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Heute im Osten

Militärkonvois aus zehn NATO-Ländern prägten über Tage das Bild auf den Straßen Rumäniens Bildrechte: MDR/Michael Mandlik

RumänienManöver vor der Haustür schüren Ängste

16. Juni 2017, 15:07 Uhr

Seit 2004 ist Rumänien Mitglied der NATO und damit immer wieder Schauplatz für militärische Übungen. Im Juni zogen bei "Noble Jump" 5.000 Nato-Soldaten durchs Land. Und im Juli ist ein noch größeres Manöver geplant. So viel Militärpräsenz vor der Haustür beunruhigt selbst Anwohner des riesigen Truppenübungsplatzes im siebenbürgischen Cincu.

Im siebenbürgischen Cincu gibt es einen großen Truppenübungsplatz. Dass das Militär hier Übungen abhält und viele Soldaten präsent sind, ist für die Anwohner eigentlich nichts Ungewöhnliches. Doch für mehr als zwei Wochen herrschte in und um Cincu gewissermaßen Hochbetrieb.

Cincu liegt fast genau in der Mitte Rumäniens. Bildrechte: MDR/Michael Mandlik

Zum NATO-Manöver der schnellen Eingreiftruppen namens "Noble Jump" waren über die Tage hinweg 5.000 Soldaten aus zehn NATO-Ländern anmarschiert.

So manchen Anwohnern irritiert inwzischen die gefühlt zunehmende Anwesenheit fremder Truppen im Land. So wie Doina, die in ihrer Imbissbude in Dedulesti seit 28 Jahren ihre Spezialität, gegrillte Hackfleischröllchen namens Mici, verkauft.

Ich finde das nicht so gut. Ich weiß auch nicht, ob sowas gut geht. Es kommen doch nicht mal die Rumänen gut miteinander aus. ... ich hab Angst, Angst vor einem Krieg. Ich weiß, wie das damals war und wie man alle in die Gefangenschaft verschleppt hatte. Ich hab Angst um die jungen Menschen, dass sie einmal so etwas erwarten könnte. Gott behüte uns davor!"

Maria Sitaru, Rentnerin

Bei dem 1.500-Seelen-Dorf Cincu würde auf den ersten Blick niemand einen Truppenübungsplatz vermuten. Er ist seit 2006 ein Stützpunkt der US-Armee. Bildrechte: MDR/Michael Mandlik

Für die 74-jährige Maria und ihre Freundin, die 84-jährige Petria, waren solche Dinge im Grunde noch nie verständlich. Nahezu ihr ganzes Leben haben sie in ihrem Dörfchen Vallea Lumina zugebracht und immer hat es nur für das Nötigste zum Leben gereicht. Heute müssen sie mit 30 Euro Sozialrente pro Monat auskommen und mit dem Wenigen, was sie auf dem kleinen Hof für sich erwirtschaften können. Was das Militär also da draußen macht, das hat mit ihrer Welt nichts zu tun. Angst macht es ihnen trotzdem.

Früher fuhren nicht so viele Militärfahrzeuge auf den Straßen wie in diesen Tagen. Überhaupt gab es damals viel weniger Autos. Und die durften zu Zeiten Ceausescus an den Wochenenden auch nur jeden zweiten Sonntag fahren, wegen des von oben befohlenen Benzinsparens.

Petria Mursa, Rentnerin

Auch Petria befürchtet, dass da nichts Gutes auf die Menschen im Land zukommt. Ihr sei das alles viel zu verworren. Rumänien wisse nicht mehr, wie es sich zurecht finden soll, auch angesichts der Soldaten aus vielen fremden Ländern.

So wird Petria wohl auch nicht verstehen, was sich demnächst vor ihrer Haustüre abspielen wird. Denn nach dem NATO-Manöver "Noble Jump" mit 5.000 beteiligten Soldaten startet schon im Juli das nächste - dann unter US-amerikanischer Führung und mit 40.000 Soldaten.

Die Großübung "Noble Jump"

NATO demonstriert Stärke

Die sogenannte "NATO-Speerspitze" - eine multinationale Brigade für Schnelleinsätze - probt auf einem riesigen Truppenübungsgelände in Rumänien den Ernstfall: einen russischen Angriff. Die Botschaft ist klar – es geht um eine Demonstration militärischer Stärke. Bereits zum dritten Mal wird in Rumänien das VJTF-Konzept (Very High Readiness Joint Task Force) erprobt, das die NATO als Antwort auf die russische Annexion der Krim sowie die hybride Kriegsführung in der Ostukraine entwickelt hat. (Im Bild: Ein britischer Spähtrupp bei der NATO-Übung.) Bildrechte: MDR/Michael Mandlik
5.000 Soldaten aus elf Ländern beteiligen sich an dem "Spezialmanöver". Es findet auf einem Truppenübungsplatz im südlichen Transsilvanien, in der Nähe der Ortschaft Cincu, statt. (Im Bild: Ein Regiment der schnellen NATO-Eingreiftruppe - Soldaten der niederländischen "Light Infantry".) Bildrechte: Michael Mandlik
Die NATO-Übung sorgte für etliche Staus auf rumänischen Straßen: Insgesamt bewegten sich mehr als 550 Militärfahrzeuge in großen Konvois zum Manövergelände in Cincu in Transsilvanien. Bildrechte: Michael Mandlik
Auch in großen Militärtransportflugzeugen wie dieser Boeing C 17 wurden - wie in diesem Fall polnische Soldaten der schnellen Eingreiftruppe - kurzfristig nach Rumänien gebracht. Bildrechte: MDR/Michael Mandlik
Internationale NATO-Teams: In diesem Flakpanzer üben amerikanische gemeinsam mit rumänischen Soldaten die Abwehr feindlicher Luftangriffe. Bildrechte: Michael Mandlik
Chinook-Helikopter der US-Armee sorgen für den Truppentransport auf dem Übungsgelände. Bildrechte: Michael Mandlik
Keine scharfe, sondern nur Übungsmunition im Gepäck: Britischer NATO-Soldat bei einem Spähtrupp-Kommando. Bildrechte: Michael Mandlik
Der kleine Ort Cincu (vormals Gross-Schenk) liegt unmittelbar am Rand des Truppenübungsplatzes. Bildrechte: Michael Mandlik
Standard für die schnelle Eingreiftruppe: Das nächtliche Verlegen des gesamten Kontingents (im Bild: Teile eines spanischen Konvois). Bildrechte: Michael Mandlik
Eine getarnte MG-Stellung der niederländischen NATO-Truppe. Bildrechte: Michael Mandlik
Zumindest während der Übungspausen eine beinahe idyllische Landschaft: Der riesige Truppenübungsplatz nahe dem Ort Cincu im südlichen Transsilvanien. Bildrechte: Michael Mandlik
Manöverziel erreicht: Britische Soldaten nach der "Einnahme" eines "feindlichen" Stützpunkts. Nichtsdestotrotz: Geübt wird noch bis zum 26. Juni 2017.
(Über dieses Thema berichtete der MDR im TV auch in "Aktuell", 10.03.2017, 17.45 Uhr.)
Bildrechte: Michael Mandlik

Über dieses Thema berichtet HEUTE IM OSTEN auch im TV:MDR Aktuell | 09.06.2017 | 17:45 Uhr