Ukrainischer Regisseur Senzow setzt Hungerstreik aus

09. Oktober 2018, 14:31 Uhr

Der in Russland inhaftierte ukrainische Filmemacher Oleg Senzow hat nach Angaben der russischen Strafvollzugsbehörde seinen Hungerstreik unterbrochen. Senzwo verweigerte seit fünf Monaten die Nahrungsaufnahme. Nach Angaben des Vizechefs der russischen Gefängnisbehörde, Valeri Maximenko, haben die "besten Ernährungswissenschaftler Moskaus" einen Speiseplan für den 42-Jährigen erstellt. Senzows Anwalt war zunächst nicht für eine Bestätigung zu erreichen. Die ukrainische Menschenrechtsbeauftagte, Denissowa, bestätigte die Beendigung des Hungerstreiks jedoch inzwischen. Hintergrund sei Senzows kritischer Gesundheitszustand.  

Senzow war Ende September zu Untersuchungen in ein Krankenhaus in der Stadt Labytnangi gebracht worden. Ein von den Strafvollzugsbehörden veröffentlichtes Foto zeigt, wie eine Ärztin die Brust des inhaftierten Kreml-Kritikers abhört. Der Filmemacher wirkt darauf deutlich dünner und älter als auf vorherigen Aufnahmen.

Im Mai 2014 war Senzow auf der von Russland annektierten ukrainischen Halbinsel Krim festgenommen worden. Die Behörden warfen ihm Terrorismus und Waffenhandel vor. Der Aktivist und Dokumentarfilmer wies dies zurück, wurde aber im August 2015 zu 20 Jahren Haft verurteilt, die er in einer Strafkolonie im äußersten Norden Russlands verbüßt. Der Prozess wurde international scharf kritisiert.

Oleg Senzow hatte Mitte Mai begonnen, jegliche Nahrung zu verweigern. Er wollte seinen Hungerstreik nach eigenen Worten erst beenden, wenn Russland alle ukrainischen "politischen Gefangenen" freilässt.

(afp/voq)

Über dieses Thema berichtet MDR AKTUELL auch im: MDR | 05.09.2018 | 17:45 Uhr