Infratest dimap im Auftrag des MDR "Kirche und Glaube" - Umfrage zum Kirchentag

18. Mai 2011, 05:00 Uhr

Wie gläubig sind die Deutschen? Ist der Osten noch immer das Land der Atheisten? Welchen Stellenwert haben christliche Werte in unserem Alltag? Mit Blick auf den Evangelischen Kirchentag in Dresden hat der MDR eine Studie zu Kirche und Glaube in Deutschland in Auftrag gegeben. Hier können Sie die ersten Ergebnisse der repräsentativen Umfrage nachlesen.

Mehr als die Hälfte der Deutschen glaubt an einen Gott. In einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Infratest dimap im Auftrag des MDR antworteten 58 Prozent der Befragten mit "Ja". 38 Prozent verneinten die Frage. Auffällig ist der gravierende Ost-West-Unterschied. Während zwei von drei Befragten aus den alten Bundesländern an einen Gott glauben (67 Prozent), ist es im Osten gerade einmal jeder Vierte (25 Prozent). 73 Prozent der Ostdeutschen sagten hier klar "Nein".

Zudem sind eher Frauen überzeugt, dass es einen Gott gibt, als Männer: Bei den Frauen antworteten zwei Drittel bei dieser Frage mit "Ja" (66 Prozent), von den Männern war es nur jeder Zweite (49 Prozent). Mit Blick auf die Parteipräferenz der Befragten kreuzten 76 Prozent der CDU/CSU-Wähler das "Ja" an, von den Linke-Wählern waren es nur 39 Prozent (FDP: 69 Prozent, Grüne: 58 Prozent, SPD: 52 Prozent).

Besonders wichtig: Christliche Werte

Gefragt wurde auch danach, ob den Befragten christliche Werte wie zum Beispiel Nächstenliebe oder Barmherzigkeit wichtig sind. 90 Prozent antworteten hier mit "sehr wichtig" oder "wichtig" (jeweils 45 Prozent). Für acht Prozent sind christliche Werte weniger wichtig, für zwei Prozent gar nicht.

Anders als beim Glauben an einen Gott zeigt sich bei dieser Frage kaum ein Ost-West-Unterschied. 91 Prozent der Westdeutschen halten christliche Werte für "sehr wichtig" bzw. "wichtig" (46 bzw. 45 Prozent). Bei den Befragten aus den neuen Ländern waren es bei diesen Antwortmöglichkeiten beide Male 43 Prozent.

Auch die Mehrzahl der Befragten, die nicht an einen Gott glauben, hält christliche Werte für ihr Leben für wichtig (82 Prozent). Darin unterscheiden sie sich kaum von den evangelischen Christen (92 Prozent) oder den katholischen Christen (94 Prozent).

Mehr Einfluss der Kirchen eher nicht erwünscht

Dass Kirchen mehr Einfluss auf Politik und Gesellschaft haben sollten, denken die Deutschen eher nicht. 44 Prozent halten den Einfluss gerade für richtig. 39 Prozent der Befragten gaben sogar an, dass die Kirchen weniger Einfluss nehmen sollten. Für mehr Einfluss sprachen sich nur 13 Prozent aus.

Die Befragten aus Ostdeutschland tendierten eher dazu, dass die Kirchen weniger Einfluss nehmen sollten (43 Prozent; Westen: 38 Prozent), die Westdeutschen halten den Einfluss der Kirchen mehrheitlich für gerade richtig (46 Prozent; Osten: 38 Prozent).

Interessant hier ist ein Blick auf die Befragten, die konfessionell gebunden sind. Anders als vielleicht gedacht, sprechen sie sich kaum für mehr Einfluss der Kirchen aus.

Bei den Protestanten sind es 16 Prozent, bei den Katholiken 13 Prozent. Die meisten der Befragten halten den Einfluss für gerade richtig (Protestanten: 51 Prozent; Katholiken: 47 Prozent). 28 Prozent der Protestanten wünschen sich sogar weniger Einfluss, bei den Katholiken ist es mehr als jeder dritte der Befragten (37 Prozent).

Für die Umfrage wurden vom Meinungsforschungsinstitut Infratest dimap 1.000 Deutsche über 18 Jahre befragt. Anlass war der bevorstehende 33. Deutsche Evangelische Kirchentag in Dresden vom 1. bis 5. Juni.