Hauptsache Gesund | 23.01.2018 | 21:00 Uhr Krisenintervention: Erste Hilfe für die Seele

25. Januar 2018, 22:53 Uhr

Wer kümmert sich bei einem schweren Unfall, einem Suizid oder anderen Schicksalsschlägen um Hinterbliebene oder Retter? Damit sie in solchen Situationen aufgefangen werden, kommen Kriseninterventionsteams zum Einsatz.

Ein Unfall mit tragischen Folgen, der Suizid eines nahestehenden Menschen oder eine Naturkatastrophe, die viele Opfer fordert: Solche Situationen sind zum Glück selten. Aber wenn sie eintreten, dann sind sie für Familienangehörige und Freunde, aber auch für die Einsatzkräfte schwer zu ertragen. Mit einem Schlag ist ihr Leben aus der Bahn geworfen. Erste Hilfe wird geleistet, um die Körperfunktionen der Betroffenen aufrecht zu halten. Wer aber kümmert sich um die seelische Not derer, die mit diesem unfassbaren Ereignis konfrontiert sind? Hier kommen die sogenannten Kriseninterventionsteams, kurz: KIT,  zum Einsatz.

Einsatz in Erfurt

Am 26. April 2018 jährt sich der Amoklauf am Gutenberg-Gymnasium in Erfurt zum 16. Mal. Damals starben 16 Menschen und der Amokläufer, der sich am Ende selbst richtete. Der 26. April 2002 ist nicht nur den Schülern und Lehrer bis heute in Erinnerung, sondern auch den Polizisten, Ärzten und Rettungssanitätern, die an dem Einsatz  beteiligt waren.

Vor Ort waren damals auch Kriseninterventionsteams. Ihre Aufgabe bestand unter anderem auch darin, die Retter psychisch zu unterstützen, wie Daniela Löbner vom Kriseninterventionsteam Leipzig beschreibt: "Wir versuchen die Einsatzkräfte zu stabilisieren, in dem, was sie getan haben, positiv zu unterstützen, ihnen Halt zu geben und ihnen zu sagen: 'Ja, Sie haben alles richtig gemacht. Die Situation ist einfach nicht anders zu lösen gewesen.' " Solche Worte zugesprochen zu bekommen und jemanden zu haben, der zuhört, kann in einer Extremsituation Entlastung schaffen und Menschen stabil halten.

Auffangnetz in den schlimmsten Stunden

Kriseninterventionsteams sind nicht nur an Schauplätzen von Verbrechen gefragt und sie helfen bei weitem nicht nur Einsatzkräften. Sie werden in besonderen Notfällen hinzugezogen, um Erste Hilfe für die Seele zu leisten. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Kriseninterventionsteams sind für solche Situationen geschult. Sie stehen Menschen bei, die von einem Moment auf den anderen mit etwas Unfassbarem konfrontiert werden, das sie in eine innere Notlage bringt. Hilflosigkeit, Wut, Verzweiflung, Leere, Trauer, Erinnerungen und der Eindruck der Unbegreiflichkeit, der Unerklärbarkeit des Geschehenen sind allein kaum zu ertragen.

Die KITs bilden gewissermaßen ein Auffangnetz in der Anfangsphase, damit diejenigen, die Hilfe brauchen, auch Hilfe finden. Die Psychosoziale Notfallversorgung der Teams umfasst keine Psychotherapie, die sich meist über einen längeren Zeitraum erstreckt. Die Kriseninterventionsteams können Betroffene aber bei der Suche nach langfristigen Maßnahmen, die ihnen helfen, das Geschehene seelisch zu verarbeiten und wieder zurück ins Leben zu finden, unterstützen.

So können Sie Kriseninterventionsteams unterstützen

Kriseninterventionsteams für die Psychosoziale Notfallversorgung gibt es in ganz Deutschland. Sie freuen sich immer über Unterstützung, denn häufig brauchen auch die Helfer Hilfe. Das können zum einen finanzielle Zuwendungen sein. Zum anderen können Sie, wenn Sie sich dazu in der Lage sehen, die Teams unterstützen, indem Sie selber Teil davon werden. Über beide Möglichkeiten informieren die Teams in der Regel auf ihren Internetseiten.

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | Hauptsache Gesund | 25. Januar 2018 | 21:00 Uhr