Lexikon zum Kirchentag Gott

20. April 2011, 16:10 Uhr

Das Christentum ist eine monotheistische Religion: Christen glauben an den einen Gott, der in drei verschiedenen Weisen wirksam ist: als Schöpfer, als Jesus Christus und als Heiliger Geist.

Warum reden Menschen überhaupt von Gott? Weil es immer Menschen gab, die an ihn glaubten? Weil das Universum so kompliziert ist, dass es ohne Gott nicht auskäme? Vielleicht weil in Menschen die tiefe Sehnsucht schlummert, Liebe oder Wahrheit einer Macht zuzuordnen? Seit langer Zeit versuchen Menschen immer wieder nach Beschreibungen und Erklärungen. Sogenannte Gottesbeweise allerdings, also die Versuche, Gott philosophisch herzuleiten, haben eine Schwäche: Sie überzeugen niemanden, der dazu nicht bereit ist. Gott ist nicht zu beweisen, sowenig jemand das absolut Gute oder die Liebe beweisen könnte. Ein Mensch, der an Gott glaubt, ist jemand, der seine Erlebnisse und Erfahrungen mit Gott macht, der weniger beweist, sondern hinweist. Solche Hinweise finden sich in den Versuchen, von Gott zu reden. In diesem Sinn ist auch ein Christ jemand, der auf Jesus Christus hinweist.

Warum ist bei Gott 1 = 3?

Jesus selbst hatte, so überliefert es die Bibel, ein besonders inniges Verhältnis zu Gott. Und so lebt und spricht er mit ihm als seinem Vater. Diese Gabe führt ihn durch sein Leben und, in letzter Konsequenz, in den Tod am Kreuz der Römer. "Er gab seinen Geist auf." So werden das Sterben und der Tod oft beschrieben.

Das Wort Geist wird in den Sprachen der Bibel, Griechisch und Hebräisch, von dem Wort Atem abgeleitet. Wer atmet, lebt. Geist ist immer Leben. Bei den Menschen ist das so und bei Jesus auch. Ebenso wird es von Gott gesagt. Gottes Geist wird als die Urkraft aller Lebenskraft überhaupt beschrieben. Dieser Heilige Geist atmet sich in die Schöpfung hinein, er inspiriert. Auch der christliche Glaube an die Auferstehung Jesu nimmt die Hoffnung auf Leben auf und beschreibt so die Erfahrung der ersten Christen, dass die Geschichte mit Jesus von Neuem beginnt.

Die beschriebenen engen Beziehungen von Gott Vater, Sohn und Heiligem Geist sind in der christlichen Vorstellung der Dreieinigkeit oder Trinität Gottes zusammengefasst worden. Am besten lässt sich diese Vorstellung allerdings weniger als eine Definition von Gott verstehen, sondern eher als ein großes Loblied der Christen vom gemeinsamen Sein Gottes. Es besingt den Schöpfer, der außerhalb von Raum und Zeit ist und die Welt erschafft. Es verehrt Jesus Christus, der als Gott in die Welt und damit in die Zeit gekommen ist. Und es preist die Kraft des Heiligen Geistes, die mit endloser Liebe Verbindung schafft zwischen Gott und Menschen.

Mit einem Kleeblatt soll Patrick, der Nationalheilige von Irland, die Dreieinigkeit erklärt haben: Aus einem Stiel, einer lebenswichtigen Verbindung, entwickeln sich drei verschiedene Ausformungen, die jeweils für sich auch wie ein vollständiges Blatt wirken. So ist es auch mit Gott. Ein Gott, der sich in drei unterschiedlichen Weisen zeigt, die dennoch zusammengehören.

Zum Autor Eckart Warner ist Pfarrer in den Franckeschen Stiftungen zu Halle