Hochwasser Juni 2013 "Land unter" in den Kleingartensparten

05. Januar 2016, 09:30 Uhr

"Wir haben alles höher in der Laube gestellt, mehr kann man nicht machen", berichtete Kleingärtner Bernd Knechtel einem Reporter der "Mitteldeutschen Zeitung". Knechtel, der in diesem Garten seine Kindheit verbrachte, steht knietief im schlammigen Wasser und stellt fest: "So schlimm war es noch nie!" Seine Parzelle befindet sich in der Kleingartensparte "Elsteraue" in Zeitz. Die "Elsteraue" liegt, wie der Name sagt, tatsächlich in einer Senke, in die sich in die Tagen die Weiße Elster ergießt. Der Pegelstand zeigt auf 5,21 m über Normal. Der Chef der Anlage, Thomas Elschner, hat noch gerade rechtzeitig sämtliche Möbel aus seiner Gartenlaube fortschaffen können, nun geht er daran, das Vereinshaus mit Sandsäcken zu sichern. Viel Hoffnung hat er allerdings nicht, dass es gelingen wird und verweist auf die nahe - und allerdings auch etwas tiefer gelegene - Kleingartensiedlung "Waldfrieden", die samt und sonders im Wasser versunken ist. Nur die Dachspitzen der Lauben sind noch zu erkennen.

Gartenlauben meterhoch im Schlammwasser

So wie den Kleingärtnern in Zeitz ergeht es in diesen Tagen Tausenden von Laubenpiepern in den vom Hochwasser heimgesuchten Regionen – ihre Parzellen sind mehr oder weniger heftig überflutet. Besonders schlimm hat es etwa die Kleingartensiedlung "Am Bachstelzenweg" in Erfurt erwischt – Gartenlauben und Datschen stehen meterhoch im Schlammwasser der Gera. Aber auch in Jena melden etliche Kleingartensparten "Land unter".

In Magdeburg wurden die Kleingärtner der Landeshauptstadt am Sonntagabend aufgefordert, umgehend ihr Hab und Gut in Sicherheit zu bringen. Der Pegel der Elbe soll nach Angaben von Fachleuten wenigstens den Stand des "Jahrhunderthochwassers" 2002 erreichen – mit verheerenden Folgen auch für die Kleingärten in der Nähe der Elbe.

Verlässliche Angaben zur Lage in den Leipziger Kleingartenvereinen sind derzeit noch nicht zu haben. Nach Angaben des Kleingartenverbands der Stadt sind derzeit 20 bis 25 Vereine - allerdings in unterschiedlichem Ausmaß - betroffen. Es handelt sich vor allem um Kleingartensparten in der Nähe der Weißen Elster, der Parthe und der Luppe. Hier steht das Wasser zum Teil bereits bis zu 30 cm hoch. Die Kleingärtner hoffen nun vor allem darauf, dass die Wehre in und um Leipzig nicht geöffnet werden müssen, andernfalls würden etliche weitere Vereine im Einzugsgebiet der drei Flüsse überflutet werden.

Gärten bald wieder grün

"Kurzzeitiges Hochwasser ist für Kleingärten generell weniger ein ökologisches Problem als eines, das die Ordnung stört und für erhebliche Verschmutzung sorgt", stellt Dr. Gerhard Laukötter von der Natur- und Umweltschutz-Akademie Nordrhein-Westfalens sachlich fest. Auch wenn die Laubenpieper der Überflutung zunächst hilflos und oftmals gar verzweifelt gegenüberstehen – schon bald "wird man jenseits der Bauten kaum noch Spuren des Hochwassers finden", weiß Laukötter aus Erfahrung. "Es wächst nicht nur frisches Gras über das Kapitel 'Hochwasser', sondern auch die allermeisten Kulturpflanzen" werden die Laubenpieper rasch aufs Neue beglücken.