Lächelnde Frau mit kurzem Haar
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Die Engagierte Nancy Kallenbach: "Wir haben viele Kinder, die von Transferleistungen leben"

11. Februar 2019, 16:48 Uhr

Nancy Kallenbach ist Rektorin einer Leipziger Grundschule. Viele ihrer Schüler stammen aus armen Elternhäusern. Mit viel Engagement versuchen die Pädagogin und viele ehrenamtliche Helfer, die Kinder zu fördern.

Auf ehrenamtliches Engagement angewiesen

Die August-Bebel-Schule in Leipzig ist nicht nur ein Ort, um Deutsch, Mathematik und Biologie zu lernen. Die Grundschulkinder können dort auch frühstücken und ihre Freizeit gestalten. Neben den 20 Lehrern kümmern sich etwa ebenso viele ehrenamtliche Helfer um die 220 Kinder. Sie lesen mit ihnen oder bereiten das Frühstücksbuffet vor. Nancy Kallenbach ist die Rektorin der Schule. 24.000 Euro bekommt ihre Schule im Jahr von der Stadt Leipzig. Das meiste davon geht für Schulbücher drauf. Nancy Kallenbach ist daher auf das ehrenamtliche Engagement angewiesen, um die Arbeit mit den Kindern zu stemmen. "Wir haben viele Kinder, die von Transferleistungen leben, wo Mama und Papa zu Hause sind. Diese Kinder erleben das 'ich gehe arbeiten, ich verdiene mein Geld, ich kann im Leben was erreichen' im häuslichen Umfeld zum Teil nicht", erzählt Nancy Kallenbach. Häufig stammen die Kinder aus Familien, in denen die Eltern nicht bei den Hausaufgaben helfen können, oder die deutsche Sprache nicht sprechen.

"Ich bin noch nie Zug gefahren …"

Um den Horizont und das Lebensumfeld dieser Kinder zu erweitern, versuchen die Lehrer, die Kinder für eine Mitarbeit im Chor zu gewinnen. Die Rektorin organisiert regelmäßig Ausflüge. Für viele Kinder seien die Grenzen sehr eng gesteckt, meint Nancy Kallenbach. "Die sagen uns dann wirklich, wenn wir nach Eilenburg in den Tierpark fahren, 'boah, ich war noch nie aus Leipzig raus, ich bin noch nie Zug gefahren'."

Crowd-Funding für die Finanzierung des Schulchores

Geld für diese Aktionen sammelt Nancy Kallenbach auch bei privaten Unternehmen. Rund 20.000 Euro sammelt sie jedes Jahr auf diese Weise ein. Über Crowd-Funding finanzierte die Schule die Aufnahme einer CD und den Kauf von Instrumenten für den Chor. Diese Projekte bringen den Kindern Power, Selbstbewusstsein und Zuversicht, sagt Chorleiter Neo Kaliske.

Damit die Kinder eine Zukunft haben

Wie wichtig die Arbeit von Nancy Kallenbach und ihren Kollegen ist, zeigt der Blick auf die Zahlen. Von den Milliarden an Transferleistungen, die bis heute von West- nach Ostdeutschland geflossen sind, haben sich die Sozialausgaben als der höchste Posten manifestiert. 1991 betragen sie etwa 45 Prozent der Ausgaben, in den Jahren 2004 bis 2010 pendeln sie sich bei rund 70 Prozent ein. Kinder aus sozial schwachen Familien haben ein hohes Risiko, dass sie später auch von Sozialleistungen leben. Mit Ihrem Engagement will Nancy Kallenbach einen Beitrag dazu leisten, dass genau das nicht passiert.

 

Über dieses Thema berichtet der MDR auch im TV: Wer bezahlt den Osten? | 12.02. & 19.02. & 26.02.2019 | 22:05 Uhr