Polen: Storch verursacht 2.300 Euro-Handyrechnung

06. Juli 2018, 10:35 Uhr

Ein von Forschern per GPS überwachter polnischer Storch fliegt 6.000 Kilometer in den Sudan und verschwindet. Monate später flattert den Forschern eine Handyrechnung über 2.300 Euro ins Haus.

Kajtek war ein ganz normaler Weißstorch aus dem ostpolnischen Ort Siedlce. Und genau deswegen war Kajtek vergangenes Jahr das richtige Forschungsobjekt für die Umweltschützer der Organisation EkoLogic, die das Zugverhalten von Weißstörchen untersuchen wollten.

Aus Polen in den Sudan

Bis zu 20.000 Kilometer legen die Zugvögel jedes Jahr zurück, um in ihre Winterquartiere in Afrika und zurück nach Polen zu fliegen. Um diese Route genauer studieren zu können, statteten die EkoLogic-Mitarbeiter Storch Kajtek im Sommer 2017 mit einem GPS-Gerät aus, darin eine handelsübliche SIM-Karte.

So ausgestattet ging Kajtek im August 2017 auf Reisen. Er flog von Siedlce über die Türkei und Ägypten bis in das sudanesische Niltal, wo er Anfang Oktober 2017 landete. Insgesamt 6.000 Kilometer legte Kajtekt zurück, teilte die Umweltschutzorganisation auf Facebook mitteilte.

Doch aus unerfindlichen Gründen blieb er dort bis April und bewegte "sich täglich rund 25 Kilometer in unterschiedliche Richtungen", wie die polnische Zeitung "Super Express" berichtete. Ende April brach der Kontakt komplett ab. Die Forscher gingen davon aus, dass Kajtek verstorben war.

Handyrechnung aus dem Niltal

Doch wenige Wochen später folgte die Überraschung – und zwar in Form einer Handyrechnung über 10.000 Zloty, umgerechnet fast 2.300 Euro. Die flatterte den EkoLogic-Forschern ins Haus. Denn mit Kajteks SIM-Karte hatte irgendjemand in Afrika mehr als 20 Stunden vertelefoniert.

Wie genau die SIM-Karte aus Kajteks GPS-Gerät in ein sudanesisches Handy gelangt ist, bleibt unklar. Auch, was mit dem polnischen Storch geschehen ist und ob er jemals nach Polen zurückkehrt. Auf Kajteks 2.300 Euro-Handyrechnung bleiben die Forscher von EkoLogic aber höchstwahrscheinlich sitzen.

Brüssels Schutz gilt nur innerhalb der EU

Denn prinzipiell können Handyrechnungen endlos steigen. Erhoben werden die Roaminggebühren nämlich vom jeweiligen ausländischen Netzanbieter, über dessen Netz man gerade telefoniert. Der eigene Anbieter rechnet nur ab.

Innerhalb der EU wurde dieses Problem aber 2017 gesetzlich geregelt. Seitdem sind Anbieter verpflichtet, den Kunden zu informieren, sobald seine Roaminggebühren 60 Euro übersteigen. Bei Telefonaten im Nicht-EU-Ausland gilt diese Regel jedoch nicht.

Über dieses Thema berichtete MDR AKTUELL auch im: TV | 16.05.2018 | 17:45 Uhr