Ungarn kämpft gegen die Vogelgrippe

24. November 2016, 08:44 Uhr

Die Vogelgrippe breitet sich in Europa aus und verschont auch Ungarn nicht. Für die ungarische Landwirtschaft gerade in der Vorweihnachtszeit eine Katastrophe - Weihnachtsgänse werden in die gesamte EU exportiert.

Nachdem Anfang November ein erster Fall von Vogelgrippe auf einer Truthahnfarm in Südostungarn bekannt wurde, kämpfen die Behörden gegen eine weitere Ausbreitung der Seuche. Inzwischen sind zehntausende Tiere getötet worden. Doch trotz einer Reihe von Vorsichtsmaßnahmen gab es weitere Ausbrüche.

Stallpflicht für Geflügel

So haben die Amtstierärzte nicht nur die Tötung aller Tiere in den betroffenen Betrieben angeordnet, sondern auch die der gesamten Geflügelbestände im Umkreis von einem Kilometer - egal, ob im entsprechenden Betrieb das Virus nachgewiesen wurde oder nicht. Den Geflügelhaltern soll eine Entschädigung gezahlt werden. In den Komitaten Békés, Bács-Kiskun és Csongrád, in denen die Vogelgrippe aufgetreten ist, darf Geflügel auf Anweisung des ungarischen Amtes für Lebensmittelsicherheit (NEBIH) nicht mehr im Freien gehalten werden. So soll der Kontakt mit Wildvögeln vermieden und eine Ansteckung verhindert werden. 

Importstopp für ungarisches Geflügel

Der Export von Geflügelfleisch ist ein wichtiger Faktor für Ungarns Landwirtschaft. Laut dem Zentralen Amt für Statistik hat das Land 2014 über 200.000 Tonnen im Wert von knapp 516 Millionen Euro ausgeführt.

Aufgrund der Vogelgrippe haben einige Staaten außerhalb der EU einen Importstopp für Geflügel aus Ungarn verhängt, unter anderem Kanada, Serbien, Südafrika, Israel, Japan, Hongkong, Singapur und die Ukraine. Welcher Schaden für die ungarische Landwirtschaft dadurch entsteht, ist derzeit nicht absehbar.

Der größte Anteil der ungarischen Geflügelfleisch-Exporte geht aber in die EU.

Für Menschen ungefährlich

Derweil beruhigt Ungarns oberster Tierarzt, Lajos Bognár, die ungarischen Bürger: "Vom Virus geht keine Gefahr für die Menschen aus, bis jetzt hat es nirgends Erkrankungen verursacht. Deshalb stellen Lebensmittel auch keine Gefahr dar, die Seuche birgt keine Risiken in Bezug auf die Lebensmittelsicherheit." Bei dem aktuellen Ausbruch handelt es sich um den Subtypus H5N8 des Vogelgrippevirus. Anders als das ebenfalls hochansteckende H5N1-Virus, das Europa 2006 monatelang in Atem hielt, ist die aktuelle Variante für den Menschen tatsächlich nicht ansteckend.

Das H5N8-Virus wurde 1983 erstmals festgestellt, Anfang 2014 trat eine besonders aggressive Variante in Korea auf, wo mehrere Millionen Nutzvögel getötet werden mussten. Im November desselben Jahres erkrankten die ersten Tiere in Europa. In Ungarn ist das aggressive H5N8-Virus erstmals im Februar 2015 aufgetreten, damals auf einer Entenfarm im Komitat Békés. 

Gefahr einer weiteren Ausbreitung ist groß

Im aktuellen Ausbruchsfall war die Vogelgrippe am 4. November 2016 auf einer Truthahnfarm im südostungarischen Totkomlos festgestellt worden. Dort wurde der gesamte Bestand von 9.000 Tieren getötet. Fünf Tage später meldete eine Entenfarm in Kiskunmajsa ebenfalls einen Ausbruch, auch hier wurden alle Tiere getötet. Inzwischen hat sich das Virus weiter ausgebreitet. Auf der Homepage des ungarischen Amtes für Lebensmittelsicherheit (NEBIH) werden derzeit insgesamt zehn Infektionsherde in fünf Gemeinden vermeldet –  allein drei weitere in unmittelbarer Nähe der betroffenen Entenfarm im Kiskunmajsa. Weitere Krankheitsfälle gab es in Bugac, Kisszállás und Kelebia, ebenfalls im Komitat Bács-Kiskun.

Die Gefahr eine weiteren Ausbreitung ist indes groß: Besonders in der Region um die betroffenen Orte Kiskunmajsa und Bugac in Südungarn gibt es sehr viele Geflügelfarmen, die zudem dicht beieinanderliegen. 

Müssen die Deutschen auf ihre Weihnachtsgans verzichten?

Deutschland ist ein großer Abnehmer für ungarisches Geflügel, gerade in der Weihnachtszeit. Ungarn ist nach Polen der zweitgrößte Weihnachtsgans-Lieferant in Deutschland. Nun gibt es aber auch in Polen erste Infektionsfälle. Ob die Deutschen also aufgrund der Vogelgrippe auf ihre Weihnachtsgans aus dem Osten verzichten müssen, ist noch nicht ganz klar.