PorträtKomponistin Lili Boulanger im MDR-Konzert
Lili Boulanger war gerade einmal 19 Jahren alt, als sie 1913 als erste Frau den "1. Hauptpreis" des "Prix de Rome" gewann. Diesen bedeutenden französischen Studienpreis hatten vor ihr unter anderem George Bizet, Jules Massenet und Claude Debussy erhalten. Das Gewinnerstück der Komponistin war die Kantate "Faust et Hélène", in dem sie sich mit dem 2. Teil von Goethes Faust auseinandersetzt - zu hören am 22. Januar im MDR-Konzert.
Lili Boulanger wurde 1893 in der Nähe von Paris in einer Musikerfamilie geboren. Die Mutter war Sängerin, der Vater Komponist und auch die ältere Schwester arbeitete später als Komponistin, Musikpädagogin und Dirigentin. Lilis musikalisches Talent wurde schon früh erkannt, aber sie litt zeit ihres Lebens an einer chronischen Lungenentzündung und Morbus Crohn, was sie in ihrem kompositorischen Schaffen stark einschränkte.
Trotzdem komponierte sie mehrere Vokal- sowie Instrumentalwerke. Wann immer es ihr gesundheitlicher Zustand zuließ, studierte sie am Pariser Konservatorium Komposition. Nachdem ihre Schwester Nadia bereits einige Jahre zuvor einen 2. Preis beim "Prix de Rome" bekommen hatte, gewann Lili 1913 den Hauptpreis.
Mademoiselle Lili Boulanger zeigt eine starke gestalterische Kraft, die sich nicht in belanglose oder nebensächliche Einzelheiten verliert, was sofort verraten hätte, dass eine Frau die Musik komponierte. Wenn sie älter sein und sich weiterentwickelt haben wird, wird ihre jetzt schon augenfällige Begabung zweifellos reifen und sich erfüllen.
Kommentar eines Kritikers
Diese Einschätzung eines Kritikers sollte sich aber leider nicht erfüllen. Lili Boulanger trat ihr Stipendium in Rom, das sie mit dem Preis bekommen hatte, zwar noch an, musste es aber aufgrund ihrer gesundheitlichen Beschwerden bald schon wieder abbrechen. Zurück in Paris verkündeten ihr die Ärzte, dass sie nichts mehr für sie tun konnten. Sie starb im Alter von 24 Jahren.
Lili Boulangers Kantate "Faust et Hélène" ist am 22. Januar im Matinéekonzert um 11 Uhr unter der Leitung von Daniel Cohen zu hören. Das MDR-Sinfonieorchester begleitet die Solisten Solgerd Isalv, Oreste Cosimo und Julian Orlishausen. MDR KLASSIK überträgt das Konzert live sowie nochmal am Abend um 19:30 Uhr.