GastspieleMDR-Ensembles gastierten gemeinsam in Berlin und Hamburg
Gemeinsam waren MDR-Sinfonieorchester, MDR-Rundfunkchor und MDR-Kinderchor im Januar unterwegs zu zwei Gastspielen: Mit Bernsteins monumentaler Vokalsinfonie "Kaddish" gastierten sie unter der Leitung von Chefdirigent Dennis Russell Davies zunächst in der Elbphilharmonie Hamburg (11.1.) und anschließend in der Berliner Philharmonie (15.1.). Solistisch waren dabei Bariton Thomas Hampson und Sopranistin Sarah Wegener zu erleben.
Amerikanische Komponisten des 20. Jahrhunderts
Bei diesen beiden Gastspielen in Hamburg und Berlin standen ausschließlich Werke des 20. Jahrhunderts auf dem Programm, denn die Musik der Moderne gehört zu den Schwerpunkten von Dirigent Dennis Russell Davies, Chef des MDR-Sinfonieorchesters. In seiner über 50-jährigen Laufbahn hat er sich stets für zeitgenössische Musik eingesetzt und durch die vielen Kompositionsaufträge, die er weltweit auf den Weg brachte, die Musikgeschichte des 20. und 21. Jahrhunderts mitgeschrieben.
Das Programm der beiden Konzerte schlug einen Bogen vom Vater der US-amerikanischen Moderne, Charles Ives, über Leonard Bernstein bis hin zum mehrfachen Grammy-Gewinner und Minimal-Music-Komponisten John Adams. In dessen Vokalwerk „The Wound-Dresser“ schlüpfte Starbariton Thomas Hampson in die Rolle des Dichters Walt Whitman, der seine Erlebnisse als Pfleger in den Lazaretten des US-Bürgerkrieges schildert. Um Abschied drehte sich auch Charles Ives’ Orchesterstück „Decoration Day“: An jenem Tag gedenken die US-Amerikaner der Gefallenen und schmücken deren Gräber.
Leonard Bernsteins 3. Sinfonie "Kaddish"
Gemeinsam standen dann alle drei MDR-Ensembles mit Leonard Bernsteins monumentalen, an Gustav Mahler erinnernden Vokalsinfonie "Kaddish" auf der Bühne. Sie bezieht sich auf das jüdische Gebet "Kaddish", das traditionell zum Gedenken an die Toten gesprochen wird, sich aber zum Leben bekennt und um Frieden bittet. Diese Dritte Sinfonie ist damit ein groß angelegter "Hymnus an das Leben im Angesicht des Todes", in der Zwölftönigkeit auf Jazz und West Side Story-Anklänge trifft. Den Sprechertext für sein Werk schrieb der Komponist selbst – so ist „Kaddish“ auch ein sehr persönliches Werk, das sich mit der jüdischen Tradition, aber auch mit dem Glauben und Zweifeln sowie Tod und Verlust auseinandersetzt.
Schon bei der erfolgreichen Uraufführung im Dezember 1963 in Israel war die Kaddish-Sinfonie zu einem Denkmal geworden: Bernstein widmete sie der "Erinnerung an John F. Kennedy", der wenige Wochen zuvor ermordet worden war. Nicht ganz zufrieden mit dem Werk, überarbeitete und straffte der Komponist es 1977 nochmals. So kann nun die Sprecherrolle sowohl von einer Frau als auch einem Mann ausgeführt werden. Im Konzert übernahm Bariton Thomas Hampson die Sprecherrolle. Sopranistin Sarah Wegener war in den Solopartien zu erleben.
Dieses Thema im Programm:MDR KLASSIK | 11. Januar 2023 | 09:10 Uhr