Weltweite UNESCO-Aktion Die Rettung der Tempel von Abu Simbel

21. September 2018, 10:09 Uhr

Anfang der 1960er-Jahre stand die weltbekannte Tempelanlage im ägyptischen Abu Simbel kurz vor der Überflutung. In einer beispiellosen Rettungsaktion der UNESCO, an der über 50 Nationen beteiligt waren, wurde sie versetzt. Vor 50 Jahren wurden die Bauarbeiten beendet.

Als sich der Schweizer Orientforscher Johann Ludwig Burckhardt am 22. März 1813 in Abu Simbel von einem Einheimischen zu einem Tempel führen ließ, entdeckte er durch Zufall ein weiteres Baudenkmal. Neben dem Felsentempel erstreckte sich ein weitaus größerer Tempel, der jedoch komplett von Sand bedeckt war. Später stellte sich heraus, dass Burckhardt auf zwei Kultstätten von Ramses II. gestoßen war.

Jahrtausendealte Baukunst

Im 13. Jahrhundert vor Christus regierte Pharao Ramses II. ganze 66 Jahre lang über Ober- und Unterägypten und sorgte für kulturelle Blüte und anhaltenden Wohlstand in seinem Land. Er beauftragte eine Vielzahl von gigantischen Bauprojekten, zu denen neben den Tempeln von Abu Simbel die Grabanlage des Ramesseum in Theben sowie die neue Hauptstadt Pi-Ramesse im Nildelta gehörten.

Die Wassermassen kommen näher

In den 1960er-Jahren des 20. Jahrhunderts war es um die Bauten der einstigen Hochkultur nicht besonders gut bestellt. Der Tempelanlage von Abu Simbel drohte sogar das Aus. Denn die Wassermassen des gigantischen Nassersees rückten immer näher an sie heran. Sie drohte, in den Fluten zu versinken. Grund war der Bau des Assuan-Staudamms, der den Nil auf einer Länge von 550 Kilometern aufstauen sollte.

Spenden aus 50 Nationen

Um die Tempelanlage zu retten, bat die UNESCO damals in einer bis dahin beispiellosen Aktion um internationale Hilfe. Aus über 50 Ländern erreichten Spenden das Projekt: Insgesamt kamen 80 Millionen Dollar zusammen. Zahlreiche Vorschläge zur Rettung des Bauwerks wurden eingereicht. Die Verantwortlichen entschieden sich für einen aus Schweden, der die Zerlegung der Anlage und den Wiederaufbau an einem weiter höher gelegen Ort vorsah.

Weltweites Gemeinschaftsprojekt

Zwischen November 1963 und September 1968 wurden die zwei Tempel mit Sägen in 1.036 Blöcke zerteilt, die jeweils zwischen sieben und 30 Tonnen wogen. Ihr neuer Standort lag 64 Meter über dem Niveau des alten Areals und 180 Meter weiter landeinwärts. An dem Projekt waren ägyptische, deutsche, italienische und schwedische Baufirmen beteiligt. Die deutsche Firma Hochtief war mit der Leitung beauftragt.

Stahlbetonkuppel ersetzt Felsen

Beim Bau der Tempel zur Zeit Ramses II. schlug man sie 60 Meter tief in den Sandsteinfelsen. Am neuen Standort ersetzen riesige Stahlbetonkuppeln die Felsen. Daran ist das Innere der Tempel befestigt. Außen sind die Kuppeln von Sand, Geröll und den Original-Felsen ummantelt, sodass die Bauten weiterhin wie in den Felsen gebaut wirken. Nach vier Jahren Bauzeit war das Megaprojekt am 22. September 1968 vollbracht.

Initialmoment für die Welterbeliste

Die Hilfsaktion gab den Anstoß für die Welterbekonvention, die die UNESCO 1972 verabschiedete. Sie bildet die Grundlage für die Welterbeliste. Die Tempel von Abu Simbel stehen seit 1979 auf der Liste, die heute insgesamt 1.092 Stätten in 167 Ländern umfasst.

(man)

Über dieses Thema berichtete der MDR auch im TV: "LexiTV" 29.03.2005 | 14:30 Uhr