Leipziger Hornquartett

21. Juli 2021, 12:57 Uhr

Wer beim Horn nur an die Jagd denkt, ist beim Leipziger Hornquartett an der falschen Adresse: Die vier Musiker spielen sich quer durch die Epochen und Stile. Einzigartig sind die zahlreichen Auftragswerke und Widmungen, die für das Ensemble entstanden sind. Die lange Geschichte der Gruppe lebt in einer vielseitigen, immer wieder neu gestalteten Gegenwart weiter.

"Das Horn ist die Seele des Orchesters", soll Robert Schumann gesagt haben. Und er war es auch, der am Anfang der Geschichte des Leipziger Hornquartetts stand: Das wurde 1951 von vier Hornisten des Rundfunk-Sinfonieorchesters Leipzig gegründet, um Schumanns Konzertstück für vier Hörner und Orchester aufzunehmen. Dieses Werk galt zur Entstehungszeit als so gut wie unspielbar und verschwand deshalb lange Zeit von den Konzertprogrammen. Bis heute haben die drei Generationen des Leipziger Hornquartetts "ihren Schumann", wie sie das Stück liebevoll nennen, zahllose Male gespielt.

Das Leipziger Hornquartett - Die Mitglieder:

Tino Bölk
Michael Gühne
Max Hilpert
Johannes Winkler

Leipziger Hornquartett
Bildrechte: MDR/Christiane Höhne

In der heutigen dritten Generation spielen seit 1996 Max Hilpert, Tino Bölk, Johannes Winkler und Michael Gühne zusammen. Sie organisieren ihre Konzerte in der gesamten Bundesrepublik und darüber hinaus, takten ihre Ensembleproben in ihren MDR-Dienstplan ein und nehmen immer wieder CDs auf - zuletzt erschien im Frühjahr 2015 "Romantische Hornquartette" bei dem Label querstand. "Wir machen Kammermusik aus Liebe und Leidenschaft", bekennt Johannes Winkler. "Die lange Tradition unseres Ensembles bedeutet für uns Verantwortung und Verpflichtung zugleich."

Markenzeichen: Originalliteratur

"Wir füllen mit unserer Besetzung ganz klar eine Nische aus", sagt Winkler. Unter zahllosen Blechbläserensembles sind reine Horn-Formationen eine Seltenheit - dass alle Mitglieder aus demselben Orchester stammen, erst recht. Diese Situation nutzen die vier MDR-Hornisten für sich. Sie spielen Repertoire, das im Laufe von vier Jahrhunderten für Hornquartett geschrieben wurde, vieles davon für sie selbst. "Die meisten Hornquartette finden sich für kurze Projekte zusammen und gehen dann ihrer Wege", erklärt Max Hilpert.

Max Hilpert, Mitglied im MDR-Sinfonieorchester
Max Hilpert Bildrechte: MDR/Kaupo Kikkas

"Wir haben die Chance, langfristig zu planen, haben über die Jahre einen eigenen Ensembleklang entwickelt und geben vor allem regelmäßig neue Stücke in Auftrag." Über 30 Werke wurden dem Leipziger Hornquartett bis heute gewidmet. Auf der Repertoireliste finden sich zwar auch viele Bearbeitungen und Arrangements, aber: "Wir sind - anders als viele Kollegen, die in Blechbläserensembles spielen - nicht darauf angewiesen. Manchmal spielen wir ein ganzes Konzert lang nur Originalliteratur", erzählt Hilpert nicht ohne Stolz.

Wider das Klischee

Das Leipziger Hornquartett im Pavillon der Stadthalle Görlitz
Das Leipziger Hornquartett beim MDR-Musiksommer 2020 im Pavillon der Stadthalle Görlitz. Bildrechte: MDR/Marco Prosch

In den vergangenen Jahren haben die vier Hornisten einen Wandel in ihrem Publikum erlebt: "Lange stellte man uns immer wieder die Frage: ‚Kommen die Herren in Jägerhütchen?‘", schmunzelt Johannes Winkler. Dieses Klischee weist das Quartett entschieden von sich. "Gerade durch die vielen Uraufführungen und Auftragswerke haben wir das Bild des Hornquartetts im Allgemeinen mitgeprägt", befindet Kollege Max Hilpert. Mittlerweile nehmen auch wieder mehr junge Leute Horn-Unterricht an der Musikschule. "In unseren Konzerten werden wir oft von Eltern oder den Schülern selbst angesprochen, die ganz begeistert sind, wie vielseitig ihr Instrument im Konzert klingen kann." Ein Ensemble als Botschafter für das Horn: Deshalb wird das Leipziger Hornquartett auch weiterhin nach Stücken suchen, die für seine Besetzung geschrieben wurden, ob alt oder neu, verspricht Johannes Winkler: "Solange das Feld noch offen ist, solange es noch so viel zu entdecken gibt in dieser Gattung, spielen wir das auch."