Abchasische Fußballspieler feiern ihren Conifa-WM-Titel 2016
Abchasische Fußballspieler feiern ihren Conifa-WM-Titel 2016. Bildrechte: Confederation of Independent Football Associations

London Die Fußball-WM vor der Fußball-WM

02. Juli 2018, 12:54 Uhr

In London startet am Donnerstag die Fußball-WM der Conifa. Der Fußballverband vereint eine illustre Runde von Klubs aus völkerrechtlich nicht anerkannten Staaten. Sie alle gehören nicht zur Fifa und werden damit auch nicht bei der Fußball-WM in Russland teilnehmen. Dafür treten sie in London gegeneinander an. Mit dabei sind die Teams von Abchasien oder vom Szeklerland. Für Kritiker sind das Fußballspiele mit politischer Dimension.

Fußballfans zeigen abchasische Flagge bei Conifa-Fußball-Weltcup 2016
Fußballfans zeigen bei der Fußball-WM von Conifa 2016 die abchasische Flagge. Bildrechte: Confederation of Independent Football Associations

Im Stadion von Suchum - der Hauptstadt der Republik Abchasien - liefen in den vergangenen Tagen die letzten Vorbereitungen. Der Trainer von "FK Dynamo Suchumi" trieb seine jungen Spieler über das Fußballfeld. Sie sind alle hochmotiviert, denn sie wollen in den Stadien von London ihren Weltmeistertitel verteidigen. Fußballweltmeister Abchasien? Das Land, das völkerrechtlich zu Georgien gehört, versteht sich als unabhängig, wird aber international nur von einer Handvoll Staaten anerkannt. Die abchasische Fußball-Elf holte sich bei der Fußball-WM des Verbandes Conifa vor zwei Jahren den WM-Titel.

Wer ist beim Conifa-Cup dabei?

Doch wer ist der Fußball-Dachverband Conifa überhaupt? Die Liste der 46 Mitglieder der "Confederation of Independent Football Associations" wirkt exotisch: Teams von nationalen Minderheiten, von völkerrechtlich nicht anerkannt Staaten und von Ländern, die zu klein sind, um bei der Fifa mitspielen zu können. Neben Titelverteidiger Abchasien ist in London beispielsweise auch ein Fußballteam aus Tibet dabei, ebenso eine Mannschaft der Szekler, einer ungarischsprachigen Minderheit aus Rumänien. 16 Mannschaften haben sich über ein Punktesystem für den diesjährigen Conifa-Cup qualifiziert. Sie alle eint, dass sie nicht der Fifa angehören. Sie werden damit auch nicht an der Fußball-WM Mitte Juni in Russland teilnehmen.

Wer trägt die Kosten?

Der Fußball-Dachverband Conifa finanziert sich nach eigenen Angaben über Sponsorengelder, Spenden und Mitgliedsbeiträge. Gehälter und Preisgelder werden nach eigenen Angaben nicht gezahlt. Die Kosten für die Fußball-WM vor zwei Jahren wurde laut Conifa aus abchasischen Staatsmitteln gezahlt. Die Austragung in zehn Stadien in London finanziert der Conifa-Verband hingegen über Werbung. Die britische Hauptstadt habe man für die 48 Spiele ausgewählt, weil sie "wie kaum eine andere Stadt durch den Sport so viele Kulturen vereint", sagt Conifa-Generalsekretär Sascha Düerkop auf MDR-Anfrage.

Fußball mit politischer Dimension

Zum Conifa-Verband gehören auch die sogenannten Volksrepubliken Donezk und Luhansk, auf die die Ukraine weiter Anspruch erhebt oder Transnistrien. Der mehrheitlich russischsprachige Teil spaltete sich 1990 von der Republik Moldau ab, die Regierung in Chisinau akzeptiert das bis heute nicht. Auch Katalonien, das seine Unabhängigkeit anstrebt, wäre ein potenzieller Kandidat für den Fußballverband Conifa. Der steht deshalb immer wieder in der Kritik, separatistische Bewegungen zu unterstützen.

So meint der Politikwissenschaftler Izzat Khushbakov der Berliner Nichtregierungsorganisation "Berghof Foundation", dass durch Conifa-Fußball-WM Nationalismus gefördert werde. Spieler als auch Fans würden in ihrem Nationalstolz ermutigt. Die meisten dieser nicht anerkannten Länder befänden sich seit Jahren in ungeklärten, schwierigen geopolitischen Konflikten mit ihren Nachbarn. Khushbakov sagt deshalb über die Fußballteams: "Sie behaupten zwar, dass sie keine Politik machen wollen, doch genau das machen sie, indem sie als Nation teilnehmen."

Verband wehrt sich gegen Kritik

Abchasische Fans machen Stimmung in Fußballstadion in abchasischer Hauptstadt Suchum, 2016
Abchasische Fußballfans machen 2016 Stimmung im Stadion der Hauptstadt Suchum. Bildrechte: Confederation of Independent Football Associations

Die Kritik, Separatismus durch Sport zu unterstützen, will der Conifa-Verband nicht gelten lassen. Man beurteile nicht, ob "die Mitglieder politische Unabhängigkeit verdienen", heißt es vom Verband. Man wolle vielmehr Brücken bauen und Menschen aus der gesamten Welt zusammenbringen. Was das konkret heißt, erklärte Conifa-Generalsekretär Sascha Düerkop in einem Interview mit der "Neuen Züricher Zeitung".

So hätten bei der letzten Conifa-WM 2016 kurdische Spieler gegen die Mannschaft der Aramäer verloren, einer ethnischen Gruppe innerhalb der türkischen Christen. Gefragt, ob die Niederlage gegen den Erzfeind besonders schmerze, hätten die kurdischen Spieler geantwortet, man habe nicht gegen den Erzfeind gespielt, sondern gegen phantastische Fußballspieler, die genauso stolz auf ihr Volk seien wie sie.

(am)

Über dieses Thema berichtet MDR AKTUELL auch im : Radio | 03.08.2017 | 03:15 Uhr