Männer mit Waffen und in Tarnkleidung stehen im Wald
Mitglieder der so genannten Schützenunion. 10.000 Freillige sind in Litauen in solchen Selbstverteidigungseinheiten organisert. Bildrechte: MDR/Elisabeth Lehmann

Angst vor Russland: Litauen rüstet auf

11. März 2018, 22:21 Uhr

Ausweitung der Wehrpflicht, Nato-Soldaten an der Ostgrenze, paramilitärische Bürgerwehren: Die Litauer versuchen Russland mit allen Mitteln abzuschrecken.

Vor dem Präsidentenpalast in Vilnius steht es noch, ein überdimensionales #LT100. Die litauische Trikolore schmückt unzählige Fenster in der Hauptstadt, die sich aufgehübscht hat für ihren großen Tag: 100 Jahre litauische Unabhängigkeit. Für viele Litauer ist der 16. Februar ein ganz besonderer Tag, denn unabhängig sein ist für das baltische Minivolk nicht selbstverständlich.

Mehrheit sieht Russland als Bedrohung

Jahrzehnte der russischen Okkupation, wie die meisten Litauer die Zeit als Sowjetrepublik nennen, stecken den Menschen hier noch immer in den Knochen, und die Angst davor, dass sich dieses Kapitel der Geschichte wiederholen könnte, ist seit der Ukraine-Krise wieder allseits präsent.  

"Vor Russland mussten wir zu allen Zeiten Angst haben, denn von dort kam nie etwas Gutes. Uns wurde die sogenannte aufgehende Sonne versprochen, aber leider kamen 50 Jahre Finsternis der Okkupation", sagt ein Litauer auf Vilnius’ Straßen und bestätigt damit, was Umfragen zeigen: 65 Prozent der Litauer sehen Russland als unfreundlich oder gar bedrohlich an. 18 Prozent befürchten eine russische Invasion. Das hat eine Umfrage des litauischen Außenministeriums ergeben.

Bürgerwehren mit massivem Zulauf

Geschürt wird die Angst durch die Politik. So wurde die Wehrpflicht erst abgeschafft, nach der Annexion der Krim durch Russland aber wiedereingeführt. Jetzt soll sie sogar ausgeweitet werden. Auch die Ausgaben für Verteidigung sollen noch einmal steigen.

Dabei steht die Nato auf litauischem Gebiet. Rund 1000 Soldaten sind an der Ostgrenze stationiert. Doch das alles beruhigt viele Litauer nicht. Sie haben beschlossen, sich im Ernstfall selbst zu verteidigen. Auch deswegen haben Vereine wie die Schützenunion, eine Art paramilitärische Bürgerwehr, in den vergangenen vier Jahren massiven Zulauf.

Über dieses Thema berichtete der MDR auch im TV: HEUTE IM OSTEN: Reportage | 17.03.2018 | 17:45 nUhr