Tschechien Präsident Zeman verbrennt riesengroße rote Unterhose

15. Juni 2018, 20:37 Uhr

Da hat Tschechien am Donnerstag schon ein bisschen die Luft angehalten: Präsident Zeman hatte für den Nachmittag zu einer Pressekonferenz eingeladen. Das Thema war zunächst geheim. Spekulationen machten die Runde: Wird der gesundheitlich angeschlagene 73-Jährige seinen Rücktritt verkünden? Mitnichten. Stattdessen verbrannte Zeman vor laufenden Kameras eine überdimensionierte rote Unterhose. Eine Polit-Performance, für die er nun Spott erntet. Die Vorgeschichte dazu geht bis ins Jahr 2015 zurück.

Dem 73-jährigen Miloš Zeman assistierten der Chef seines Büros, Vratislav Mynář, und zwei Feuerwehrleute. An die Adresse seiner Kritiker gewandt, sagte das Staatsoberhaupt bei der öffentlichen Unterhosenverbrennung:

Ich denke, dass die Zeit der schmutzigen Wäsche in der Politik nun vorbei ist.

Miloš Zeman dpa

Mit der ungewöhnlichen Aktion fuhr Zeman eine späte Retourkutsche gegen die Untergrundgruppe "Ztohoven". Die Aktionskünstler hatten im September 2015 ebensolche überdimensionierte rote Boxershorts auf der Prager Burg gehisst, sie gegen die Standarte des Präsidenten ausgetauscht. Die Gruppe erklärte damals, die Unterhose sei die passende Fahne für einen Mann, der sich für rein gar nichts schäme. Viele Tschechen kritisieren seit Jahren Zemans Amtsausübung als wenig würdevoll, andere sagen ihm eine zu große Nähe zu Russland nach. Die beteiligten Künstler erhielten wegen des Hissens der Unterhose inzwischen Bewährungsstrafen wegen Sachbeschädigung.

Spekulationen um Thema der Pressekonferenz

Im Vorfeld der Pressekonferenz waren in Tschechien einige Spekulationen hochgeschossen, denn der Präsident hatte kein Thema für das Treffen mit Medienvertretern angekündigt. Tschechische Buchmacher nahmen sogar Wetten darauf an, dass Zeman seinen Rücktritt ankündigen, eine Amnestie verkünden oder seine Urlaubspläne für den Sommer bekanntgeben könnte. Mit einer Unterhosenverbrennung hatte niemand gerechnet.

Polarisierender Präsident

Miloš Zeman war im Januar für eine zweite fünfjährige Amtszeit wiedergewählt worden. Er setzte sich damals in der Stichwahl knapp gegen den Herausforderer Jiří Drahoš durch.

Zeman gilt in Tschechien als Polterer vom Dienst, schimpft gerne mal auf Medienvertreter und hat eine "eigene" Sendung bei einem privaten TV-Sender, in der er vom Leder zieht und seinerzeit auch Wahlkampf machte. Der ehemalige Sozialdemokrat polarisiert die Tschechen, indem er vor dem Islam und der Aufnahme von Flüchtlingen warnt und gute Beziehungen zur russischen Regierung pflegt. Innenpolitisch steht Zeman auch wegen der problematischen Regierungsbildung unter Druck. Er ernannte den Milliardär Andrej Babiš erneut zum Ministerpräsidenten, obwohl dieser seit Monaten nicht in der Lage ist, eine Koalition zu bilden und das vorgeschriebene Misstrauensvotum des Parlaments zu überstehen. Die Minderheitsregierung der Partei ANO ist seit Januar nur geschäftsführend im Amt.

(dpa/pkl)

Über dieses Thema berichtete der MDR auch im TV: MDR SACHSENSPIEGEL | 09.10.2016 | 19:00 Uhr