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Heute im Osten

Bildrechte: Rockfilm

Wie ein Zarenfilm Russland immer tiefer in Unruhe versetzt

11. August 2017, 16:01 Uhr

Der Film "Mathilde", in dem es um die polnische Geliebte des letzten russischen Zaren geht, wird zum Politikum in Russland. Tschetscheniens Präsident Kadyrow bittet den Kreml nun darum, den Film nicht zeigen zu "müssen".

In einem Brief an den russischen Kulturminister bittet der tschetschenische Präsident Ramsan Kadyrow darum, den Film über die Affäre des letzten russischen Zaren mit einer Ballerina aus St. Petersburg nicht zeigen zu müssen. Den russischen Zaren Nikolaus II. spielt der deutsche Schauspieler Lars Eidinger.

Regie führt Alexej Utschitel. Damit sei der "Skandal" um den Film nun auch in den russischen Regionen angekommen, schreibt die Komsomolskaja Prawda. "Zehntausende Menschen verschiedener Konfessionen bitten darum, den öffentlichen Verleih des Filmes nicht zu erlauben", heißt es in Kadyrows Brief. Die religiösen Gefühle der Menschen würden verletzt und beleidigt.

Mathilde - ein Film als Politikum

Lars Eidinger spielt in dem Kostümfilm des russischen Regisseurs Alexej Utschitel die Hauptrolle des letzten Zaren. Bildrechte: Rockfilm
An seiner Seite gibt es gleich zwei Frauen: als "Affäre" und Prima-Ballerina die polnische Schauspielerin Michalina Olszanska. Sie spielt die historische Figur der polnischen Tänzerin Mathilde Maria Felixowna Kschessinskaja. Sie galt damals als Salonlöwin und soll mehrere Affären mit anderen Großfürsten gehabt haben ... Bildrechte: Rockfilm
Die Krönung zum Zaren: Eidinger und Wolfram in historischer Kulisse des 25 Millionen Dollar teuren russischen Films. Bildrechte: Rockfilm
Gläubige in Russland stoßen sich an Szenen wie dieser – immerhin wurde Zar Nikolaus II. von der russischen Kirche heiliggesprochen. Der Film über die Affäre des Zaren verletze deshalb die Gefühle der Orthodoxen, heißt es immer wieder. Bildrechte: Rockfilm
Filmstart für "Mathilde" soll am 25. Oktober 2017 sein. Einige Regionen Russlands wollen den Film aber verbieten. Bildrechte: Rockfilm

In Russland darf gespielt werden

Inzwischen hat das russische Kulturministerium den Film von Alekseij Utschitel für eine Aufführung in Russland freigegeben. Damit hat das Kulturministerium auch der Forderung der Abgeordneten Natalja Poklonskaja eine Absage erteilt. Sie hatte in einer Kampagne aus Unterschriftensammlung und Gebeten russlandweit versucht, gegen den Film zu mobilisieren – ebenfalls mit der Begründung, der Film verletze die religiösen Gefühle der Gläubigen.

Viele Regionen sperren sich

Dennoch - in einigen russischen Regionen wird der Film im Oktober wohl nicht an den Start gehen. Der stellvertretende Premierminister Dagestans hat sich ebenfalls in einem Brief an das Kulturministerium gewandt und darum gebeten, den Verleih in Dagestan zu untersagen.

Auch Inguschetien will den Film nicht zeigen: "Wir werden den Film einfach nicht bestellen", heißt es vom einzigen Filmverleiher dort. "Wir werden niemals Streifen zeigen mit Szenen, die die religiösen Gefühle der Gläubigen verletzten, zu welcher Konfession sie auch gehören mögen…"

Baschkirien ist noch unentschlossen, überlegt aber wohl, sich der Weigerung der kaukasischen Republiken anzuschließen.

Über dieses Thema berichtete der MDR auch im:TV | 10.02.2016 | 18:10 Uhr