Friedrich Arnold Brockhaus

(1772-1823)

23. September 2010, 10:24 Uhr

Friedrich Arnold Brockhaus, der am 4. Mai 1772 zur Welt kam, entstammte einer Dortmunder Kaufmannsfamilie. Sein Vater, der Ratsherr Johann Heinrich Brockhaus, unterhielt eine Materialwarenhandlung, in der der Heranwachsende in seiner Gymnasialzeit bedienen musste, um Gespür und Kenntnisse für das Geschäft zu entwickeln. Seine ausgeprägte Lesewut besänftigte der Knabe in den Nachtstunden.

Die erste geschäftliche Begegnung mit Büchern ließ jedoch nicht lange auf sich warten. Bereits als Jugendlicher wurde er im Dienste des Geschäfts auf Auktionen geschickt, um Folianten und Quartanten zu erstehen, die der Vater in seinem Geschäft als Makulatur brauchte. Bei einer der Auktionen wurde Voltaires Leben von Karl XII. angeboten, und der junge Brockhaus ersteigerte, zum Entsetzen seines Vaters, das Buch für zwei Groschen.

Gemäß den elterlichen Wünschen begab sich Friedrich Arnold von 1788 bis 1793 nach Düsseldorf, um in einer großen Firma "die Handlung zu erlernen". Trotz der erfolgreichen Lehr- und Arbeitsjahre in Düsseldorf hatte "die Liebe für Literatur und die Wissenschaft indessen nie geschlummert(...)". Je mehr er las, umso mehr fühlte Brockhaus die Lücken in seinem Wissen. Er hatte das Gefühl, keine solide Grundlage zu besitzen. So entsprach der Vater letztlich seinen dringenden Bitten und gestattete einen einjährigen Studienaufenthalt in Leipzig zur Verbesserung der Allgemeinbildung des Sohnes.

Nach glücklichen anderthalb Jahren kehrte Brockhaus nach Dortmund zurück und gründete mit zwei Partnern eine eigene Handlung mit "englischen Manufacturen". Das Geschäft ging sehr gut und so konnte er 1798 Sophie Wilhelmine Arnoldine Beurhaus, eine Patriziertochter aus Dortmund, heiraten.

Nach dem Zerwürfnis mit seinen Partnern verlegte Brockhaus 1801 die Firma nach Arnheim und dann nach Amsterdam, zumal Holland den Hauptabsatzmarkt für seine englische Ware bot. Die Kontinentalsperre Napoleons verhinderte jedoch eine erfolgreiche Weiterführung des Geschäfts. Brockhaus wandte sich in der Not seinen alten Vorlieben zu und gründete 1805 mit dem Buchhändler J. G. Rohloff die Sortiments-und Verlagsbuchhandlung "Rohloff & Co".

Rohloff lieh dafür allerdings nur seinen Namen, denn als Deutscher konnte Brockhaus nicht Mitglied der Amsterdamer Buchhändlergilde werden. So kam es zu der kuriosen Tatsache, dass einer der bekanntesten deutschen Verlage im Ausland gegründet wurde, ein Tuchhändler sein Gründer und Napoleon der indirekte Inspirator war.

Nach anfänglichen Erfolgen durchlebte Brockhaus von 1809 bis 1811 recht glücklose Jahre in Holland. 1809 war Sophie Brockhaus im Kindbett gestorben, und ihr Mann sah sich veranlasst, seine sieben Kinder bei verschiedenen Verwandten unterzubringen, um seinen ohnehin mühsamen Geschäften nachgehen zu können. Schließlich entschloss er sich 1811 seine Firma wieder nach Deutschland zu verlegen und wählte Altenburg als ersten Sitz der neu gegründeten "Verlagsbuchhandlung F. A. Brockhaus".

Nachdem die größten geschäftlichen Durststrecken überstanden waren, schien sich auch in privater Hinsicht einiges zum Guten zu wenden. Im Winter 1812 heiratete Brockhaus die Altenburgerin Jeannette von Zschock und konnte daraufhin auch seine Kinder wieder zu sich holen. Nach anfänglichem Eheglück und vier gemeinsamen Kindern setzte jedoch eine Entfremdung ein, die schließlich 1821 zur Trennung der Eheleute führte.

Das wieder ermöglichte Zusammenleben von Vater und Kindern aus erster Ehe führte dazu, dass er nun mit seinen mittlerweile fast erwachsenen Söhnen gemeinsam am Weiterbau des Verlages arbeiteten konnte. Diese Zusammenarbeit war für den Vater besonders beglückend. In diese Jahre bis 1823 fallen die verlegerischen Projekte, die den Verlag über den Tod von Friedrich Arnold Brockhaus hinaus erfolgreich machen sollten.

Bis 1819 erfolgte die Umarbeitung des "Conversations-Lexikons", welches Brockhaus schon 1808 in sechsbändiger Auflage erworben hatte. Die überarbeitete Ausgabe fand so großen Anklang, dass der junge Altenburger Verlag, der in den ersten Jahren vor allem wissenschaftliche Verlagstätigkeit betrieb, nun finanziell günstig stand. Gleichzeitig entstand damit der die ganze Firmengeschichte begleitende Bestseller des Verlages. Weiterhin etablierte Brockhaus die sehr erfolgreiche Taschenbuchreihe "Urania" und gab von 1812 bis 1814 das später ebenfalls weit verbreitete "Handbuch der deutschen Literatur" heraus.

Im Jahre 1818 erhielt Brockhaus das Leipziger Bürgerrecht, das ihm den Eintritt in die Leipziger Buchhändlergemeinschaft ermöglichte. Damit war er einer von damals 121 Verlags- und Sortimentsbuchhändlern der Stadt. Mit der Übersiedlung der Firma nach Leipzig verwirklichte Brockhaus ein seit langem gehegtes Vorhaben - den Bau einer eigenen Druckerei. Fremde Druckereien konnten die steigende Nachfrage nach dem Konversations-Lexikon nämlich kaum noch bewältigen. Allerdings musste sich der Verleger wie schon zu Amsterdamer Zeiten wieder eines Mittelsmannes bedienen, da er als nichtgelernter Buchdrucker nicht der Buchdruckerinnung der Messestadt angehörte. Damit blieb ihm das eigene Betreiben einer Druckerei verwehrt. So führte Brockhaus’ Freund Benedikt Gotthilf Teubner die ersten Jahre die Druckerei unter dem Namen "Zweite Teubnersche Buchdruckerei".

Neben dem weiteren Ausbau des enzyklopädischen Programms seines Verlages wagte sich Brockhaus auch an die Veröffentlichung der Memoiren Casanovas. Das Werk wurde ein voller Erfolg und der Ausgangspunkt einer umfangreichen Casanova-Literatur im Brockhaus-Verlag, der nun ein spezielles Casanova-Archiv anlegte.

Mit seinem Tod am 23. August 1823 verloren die deutschen Verleger einen vielseitig gebildeten Menschen mit großer Verehrung für das Wissen und Können seiner Autoren, über den Heinrich Heine, trotz der Ablehnung eines Gedichtbandes urteilte: „... ein Mann von angenehmer Persönlichkeit. Seine äußere Repräsentation, sein scharfblickender Ernst und seine feste Freimütigkeit lassen in ihm jenen Mann erkennen, der die Wissenschaften und den Meinungskampf nicht mit gewöhnlichen Buchhändleraugen betrachtete."