Chronologie Gustav Adolf II - eine Chronik

07. Oktober 2021, 12:05 Uhr

Magdeburg kann Gustav Adolf II. nicht retten, aber Leipzig. Das vereinte Heer der Schweden und Sachsen schlägt in der Schlacht von Breitenfeld die Kaiserlichen. Als Befreier und Retter der Protestanten wird Gustav Adolf II. fortan gefeiert. Bis sich das Blatt in der Schlacht bei Lützen gegen das kaiserliche Heer unter Wallenstein 1632 wieder wendet - und Gustav Adolf II. fällt.

9.12.1594: Geburt von Gustav Adolf II.  

Stockholm: Am 9. Dezember 1594 wird Gustav Adolf II. im Schloss Tre Kronor im Zentrum von Stockholm geboren. Sein Vater ist der spätere König Karl IX. des damals verarmten Schweden, seine Mutter die Deutsche Christine von Holstein-Gottorp. Er genießt eine humanistische sowie militärische Erziehung, nimmt bereits mit acht Jahren auf Wunsch des Vaters an Sitzungen des Senats teil. Als 12-Jähriger empfängt Gustav Adolf erstmals ausländische Gesandte und wenige Jahre später hält er seine erste

Thronrede. Der junge Thronfolger beherrscht Deutsch, Latein, Französisch sowie Niederländisch und lernt während seiner späteren Feldzüge Russisch und Polnisch.

1611: König von Schweden 

Schweden: Bereits 1611, im Alter von 17 Jahren, wird Gustav Adolf II. zum neuen König von Schweden ernannt. Das Land leidet zu dieser Zeit unter großer Armut und ist ist zudem in einen tiefen Konflikt mit seinem Nachbarn Dänemark verstrickt. In den Folgejahren seiner Regierungszeit führt der junge König zahlreiche Reformen durch, die Schweden schließlich zur Großmacht aufsteigen lassen.

1618-1648: Dreißigjähriger Krieg 

Europa: Der Prager Fenstersturz am 23. Mai 1618 leitet den Böhmisch-Pfälzischen Krieg und damit den Dreißigjährigen Krieg in ganz Europa ein. Ein Krieg um die Hegemonie im Heiligen Römischen Reich - vor allem aber ein Konfessionskrieg zwischen Katholiken und Protestanten.

1629: Restitutionsedikt von Kaiser Ferdinand II.  

Magdeburg: Am 6. März 1629 erlässt Kaiser Ferdinand II. das so genannte Restitutionsedikt. Neben dem Erzbistum Bremen sowie sieben weiteren Bistümern und über 500 Klöstern soll auch das Erzbistum Magdeburg an die Katholiken zurückgegeben werden - eine Katastrophe für die Magdeburger Protestanten. Auch der schwedische König Gustav Adolf nimmt Notiz von der Bedrängnis Magdeburgs und sichert der Stadt seine Unterstützung im Kampf gegen den katholischen Kaiser zu.  

26.06.1630: Gustav Adolf II. landet auf Usedom

Usedom: Es ist der Tag, auf den ganz Magdeburg sehnsüchtig gewartet hat: Am 26. Juni 1630 landet Gustav Adolf mit einem 14.000-Mann-Heer auf Usedom.

In einer Versammlung vor den Mitgliedern des schwedischen Reichsrats und Reichstags begründet Gustav Adolf sein militärisches Eingreifen als eine Art humanitäre Intervention, um die bedrängten Protestanten des Heiligen Römischen Reichs vor dem Kaiser zu schützen. Seine eigentlichen machtpolitischen Interessen offenbart er dabei nicht: Die Ankunft kaiserlich-katholischer Truppen 1627 in Wismar und der Aufbau einer kaiserlichen Flotte empfindet der Schwedenkönig zunehmend als Bedrohung für sich und sein Land. So ist der Erhalt der Vormachtstellung Schwedens im Ostseeraum einer der Gründe für die militärische Intervention Gustav Adolfs.

1639/1631: Die Suche nach Bündnispartnern 

Dresden: Auf der Suche nach Bündnispartnern präsentiert sich Gustav Adolf II. 1630/1631 als Heilsbringer der Protestanten. Unterstützung erhofft er sich vor allem von den protestantischen Kurfürstentümern Sachsen und Brandenburg. Beim sächsischen Kurfürsten in Dresden stößt der Schwedenkönig allerdings auf taube Ohren; zu groß ist die Angst Johann Georgs vor einer kriegerischen Austragung des Religionskonfliktes in seinem Sachsen.     

1631: Die Belagerung Magdeburgs 

Magdeburg: Der Rat der Stadt weigert sich, dem katholischen Erzbischof zu huldigen, den Kaiser Ferdinand II. mit dem Restitutionsedikt eingesetzt hat. Der Kaiser ordnet die Belagerung der Stadt an, um so den Widerstand Magdeburgs zu brechen.

Im März 1631 tauchen erste kaiserliche Truppen auf. Die Protestanten fordern Gustav Adolfs versprochene Unterstützung ein. Dieser schickt den schwedischen Oberst Dietrich von Falkenberg nach Magdeburg. Schnell zeigt sich, dass die Verteidigung der Stadt mehr als eine Herausforderung für die schwedischen Truppen werden wird.

1631: Das Dilemma des Schwedenkönigs 

Dessau/Wittenberg: 32.000 Mann der kaiserlichen Truppe stehen im Frühjahr 1631 vor Magdeburgs Toren. Jetzt muss der Schwedenkönig handeln und bricht in Richtung des heutigen Sachsen-Anhalt auf. Nach erneuten Verhandlungen gewährt der brandenburgische Kurfürst Georg Wilhelm ihm den Durchmarsch. Doch Sachsens Kurfürst Johann Georg reagiert weiterhin nicht auf Gustav Adolfs Bitten. So steht der Schwedenkönig mit seinem Heer machtlos vor versperrten Brücken in Dessau und Wittenberg. Währenddessen beginnen in Magdeburg die ersten Gefechte.

