exakt | 06.06.2018 Wenn Schlammlawinen das Haus verwüsten
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Oberuhna, ein Ortsteil von Bautzen. Der Hof von Familie Peschke wurde von den Unwettern stark getroffen. Ein großer Teil ihres Eigentums – Möbel, Haushaltsgeräte und Erinnerungsstücke – sind in wenigen Stunden zu Sperrmüll geworden. Es ist das vierte Mal in acht Jahren, das den Peschkes das Haus vollläuft. Aber dieses Jahr war es besonders schlimm. An einem Abend regnete es so viel wie sonst im halben Monat. Da hat selbst ihr Hochwasserschutz nicht geholfen.
Sie sind so machtlos, das können Sie gar nicht glauben.
Der Hof der Peschkes liegt in einer Senke, deswegen hat es sie besonders heftig getroffen. Der Bach, der an ihrem Grundstück entlang fließt, konnte die Wassermengen nicht mehr fassen. Von den Feldern oberhalb des Ortes kam der Schlamm.
Die Stadt Bautzen plant seit dem Hochwasser vor acht Jahren Schutzmaßnahmen - ein Mitarbeiter kümmert sich nur darum. Oberbürgermeister Alexander Ahrens sagt: Teile des Stadtgebiets werden schon durch Wälle geschützt, für andere sind Rückhaltebecken geplant – doch das dauert. Ein zäher Prozess, nicht nur in Bautzen. Es sei ein Lernprozess wie nach Flusshochwassern, sagt der Leipziger Wissenschaftler Christian Kuhlicke. Ihn überrascht deshalb nicht, dass es für das relativ neue Phänomen Starkregen noch keine Patentrezepte gibt.
Man kann nicht einfach einen großen Deich bauen oder ein großes Rückhaltebecken, sondern man muss mit einer Vielzahl von kleinteiligen Lösungen versuchen, das Risiko zu reduzieren. Was auch bedeutet: Ich habe unglaublich viele Eigentümer, Landwirte, Wasserbauer, Bürgermeister, Raumplaner und die müssen sich untereinander erst einmal koordinieren und das ist die große, neue Herausforderung für das Management.
Schlammfluten sind aber kein lokales Problem. Zingst bei Querfurt. Martin Kistenmacher schaut jeden Tag mehrfach zum Himmel und auf seine Wetterapps. Das hat seinen Grund: Der Betreiber von Ferienwohnungen wurde voriges Jahr gleich zwei Mal von einer Schlammflut getroffen, die vom Feld oberhalb des Ortes nach unten stürzte. Eine Nachbarin von Kistenmachers wurde von der braunen Brühe in ihrem Haus eingeschlossen. Sie hat das Haus inzwischen verkauft. Bei Martin Kistenmacher klafft noch eine breite Lücke in der Mauer
Die Genossenschaft, der das Feld oberhalb des Ortes gehört, hat inzwischen reagiert - statt Mais wurde kürzlich Luzerne ausgesät, die bis 4,5 Meter tiefe Wurzeln bildet. Außerdem ist ein 20 Meter breiter Streifen am Feldrand schon länger ebenfalls mit Luzerne bepflanzt. Auch eine Hecke soll gepflanzt werden. Bisher scheitert das an der Vielzahl von Eigentümern, denen das Feld gehört.
Der Acker ist nicht das einzige Problem. Die Gemeinde sucht immer noch Geld zusammen, um den einzigen Fußweg zum Nachbardorf endlich zu reparieren und wetterfest zu machen. Klar ist: Gegen den Starkregen brauchen die Kommunen dauerhaft Hilfe von ihren Ländern.
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | exakt | 06. Juni 2018 | 20:15 Uhr
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