolvierte er seine "Kavalierstour" und reiste durch die Staaten des westlichen absolutistischen Europa, begeistert vom kulturellen Reichtum Frankreichs und Italiens und tief beeindruckt vom Prunk am Hofe Ludwigs XIV. in Versailles, kehrte er nach Sachsen zurück.

Thronerbe mit 24 Jahren

Der unerwartete Tod seines Bruders Johann Georg IV. am 27.4.1694 veränderte die Situation völlig und ließ Friedrich August zum Thronerben werden. Er, der sich auf dem Karneval in Venedig und auf den Festen des hohen Adels zuhause fühlte, hatte noch keinerlei Erfahrung in der Führung einer Landesverwaltung. Was ihm an Wissen fehlte, glich er durch Tatkraft und Raffinesse aus. Ohne Zögern übernahm er mit 24 Jahren die Regierungsgeschäfte.

Die Jahre 1695 und 1696 sahen ihn als Oberbefehlshaber der kaiserlichen Truppen mit viel Engagement, doch ohne Glück in Ungarn gegen die Türken kämpfen. Und kurze Zeit später machte er sich an die Verwirklichung seines größten politischen Vorhabens: Der Erlangung der nach dem Tode Johann Sobieskis von Polen im Sommer 1696 frei gewordenen polnischen Krone.

Vom Kurfürst zum König

Zwei Hindernisse galt es auf diesem Weg zu überwinden: Den Widerstand der Konkurrenten und die in Polen herrschende Regelung, dass nur ein Katholik König werden konnte. Anders als in den Erbmonarchien Frankreichs und auch Sachsens, in denen der Thron an den nächsten männlichen Verwandten des letzten Herrschers vererbt wurde, herrschte in Polen Königswahl.

Das Problem seiner protestantischen Konfession löste August der Starke auf geschickte Weise: Heimlich ließ er sich von seinem zum Katholizismus übergetretenen Onkel Christian August von Sachsen-Zeitz, der als Bischof von Raab in Ungarn residierte, im katholischen Glauben unterrichten und trat am 1. Juni 1697 zum katholischen Glauben über. Somit hatte das kurfürstliche Sachsen, das Kernland der lutherischen Reformation und des Protestantismus, wieder ein katholisches Oberhaupt. Als die Konversion des Fürsten bekannt wurde, erhob sich in Sachsen ein Sturm der Entrüstung. August der Starke aber ließ sich nicht beirren.

Mit Bestechung an die Macht

Der Forderung des polnischen Wahlrechts war Genüge getan. Und dennoch: Der sächsische Kurfürst hatte zunächst kaum Aussichten auf einen Erfolg bei der Wahl zu haben. Friedrich August der Starke aber wandte alle ihm zur Verfügung stehenden Mittel auf. Den Ausschlag gaben schließlich große Summen Bestechungsgelder, die Friedrich August an die entscheidenden Wähler zahlen ließ, um sie sich gewogen zu machen. Große Teile des kurfürstlichen Schatzes wurden verkauft, Ländereien abgetreten und Handelsrechte veräußert, um die nötigen Mittel aufzutreiben.

Allein der polnische Kardinalsprimas Kardinalsprimas Radziejowski erhielt von August dem Starken 100.000 Taler – als Geldbotin fungierte Katharina Lubomirski, seine spätere Mätresse. Auch die Wahlpropaganda Augusts des Starken hatte Erfolg gezeigt. In der Nacht vom 26. auf den 27. Juni 1697 wurde Friedrich August I. zum polnischen König ausgerufen. Am 12. September zog August in der Krönungsstadt Krakau ein. Am 15. September 1697 wurde er als August II. zum polnischen König gekrönt.

Schwedische Besatzung kostet Königstitel

August der Starke wurde mit seinem Erfolg nicht glücklich. Als König von Polen ließ er sich in eine Auseinandersetzung mit dem expandierenden Reich des Schwedenkönigs Karl XII. ein. Im so genannten Nordischen Krieg von 1700 bis 1721 verlor August II. eine Schlacht nach der anderen gegen den militärisch überlegenen Karl XII., der August II. 1704 schließlich als polnischen König absetzte, 1706 gar Sachsen besetzte. Ein Jahr lang dauerte die schwedische Besatzung und kostete den sächsischen Staat über 30 Millionen Taler. Erst der Sieg des russischen Zaren über die Schweden ermöglichte August dem Starken 1709 die Rückkehr nach Polen und die Wiedereinsetzung als König.

Der Begriff des "Augusteischen Zeitalters" verbindet sich heute eher mit der Zeit der kulturellen Blüte Sachsens zu Beginn des 18. Jahrhunderts als mit den hochfliegenden und meist gescheiterten politischen Ambitionen Augusts des Starken.

Die Liebe zu Kunst und Kultur

Die Prachtentfaltung, die August an den Höfen des westlichen und südlichen Europa kennen gelernt hatte, versuchte er auch am Dresdner Hof zu erreichen. Die Förderung von Architektur und Kunst, die großen Gemäldesammlungen wie die Dresdner Gemäldegalerie und das "Grüne Gewölbe", die prächtigen barocken Bauwerke wie das Schloss Moritzburg, der Dresdner Zwinger und die Dresdner Frauenkirche, Erfindungen auf technischem und künstlerischem Gebiet, so etwa die Errichtung der ersten abendländischen Porzellanmanufaktur in Meißen 1710, haben Dresden den bewundernden Beinamen "Elbflorenz" eingebracht.

Ausschweifender Lebenswandel

Doch die heute erhaltenen Zeugnisse der Zeit Augusts des Starken sind teuer bezahlt. Hohe Steuern und eine harte Politik gegen die Vertreter des Volkes, die Landstände, haben die enormen Summen erst beschaffen geholfen, die August der Starke für seine Pläne benötigte.

Auch der rücksichtslose Umgang mit seiner Umgebung hat sein Bild bis heute getrübt. Er zögerte nicht, in Ungnade gefallene Vertraute in Festungshaft setzen zu lassen. Die mit ihm seit 1693 verheiratete Bayreuther Markgräfin Christiane Eberhardine musste sich jahrelang die Zurücksetzung durch Augusts zahlreiche Mätressen gefallen lassen. Sie starb 1727 auf Schloss Pretzsch an der Elbe, wo sie jahrelang fern vom Hofe ihres Mannes gelebt hatte. Gräfin Cosel, seine einstige Geliebte, verbannte August 1716 für den Rest ihres Lebens auf Burg Stolpen und entzog ihr seine einstigen Liebesgaben, das Taschenbergpalais und Schloss Pillnitz.

Andere Mätressen behandelte August dagegen zeitlebens mit Respekt und Wertschätzung. So beschenkte er Katharina von Teschen äußerst reich, sie blieb ihm bis an sein Lebensende eine treu ergebene Freundin und Beraterin.

Am Ende seines Lebens litt August der Starke an den Folgen seines ausschweifenden Lebenswandels. Die Zuckerkrankheit ließ ihn jedoch nicht enthaltsamer leben. Die Vorschriften der Ärzte beachtete er nicht. Bei seinem Tod am 1. Februar 1733 befand er sich nicht in Dresden, sondern in Warschau. Sein Leichnam wurde in Krakau bestattet, sein Herz aber wurde nach Dresden gebracht.