Journalist Rainer Fromm
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AfD-Chefin Petry in Moskau "Petry entlarvt sich als Opportunistin"

24. Februar 2017, 13:33 Uhr

Ein Treffen der AfD-Vorstandssprecherin Frauke Petry mit dem russischen Nationalisten Wladimir Schirinowski wird kontrovers kommentiert. Der Rechtsextremismus-Experte Rainer Fromm ordnet die Person Schirinowskis ein und sagt, was er von Petrys Treffen mit diesem Politiker hält.

Welche Positionen vertritt Schirinowski?

Schirinowski ist ein Nationalist ein rechtsextremer mit recht katastrophalen Positionen. Mal fordert er, dass Russland mit Atomwaffen in den Krieg gegen den Westen zieht, gegen die USA, aber auch gegen Deutschland. An anderer Stelle verweigert er den Opfern des Holocaust die Ehre, indem er sich weigert, bei einer Gedenkveranstaltung in der Duma aufzustehen. Er ist also jemand mit einem antisemitischen, nationalistischen, aber auch rechtsextremen Profil. Und als solche Figur ist er in der rechtsextremen Szene in Europa seit vielen Jahren bekannt und beliebt.

Welche Stellung hat Schirinowski im politischen Russland heute?

Also man muss sagen, dass Schirinowski schon dicht an der Macht ist. Er ist wiederholt der stellvertretende Vorsitzende der Duma gewesen, er verkehrt mit Vertrauten von Putin, und man kann nur hoffen, dass sein Einfluss nicht größer wird, dass seine Rufe nach Gewalt, nach der Zerstörung von Westeuropa von den ganz Mächtigen nicht wahrgenommen wird. Ich habe das Gefühl, er ist ein Stück weit derjenige, der das ausspricht, was andere nur denken. Er ist auch derjenige, den man aussprechen lässt, um zu drohen, um zu poltern – man hält sich ihn als bösen Jungen, der dem Westen Angst macht, wenn das gewünscht ist. Also ein brandgefährlicher Politiker mit guten Kontakten.

Was bedeutet so ein Treffen, wenn wir auf die AfD und die Person Petry schauen?

Also in Bezug auf Frauke Petry ist das schon recht absurd. Sie geht einerseits gegen Herrn Höcke vor, der wegen geschichtsrevisionistischer Äußerung aus der Partei ausgeschlossen werden soll. Und gleichzeitig trifft sie sich mit dem russischen Nationalisten Schirinowski, der Deutschland schon mal mit Atomkrieg gedroht hat. Das enttarnt ihre Auseinandersetzung mit Herrn Höcke als reines machtpolitisches Geplänkel und Frauke Petry entlarvt sich als sehr opportunistische Politikerin, die Inhalte vorschiebt, um unliebsame Parteikonkurrenz zu entfernen.

Sie selbst hat gesagt, hätte sie gewusst, dass Schirinowski dabei ist, hätte sie das Treffen abgesagt. Was halten Sie von dieser Aussage?

Frauke Petry gehört einer Partei an, die inzwischen in vielen Parlamenten vertreten ist. Da muss man auf so ein Treffen vorbereitet sein. Also für mich ist das entweder Ignoranz oder schlechte Vorbereitung, nicht zu wissen, wer kommen wird. Und Frau Petry hat als Chefin einer inzwischen großen Partei Verantwortung, denn letztlich vertritt sie bei solchen Treffen ein Stück weit Deutschland.

Rainer Fromm ist Politikwissenschaftler und Fernsehjournalist. Er arbeitet für ARD, Arte und ZDF sowie verschiedene Privatsender. Außerdem publiziert er Presseartikel und Bücher zu den Themen Rechtsextremismus, Organisierte Kriminalität, Jugendkulturen und Sekten.