Karl Stülpner - Der Robin Hood des Erzgebirges

15. September 2015, 11:40 Uhr

Er ist schon zu Lebzeiten der Held des Erzgebirges. Zahlreiche Legenden ranken sich um den Wildschütz, der ausgerechnet eine Liason mit der Tochter des Ortsrichters eingeht. Er entkommt seinen Häschern immer wieder, glaubt, er sei "kugelfest". Er erlegt das Wild in den Wäldern der Reichen und gibt das Fleisch den Bedürftigen. War er ein "Robin Hood"?

Karl Stülpner ist schon zu Lebzeiten eine Legende. Dazu trägt er vor allem selbst bei. Als über 70-Jähriger schildert er dem Schriftsteller Carl Schönberg seine Biografie. In ihr erscheint er als verwegener Jäger und Beschützer der Armen. Er erlegt das Wild in den Wäldern der Reichen und gibt das Fleisch den Bedürftigen. Dafür wird er von der Obrigkeit gesucht und gejagt, vom Volk aber gefeiert. 

"Kugelfest"?

Stülpner scheint nichts und niemanden zu fürchten, sagt von sich selbst, er sei "kugelfest". Doch wer ist dieser "Robin Hood des Erzgebirges"? Was ist dran an den Legenden? War er tatsächlich so selbstlos oder einfach nur ein raffinierter Räuber?

Im Schatten der Burg

Am 30. September 1762 wird Karl Stülpner im kleinen Dorf Scharfenstein im Erzgebirge geboren. Die Burg ist Sitz der Familie von Einsiedel, die zu einem alten meißnischen Adelsgeschlecht gehört. Ihnen gehört auch Grund und Boden in der Umgebung.

Die Leute im Dorf leisten für sie Frondienste. Gegen ihre Allmacht wird Stülpner einst aufbegehren. In der Straße "Zum Gänsewinkel" verbringt er den Großteil seiner Jugend.

Aber auch als Erwachsener wird er mit seiner Wildererbeute immer wieder hierher zurück kehren - nicht zuletzt wegen seiner großen Liebe, Christiane Wolf, der Tochter des Ortsrichters Johann Christian Wolf. Eine Liason mit Folgen.

Außerdem kümmert er sich um seine alte Mutter, die auf seine Hilfe angewiesen ist. Als Stülpners Vater während einer Hungersnot starb, begann der Kampf der Familie ums nackte Überleben. Die Erfahrung von Hunger und Armut wird Karl ihn für sein Leben prägen. Sein Überleben sichert ihm der Wald.

Er hält " ... alle in der Natur lebenden Tiere, die sich selbst ihre Nahrung suchen und für ihren Aufenthalt keine bestimmte Wohnung noch Grenze haben, für das rechtmäßige Eigentum eines jeden Menschen.

Carl Schönberg in seiner Stülpner-Biografie

Jäger und Gejagter

Karl Stülpner, Spielszene aus dem Film zur "Geschichte Mitteldeutschlands"
Spielszene: Die Häscher mit Gerichtsdirektor Günther, Stülpners Intimfeind Bildrechte: MDR / Andreas Lander

Im Frühjahr 1794 kommt Karl Stülpner nach längerer Abwesenheit wieder nach Hause. Er war als Soldat im Ausland, flieht aus dem Armeedienst und sein Leben als Wildschütz in den Wäldern des Erzgebirges zwischen Sachsen und Böhmen beginnt ...

Der Film zeigt, wie Stülpner von seinen Gegnern gejagt wurde, wie es ihm immer wieder gelang, zu entkommen und zeichnet dabei ein Bild der damaligen Situation im Erzgebirge:

Armut und Hunger verlangen den Menschen viel ab, sie sehnen sich nach einem Helden, der es mit der Obrigkeit aufnimmt. Schließlich ist es die Zeit der großen Volksaufstände in Europa. Die Auswirkungen der französischen Revolution sind selbst im fernen Erzgebirge zu spüren. Erhebungen in Sachsen werden vom Militär niedergeschlagen, doch die Unruhe bleibt.

Die Ordnungshüter des Feudalstaates wollen durchgreifen, allen voran ein gewisser Gerichtsdirektor Carl Wilhelm Günther, der zu Stülpners gefährlichem Gegenspieler wird ...

In der MDR MEDIATHEK Die neuen Filme zur "Geschichte Mitteldeutschlands" finden Sie nach der Ausstrahlung sieben Tage lang in der MDR MEDIATHEK.

Angaben zum Film: Buch: Nina Koshofer
Regie: Nina Koshofer / Dirk Otto
Kamera: Jürgen Rehberg
Schnitt: Jan Wilm Schmülling / Marc Thomas
Musik: Philipp E. Kümpel / Andreas Moisa

Länge: 45 min.
Erstsendung: 02.09.2012 | 20:15 Uhr

Literaturhinweise Carl Heinrich Wilhelm Schönberg: Carl Stülpners merkwürdiges Leben und Abenteuer als Wildschütz im Sächsischen Hochgebirge, so wie dessen erlittene Schicksale während seines unter verschiedenen Kriegsperioden und Nationen gethanen 25jährigen Militairdienstes. Zschopau 1835

Siegfried Sieber: Der Stülpner - Karl. Berlin 1954

Roland Unger, Friedrich von Sydow: Carl Stülpner - Ein berüchtigter Wildschütz im sächsischen Erzgebirge, H & F Vlg., Scheibenberg
ISBN-10: 3980590488
ISBN-13: 978-3980590488