1631: Die Zerstörung Magdeburgs 

Magdeburg: Während die Magdeburger Protestanten noch auf das Eintreffen Gustav Adolfs hoffen, beginnen die katholischen Truppen des Kaisers am 7. Mai 1631 mit der Beschießung und stürmen die Stadt. Auf den Straßen wüten blutige Kämpfe. Feuer bricht aus. Binnen weniger Stunden liegt das Erzbistum in Schutt und Asche. Es folgt ein verheerendes Massaker. Das kaiserliche Heer richtet jeden, der sich in den Weg stellt. Es kommt zu entsetzlichen Szenen, Zeitzeugen beschreiben Plünderungen, Vergewaltigungen und Hinrichtungen - nur Dom und Klöster werden verschont. Am Ende überlebt nur jeder Dritte der ehemals 30.000 Einwohner den viertägigen Blutrausch.  

07.09.1631: Der Sieg der Schweden in der Schlacht von Breitenfeld 

Breitenfeld (Leipzig): Nach der Zerstörung Magdeburgs ziehen die kaiserlichen Truppen unter Heeresführer Graf von Tilly plündernd durch Sachsen. Am 6. September 1631 entschließen sich die Kurfürsten Brandenburgs und Sachsens nun doch zu einem gemeinsamen Bündnis mit dem Schwedenkönig Gustav Adolf. Dieser ist gewillt, sich dem Vormarsch der Katholiken in den Weg zu stellen und Magdeburg zu rächen. Am 7. September 1631 kommt es zur Schlacht bei Breitenfeld in der Nähe von Leipzig. Gegen das modernisierte schwedische Heer sind die Katholiken chancenlos, die Schweden schlagen Tillys Truppen vernichtend. 

Die Eroberungszüge Gustav Adolfs 

Hessen/Bayern: Der Sieg von Gustav Adolf II. schwächt den katholischen Einfluss im Norden des Landes gewaltig. Gestärkt ziehen die schwedischen Truppen weiter gen Westen und Süden, erobern eine Stadt nach der anderen. Auf dem Höhepunkt seiner militärischen Laufbahn vertreibt Gustav Adolf den erzkonservativen Kurfürsten Bayerns und erobert das mächtige katholische München. Doch ein neuer Widersacher stellt sich ihm entgegen - der berühmte Feldherr Wallenstein, der in Nürnberg den Vormarsch des Schwedenkönigs stoppt. Gustav Adolf ist zum Rückzug in Richtung Sachsen gezwungen.

31.10.1632: Hauptquartier in Naumburg - Huldigungen für den "Retter der Protestanten

Naumburg: Wenige Tage vor der Entscheidungsschlacht gegen Wallenstein in Lützen schlägt Gustav Adolf am 31. Oktober 1632 sein Hauptquartier in Naumburg auf. In der protestantischen Stadt bekommt er erstmals die Verehrung des Volkes zu spüren, hier  wird der Schwede als Befreier und Retter der Protestanten gefeiert. Die Bürger wollen seinen Mantel berühren und seine Stiefel küssen. Auf Kosten der Stadt werden Gustav Adolf und sein Gefolge nobel bewirtet.

6.11.1632: Tod von Gustav Adolf in der Schlacht bei Lützen 

Lützen: Am 6. November 1632 kommt es in Lützen bei Leipzig zur entscheidenden Schlacht zwischen Gustav Adolf II. und dem kaiserlichen Heer um Wallenstein. Nebel zieht über das Schlachtfeld, im Zuge des Gefechts verliert der Schwedenkönig die Orientierung und gerät unmittelbar zwischen die Fronten. Zwei Schüsse durchbohren ihn, er stürzt vom Pferd und bleibt tot auf dem Schlachtfeld zurück. 

Der Leichnam des Königs Gustav Adolfs wird im Sommer 1633 nach Schweden überführt. Die Protestanten trauern noch lange um ihren verstorbenen Retter. Ein wahrer Personenkult formiert sich. Im 19. Jahrhundert entsteht in Breitenfeld ein Gedenkstein anlässlich der triumphalen Schlacht des Schwedenkönigs. Auch Lützen lässt zu Ehren Gustav Adolfs eine Kapelle errichten, die bis heute eine Pilgerstätte für überzeugte Protestanten ist.

Im August 2011 finden Archäologen unter einem der ehemaligen Schlachtfelder von Lützen ein Massengrab aus dem 17. Jahrhundert. Etwa 50 Skelette liegen hier in einem Erdloch. Die menschlichen Überreste werden zu Laboruntersuchungen in die Werkstatt des Landesmuseums für Vorgeschichte nach Halle gebracht. Spezialisten gewinnen so neue Erkenntnisse über den Ablauf der damaligen Schlacht sowie zu den Lebensumständen der Söldner.  

1648: Westfälischer Friede beendet den Dreißigjährigen Krieg

Münster/Osnabrück: Der Dreißigjährige Krieg hinterlässt eine Schneise der Verwüstung in Europa. Erst 1643 setzen Friedensverhandlungen unter den europäischen Großmächten ein; 1648 beendet der Westfälische Friede den 30 Jahre dauernden Krieg. In Europa wird eine Friedensordnung geschaffen, in der die beiden Konfessionen in Deutschland wieder zusammen leben können.