Historisches Schwarz-weiß-Porträt des Dirigenten Wolf-Dieter Hauschild
Bildrechte: MDR/Jürgen Domes

Dirigent Wolf-Dieter Hauschild gestorben

06. Juni 2023, 10:54 Uhr

Wolf-Dieter Hauschild ist am 18. Mai im Alter von 85 Jahren in Leipzig gestorben. Der Thüringer gehörte in den 70er und 80er Jahren zu den wichtigsten Dirigenten der DDR. Er war von 1978 bis 1985 Chefdirigent des Rundfunk-Sinfonieorchesters Leipzig und des Rundfunkchors Leipzig, den Vorläufern der heutigen MDR-Ensembles. Am 7. Juni 2023 wird MDR KLASSIK ab 20 Uhr sein Wirken in einer Konzertsendung würdigen.

Hauschild wurde 1937 in Greiz geboren. 1954 ging er nach Weimar, um an der Musikhochschule Klavier, Komposition und Dirigieren zu studieren. Nach dem Studium bekam er umgehend eine Stelle als Korrepetitor am Nationaltheater in Weimar und wurde dort Kapellmeister. Es folgten Stationen in Frankfurt (Oder) und ab 1971 beim Berliner Rundfunk, wo er den Rundfunkchor Berlin leitete und als Gastdirigent an der Deutschen Staatsoper und der Komischen Oper tätig war.

Chefdirigent beim Rundfunk in Leipzig

Anschließend ging Wolf-Dieter Hauschild zum Rundfunk nach Leipzig, wo er von 1978 bis 1985 Chefdirigent des Rundfunk-Sinfonieorchesters Leipzig und des Rundfunkchors Leipzig war, den Vorläufern der heutigen MDR-Ensembles. In dieser Funktion hat er viele Schallplatten mit den Klangkörpern aufgenommen. Darunter sind das gesamte Chorwerk von Brahms, mehrere Oratorien von Händel sowie Sinfonien von Bruckner und Werke Regers. Er engagierte sich zudem stark für zeitgenössische Kompositionen und dirigierte viele Uraufführungen.

Geehrt in der DDR

Hauschild hatte sich als Chorleiter, Intendant, Komponist und Hochschullehrer einen Namen gemacht und zählte bis zu seiner Ausreise zu den wichtigsten Dirigenten der DDR. International bekannt wurde er 1985 durch sein Dirigat bei der Wiedereröffnung der Dresdner Semperoper. Damals leitete er Webers Oper „Der Freischütz“, die live im Fernsehen übertragen und in vielen Ländern gesendet wurde. Noch 1984 hatte er den Nationalpreis der DDR erhalten.

Ralf Schippmann, Mitglied im MDR-Sinfonieorchester
MDR-Oboist Ralf Schippmann kam als junger Musiker unter Wolf-Dieter Hauschild ins damalige Rundfunk-Sinfonieorchester Leipzig Bildrechte: MDR/Kaupo Kikkas

Im selben Jahr feierten die Rundfunkklangkörper im Leipziger "Astoria" ihr 60-jähriges Jubiläum mit einem großen Ball, bei dem selbstverständlich auch Chefdirigent Hauschild eine Rede hielt: Er habe nun 10 Prozent der Orchestergeschichte begleitet, erinnert sich MDR-Oboist Ralf Schippmann an die Ansprache, und wolle noch weit mehr schaffen. Dazu kam es allerdings nicht mehr: Als es Hauschild im Folgejahr untersagt wurde, zusätzlich den Chefposten bei den Stuttgarter Philharmonikern mit einem Arbeitsvisum zu übernehmen, kehrte er nach einem Gastkonzert dort nicht mehr in die DDR zurück. Es war ein tiefer Einschnitt für ihn und für die Leipziger Klangkörper.

Weitere Stationen als Dirigent

Als Generalmusikdirektor in Stuttgart unternahm er mit den Stuttgarter Philharmonikern Konzertreisen durch Europa, nach Japan und in die USA. Es folgten ab 1991 Posten als Chefdirigent der Essener Philharmoniker und ab 2001 des Philharmonischen Staatsorchesters Halle. Zudem war er von 2002 bis 2004 Generalmusikdirektor des Volkstheaters Rostock.

Konzertabend bei MDR KLASSIK

Am 7. Juni wird MDR KLASSIK ab 20 Uhr das Wirken von Wolf-Dieter Hauschild in einem Radio-Konzertabend würdigen.