Die rechten Liedermacher

05. Januar 2016, 09:32 Uhr

Während die rassistische Skinheadmusik oder der NS Hatecore vielen Rechtsextremisten als zu "un­deutsch" und "entartet" gilt, deckt der rechte Musikmarkt auch den Geschmack der Traditionalisten ab: die Liedermacher. Namen wie Frank Rennicke, Jörg Hänel oder Anett Moeck sind unter rechten Jugendlichen Stars. Ihre Auftritte zählen zu den Highlights von Veranstaltungen rechtsextremistischer Parteien und Vereine.


Frank Rennicke gilt gar als einer der wenigen Profis, die von ihrer rechtsextremen Musik leben können. Für den Verfassungsschutz gilt Rennicke als "Zugpferd innerhalb der 'nationalen' Liedermacherszene." Rennickes musikalische Botschaft ist meist schlicht. Braune Herzschmerz-Balladen vom untergegangenen Deutschen Reich, den verloren gegangenen Ostgebieten und dem Mythos einer nordisch-arischen deutschen Nation. In einem Lied lobt er Hitlers Stellvertreter Rudolf Hess als "Held", der "uns Lehrer, Vorbild und Garant" sei. Auf Grund der offenen Rechtsextremismen werden viele seiner Tonträger von der Bundesprüfstelle für Jugendgefährdende Medien (BPjM) indiziert.

Wer ist Frank Rennicke?

Der Liedermacher hat seine völkischen Liedtexte einem völkisch homogenen deutschen Großreich verschrieben. Die Grenzen sollen von Polen bis Österreich reichen. Zu einer Art Hymne für Rechtsextremisten ist auf NPD-Großveranstaltungen der Titel "Über Länder, Grenzen, Zonen" gewachsen, in dem Rennicke den angeblichen Landraub am Deutschen Reich beklagt und seine Zuhörerschaft auf ein neues Großdeutschland einschwört.

Die Reichsideologie in den Texten Frank Rennickes ist eng gekoppelt mit seiner eigenen politischen Biographie. Der Liedermacher war bis zum Verbot der Wiking-Jugend (WJ) 1994 durch den Bundesminister des Innern ein sogenannter "Gau-Führer" der Organisation, die nicht nur optisch in die Fußstapfen der Hitler-Jugend treten wollte. Nach dem WJ-Verbot engagiert sich Rennicke verstärkt für die NPD und tritt bei Wahlkämpfen auf. Wie kaum ein anderer Szenemusiker wird er von seinen Gesinnungsfreunden finanziell unterstützt.

Seit der Indizierung seines ersten Tonträgers vor mehr als zehn Jahren wurde Rennicke nicht müde, einen Mythos um seine Person zu bauen. Gerne stellt er sich als musikalisches Bollwerk gegen die angeblich verlogene Demokratie und ihre Werkzeuge dar. Die rechtsextremen Wahlparteien sind sich dem Bekanntheitsgrad des Liedermachers bewusst. 2009 nominieren NPD und  DVU, die in den Landtagen Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen vertreten sind,  Frank Rennicke als gemeinsamen Kandidaten für das Bundespräsidentenamt. Hier scheitert Rennicke mit vier von 1.223 abgegeben Stimmen.

Literaturtipp:

  • Verfassungsschutzbericht des Landes Baden-Württemberg 2001, S. 38