Carsten Lekutat
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Interview "Das Leben ist zu kurz, um grimmig zu gucken!"

Seit September 2015 moderiert Dr. med. Carsten Lekutat "Hauptsache Gesund". Der Allgemeinmediziner und Arzt für Naturheilverfahren wurde 1971 in Berlin geboren und bringt bereits Fernseherfahrung mit: Für den WDR stand er in einer Reihe über Medizin vor der Kamera. Außerdem moderiert er seit mehr als drei Jahren das Gesundheitsmagazin bei der Deutschen Welle. Wir haben in seiner Praxis mit ihm gesprochen.

Seit 2000 haben Sie eine eigene Praxis für Allgemeinmedizin und sind Hausarzt aus Leidenschaft. Warum gerade haben Sie sich für diesen Zweig der Medizin entschieden?

Als Hausarzt begleite ich die Patienten meist über viele Jahre, manche ein Leben lang. Ich kenne die Partner, sehe die Kinder groß werden. Ich bin ein Teil der Familie. Das gefällt mir daran. Außerdem bin ich nicht so spezialisiert wie zum Beispiel ein Orthopäde. Ich kümmere mich nicht nur um Fuß oder Schulter, sondern sehe den ganzen Menschen. Das hat für mich einen großen Reiz. Nach dem Termin beim Facharzt kommen die Patienten oft zu mir, um sich die Diagnose dann noch einmal so erklären zu lassen, dass sie auch verstehen, was das bedeutet. Es ist ein besonderes Verhältnis, das ich als Hausarzt zu meinen Patienten habe.

Sie wollten schon mit zwölf Jahren Arzt werden, waren einst mit 29 Jahren der jüngste niedergelassene Arzt in Deutschland. Was ist Ihnen bei Ihrem Beruf als Mediziner wichtig?

Ich will als Arzt nicht nur Krankheiten behandeln, sondern auch dabei unterstützen, gesund zu leben. Jeder ist für sich selbst verantwortlich. Man muss gar nicht unendlich viele Dinge für seine Gesundheit tun. Es nützt nichts, sich viel vorzunehmen, was man dann nicht durchhält. Pro Tag reicht schon eine bewusste Entscheidung für die Gesundheit. Das kann langfristig einiges bewirken. Übrigens: Schon das Schauen eines Gesundheitsmagazins im Fernsehen kann gesund machen. Man beschäftigt sich mit dem Thema und das allein ist schon viel wert.

Carsten Lekutat
Bewegung ist Dr. Carsten Lekutat wichtig. Am liebsten ... Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK
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Bewegung ist Dr. Carsten Lekutat wichtig. Am liebsten ... Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK
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... mit der Familie, mit der er gerne viel Zeit verbringt. Aber auch andere sind ihm wichtig, ganz besonders ... Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK
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... bewegt er sich draußen zu Fuß, ... Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK
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... auf dem Rad oder ... Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK
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... die Patienten seiner allgemeinmedizinischen Praxis. Schließlich ist Dr. Carsten Lekutat Arzt aus Leidenschaft. Und er ist auch ein Arzt mit ... Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK
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... mit Humor. Ein Leben ohne Humor ist für ihn unvorstellbar. Das zeigt er auch ... Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK
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Sie treten seit 2014 mit einem eigenen Bühnenprogramm auf, bei dem Sie auf humorvolle Weise medizinisches Wissen vermitteln. Wie wichtig ist Humor in Ihrem Berufs- und Privatleben?

Das Leben ist zu kurz, um grimmig zu gucken! Lachen ist gesund! Es werden Glückshormone ausgeschüttet, die viele positive Effekte haben. Es werden die (Lach-) Muskeln trainiert, man hat weniger Schmerzen und leidet nicht so oft an Depressionen. Ich möchte mir ein Leben ohne Lachen und Humor nicht vorstellen. Außerdem liebe ich es, anderen ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern. Das kann kleine Wunder bewirken, auch bei mir in der Praxis. Selbst schwere Themen lassen sich mit einer kleinen Portion Humor leichter verkraften.

Was ist Ihr wichtigster Tipp, um gesund zu bleiben?

Eigentlich muss man nur drei Dinge beachten: Vergifte dich nicht, bleib in Bewegung und sei glücklich. Ich versuche, das zu beherzigen.

Würden Sie sich als glücklichen Menschen bezeichnen?

Carsten Lekutat
Fast immer glücklich, vor allem mit der Familie. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Ja, ich kenne Unglück eigentlich nicht. Es gab nur einmal eine Zeit, als meine Tochter Lisa sehr schwer krank war. Wir hatten große Sorge um sie. Das war eine Zeit, in der ich unglücklich war. Ansonsten ist Glück das, was ich selbst daraus mache. Es ist die Sicht der Dinge, das Wahrnehmen kleiner, wertvoller Momente. Für mich ist das zum Beispiel das Lächeln meiner Töchter oder es macht mich glücklich, wenn wir abends nach einem langen Tag alle als Familie wieder zusammen sind. Man kann üben, glücklich zu sein, indem man sich diese Dinge bewusst macht.

Sie fahren mit dem Fahrrad zur Arbeit oder joggen sogar morgens hin und abends zurück, pro Strecke immerhin mehr als zehn Kilometer. Warum tun Sie das?

Carsten Lekutat
Auf dem Weg zur Praxis wird der Wald zum Fitnessstudio. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Das ist meine Zeit für Bewegung. Ich komme sonst tagsüber nicht dazu. Es ist kostenfrei, der Wald ist das größte Fitnessstudio, das es gibt, und außerdem besser gelüftet. Und wer einmal im Regen Sport gemacht hat, weiß, was das für ein tolles Gefühl ist und wie stolz man danach auf sich selbst sein kann. Das macht richtig gute Laune. Außerdem ist es ein Moment der Ruhe. In der Praxis oder Zuhause geht es meist turbulent zu. Daher genieße ich die Stille im Wald. Sie hilft mir, Stress abzubauen, wenn es doch mal zu viel wird. Beim Laufen bin ich allein mit mir, Achtsamkeit ist wichtig. Man sollte ab und an in sich hineinhören und die innere Stimme auch ernst nehmen. Ich nenne das Grübelpausen. Die sollte man sich tagsüber nehmen. Dann liegt man nicht nachts wach.

Jeder Beruf hat ja auch eine ganz typische Berufskrankheit. Wie äußert sich das bei Ihnen?

Ich bin Arzt durch und durch, das lässt sich auch nach der Sprechstunde oder am Wochenende nicht abschalten. Meine Frau ist Zahnärztin. Wenn wir uns über andere Menschen unterhalten, sagt sie dann schon mal: "Du weißt doch, das war der mit dem schiefen Schneidezahn." Ich sag dann eher so was wie: "Ach, du meinst den mit dem Gallenstein", oder "die ältere Frau, die so oft Schnupfen hat." Man kommt um diese Dinge nicht herum, ich kann sie nicht einfach ausschalten. Sie begleiten mich 24 Stunden am Tag, aber es stört mich überhaupt nicht. Ich bin auch nicht genervt, wenn mich Leute ansprechen und eine medizinische Frage haben. Ganz im Gegenteil, ich teile mein Wissen gern und helfe gern.