Drama in Tschechien Unglücksfall kostet vor allem polnische Kumpel das Leben

21. Dezember 2018, 15:01 Uhr

Bei einem Grubenunglück im tschechischen Karviná sind mindestens 13 Bergleute getötet worden. Mindestens zwölf der toten Kumpel stammen aus Polen, teilte ein Sprecher der Betreibergesellschaft OKD am Freitagmorgen mit. Drei Bergarbeiter seien noch im Krankenhaus. Einer von ihnen befinde sich in einem kritischen Zustand. In dem Bergwerk wird Steinkohle abgebaut.

In einer Tiefe von rund 800 Meter war es am Donnerstagabend zu einer verheerenden Explosion eines Luft-Methangas-Gemisches gekommen. Die Mine ist geschlossen. Aufgrund der hohen Methankonzentration wurde die Rettungsaktion zunächst eingestellt. In Karviná wurde ein Krisenzentrum eröffnet, in dem Psychologen die Familien der Opfer unterstützen.

Polens Anteilnahme und Mithilfe

Die Ministerpräsidenten Polens, Mateusz Morawiecki, und Tschechiens, Andrej Babiš, wollten noch am Freitag an den Unglücksort reisen.

Twitter Eintrag Mateusz Morawiecki
"Ich möchte allen, die den Opfern der Bergbaukatastrophe in Karviná nahe stehen, mein tiefes Mitgefühl ausdrücken (...)" Bildrechte: Twitter Mateusz Morawiecki

Auch Polen stellt zwei Bergretterteams zur Verfügung, um an der Unfallstelle zu helfen, sagte Robert Wnorowski, Sprecher der zentralen Bergbaurettungsstation von Bytom. Die polnische Bergbaustadt Bytom liegt nur 80 Kilometer von der tschechischen Mine entfernt.

Warum so viele Polen unter den Toten in Tschechien sind

Ein Grund, für die vielen polnischen Kumpel im Land, ist zum einen die räumliche Nähe. Kurz hinter der polnischen Grenze liegt die Mine von Karviná, auch andere Gruben befinden sich unweit von Polen.

Ein zweiter Grund: Tschechische Grubenbetreiber locken seit einigen Jahren sogar mit Prämien. Das Bergbau-Onlineportal gornictwo.wnp.pl berichtete schon vor 10 Jahren davon, wie tschechische Grubenbetreiber polnische Bergleute mit Geld anwerben: 10.000 Zloty, rund 2500 Euro, allein als Einstandsprämie. Und das Geld spielt eine erhebliche Rolle, auch weil in Polen immer weniger Bergleute angestellt werden oder durch Grubenschließungen sogar entlassen werden. Sie sind im Nachbarland gern gesehene Fachkräfte, denn in der Republik herrscht nahezu Vollbeschäftigung.

Die genaue Zahl der polnischen Mitarbeiter in tschechischen Gruben ist nicht ermittelt, da viele nicht mit einem festen Arbeitsvertrag, sondern nur mit einem Zeitarbeitsvertrag angestellt sind, allein in der Mine in Karviná.

Der Grubenbetreiber OKD wieder in staatlicher Hand

Die Aktiengesellschaft OKD befindet sich in Staatseigentum. Sie ist der einzige Grubenbetreiber in der Tschechischen Republik und betreibt derzeit zwei Gruben im Raum Karviná, darunter die Unglücksgrube. Diese existiert seit 1968, wurde privatisiert und dann wieder verstaatlicht.

Um Kohle weiter fördern zu können, waren dort große Investitionen getätigt worden. Das Unternehmen beschäftigt in der strukturschwachen Region etwa 9500 Menschen. In diesem Jahr wurden rund fünf Millionen Tonnen Steinkohle gefördert.

(adg/dpa/ČT/onet.pl)

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