Glaubwürdig | 12.11.2022 Warum der Dresdner Ralf Krämer alte SciFis liebt: "Habt Mut zur Utopie!"

Mit Kosmonauten und Zeitreisen kennt er sich aus: Ralf Krämer ist Gründer eines Science Fiction-Clubs in Dresden, im Raumfahrt- Museum Mittweida tritt er auf, um junge Leute fürs utopische Denken zu begeistern.

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Ralf Krämer ist Physiker und der Begründer des Dresdner Science Fiction-Clubs. Der 73-Jährige hält Vorträge, gibt Lesungen und schreibt Gedichte. Ihm geht es nicht nur um Fragen des technischen Fortschritts oder die Möglichkeiten künstlicher Intelligenz, sondern um soziale Fantasie für eine gute und gerechte Zukunft. Er möchte vor allem jungen Leuten Mut machen.

"Ich bezeichne mich als Terraner"

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Jungen Leuten bringt Fritz Krämer auch einen Klassiker wie Thomas Morus' "Utopia" nahe. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

So erzählt er Schülerinnen und Schülern im Raumfahrt-Museum Mittweida, warum ihn die Bilder von der ersten Mond-Mission vor rund 50 Jahren bis heute bewegen: "Als die Apollo auf dem Mond landete, da wurden ja Bilder von der Erde aus der Mondperspektive gezeigt und da hat man gesehen, wie klein und verletzlich unser Planet ist. Ich bezeichne mich als Terraner, also von Terra, Erde. Wie wir den Planeten und unser Leben darauf bewahren können ... das sind alles solche Fragen, die man wissenschaftlich erkunden muss."

"Gott wird es nicht richten"

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Ralf Krämer studierte Physik in Dresden. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Krämer will sich gegen Dystopien, also düstere Zukunftsaussichten wenden. Viele der Bücher, die er liebt, sind allerdings alt, so wie Thomas Morus' "Utopia", aus dem er gern vorliest: "Plagerei und Hunger, Müßiggang, Geldgier und Glaubenshass lassen die Menschen böse werden. In Utopia gibt es kein Geld, dafür aber religiöse Toleranz." In der mehr als 500 Jahre alten Schrift geht es um Fragen, die bis heute die Menschen beschäftigen. Aktuell ist der Gedanke, die Dinge radikal neu anzugehen.

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Aufgewachsen ist er im Gottvertrauen. Bildrechte: Privat

Auf den christlichen Glauben verlässt sich der Wissenschaftler nicht mehr. Bereits als Student ist er aus der Kirche ausgetreten, er bezeichnet sich heute als Atheisten. "Gott wird es nicht richten. Wir sind gefragt!", betont er. "Wir Menschen haben die Fähigkeit, über das Gegebene hinauszudenken und eine neue Welt zu erschaffen", sagt er optimistisch. Zu Zeiten des Klimawandels, der Globalisierung und auch des Krieges müssten wir darüber reden, wie das, was jetzt ist, anders und besser werden kann.

"Tja, meine Frau hat einen Doktor"

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Heute bezeichnet sich Ralf Krämer als Atheist. In seiner Dissertation beschäftigte er sich mit der Raumfahrt. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Ralf Krämer ist studierter Physiker. An der TU Dresden hat er eine Doktorarbeit über Raumfahrt geschrieben. Rückblickend sagt er, er habe viel zu lange daran gearbeitet. Bis zum Herbst 1989. Mit dem Fall der Mauer verlor die Arbeit ihre Aktualität und verschwand im Archiv der Technischen Sammlungen. Ohne Verteidigung. 10 Jahre Forschung – umsonst? Krämer sagt, er sei "ein bissel enttäuscht gewesen": "Aber das war die Wendezeit und mich haben sie dann auch gekündigt. Ich habe ein neues Leben angefangen. Was sollste machen. Tja, meine Frau hat einen Doktor. Das reicht ja.", lacht er und meint: "Humor ist, wenn man trotzdem lacht. Man muss auch in schwierigen Situationen versuchen, wirklich aufrecht und heiter zu bleiben. Das ist meine Lebensmaxime inzwischen und damit bin ich gut gefahren."

Neugier bildet!

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Fasziniert ist Fritz Krämer auch von Johann Georg Palitzsch. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Seit Ende der 1990er-Jahre engagiert sich Fritz Krämer in der Palitzsch-Gesellschaft. Johann Georg Palitzsch lebte im 18. Jahrhundert als einfacher Bauer und eignete sich autodidaktisch astronomisches und physikalisches Fachwissen an. Neugier bildet! Ganz in diesem Sinne möchte Ralf Krämer vor allem Kindern und Jugendlichen sagen: "Habt Mut zur Utopie!"