Querschnitt: KulturWie ein Ehepaar die Theaterwelt in Stolberg belebt
Seit 2011 betreibt das Künstler-Ehepaar Jantosch das AndersWelt-Theater in Stolberg. Mit dem Theater haben sie sich einen Traum erfüllt, der Corona-Krise getrotzt und nun auch die dortige Waldbühne zu neuem Leben erweckt. Für die Stadt im Südharz sind sie damit zu einem kulturellen Ankerpunkt geworden.
800 Jahre gab es kein Theater in Stolberg – bis Christiane und Mario Jantosch das geändert haben. Das war 2011, als das Künstler-Ehepaar das AndersWelt-Theater in der 1.000-Seelenstadt im Südharz gegründet hat. Seitdem haben sie sich einen festen Platz in der Kulturwelt von Stolberg erarbeitet.
Theater mit integrativem Charakter
Gerade erst lief die letzte Vorstellung ihres Sommertheater-Stücks "Peter Pan und Kapitän Hook", das mit Kindern aus dem Kinderheim in Stolberg und mit Menschen mit geistiger Behinderung entstanden ist. Mit dem Stück haben sie die Stolberger Waldbühne aus ihrem "Dornröschen-Schlaf" geholt, wie Mario Jantosch erzählt. Eine Woche lang gab es hier zwei Mal täglich Theater zu sehen, insgesamt zwölf Vorstellungen, daneben auch noch Musik und ein spezielles Kinderprogramm. "Die Zuschauerfrequenz hätte größer sein können", sagt der 62-Jährige, doch für die erste Ausgabe ihrer eigenen "Festspielzeit" zeigt er sich trotzdem zufrieden. "Wenn wir nächstes Jahr an den Start gehen, wird es besser gehen", dessen ist sich der Theatermacher, der 14 Jahre lang Intendant des Harzer Bergtheaters in Thale gewesen ist, sicher.
AndersWelt-Theater: Strahlkraft in die umliegenden Regionen
Wenn sie nicht gerade der Waldbühne neues Leben einhauchen, kümmert sich das Ehepaar um sein Theater am Marktplatz in der kleinen Fachwerkstadt. Mehr als 20 Stücke haben sie während der elf Jahre in ihr Repertoire aufgenommen. Das Besondere bei ihren Vorstellungen: Meist handelt es sich um Themenabende, bei denen nicht nur Theater gespielt wird, sondern der Besuch mit einem Abendessen verbunden wird. Alles entsteht dabei in Handarbeit der beiden: Mario Jantosch steht in der Küche und kocht, Christiane Jantosch kümmert sich um die Besucherinnen und Besucher. Nach einer Vorspeise wird die erste Hälfte des Stücks gespielt, in der Pause der Hauptgang serviert, bevor dann die zweite Hälfte folgt und man danach noch bei einem Getränk im eigenen "Märchen-Café" den Abend ausklingen lassen kann.
Mit ihrem Theater ziehen die beiden sowohl Einwohner und Einwohnerinnen aus Stolberg an, überwiegend aber vor allem Besuchende aus den umliegenden Orten. Fünf bis sechs Prozent der Gäste seien Stolberger oder Stolberginnen, der Rest komme aus dem Speckgürtel der Umgebung, erklären sie. Dabei seien es vor allem ihre eigenen Stücke, die beim Publikum gut ankommen, sagt Christiane Jantosch. Zwar versuchen sie mit Singer/Songwritern und Kabarett-Abenden "Farbigkeit ins Programm" zu bringen, doch "die Leute präferieren unsere eigenen Sachen", so die 65-Jährige.
Corona-Auswirkungen spürbar
Wie alle Theaterschaffenden freuen sich die Jantoschs, dass sie dieses Jahr wieder planbar Theater spielen können. Die Corona-Pandemie hatte auch sie von heute auf morgen ausgebremst. Doch zumindest wurden die Hilfen problemlos ausgezahlt. Und der Sommer 2020, als sie das erste Mal wieder vorsichtig öffnen durften, sei wahnsinnig gut besucht gewesen. "So einen Sommer hatten wir noch nie!", sagt Mario Jantosch. Allerdings merken auch sie, dass seit den Lockerungen in diesem Jahr die Nachfrage spürbar nachgelassen hat. Eine durchschnittliche Auslastung von 80 Prozent, wie sie sie vor der Corona-Zeit hatten, gäbe es nun eindeutig nicht mehr. "Die Leute haben sich abgewöhnt, kulturell etwas zu unternehmen."
Kultur-Tipps für Sachsen-Anhalt
Theater aus Leidenschaft, nicht für das Geld
Doch ans Aufhören denkt das Theater-Paar nicht ansatzweise, dafür sind sie viel zu sehr mit dem Herzen dabei. "Wir können nicht anders. Es macht uns einfach Spaß", so Mario Jantosch. Auch wenn ihr Theater nicht subventioniert sei, halte sie das nicht auf. "Wir genießen unsere Freiheit", sagen die beiden. Sie wollen zwar Erfolg und gefallen, aber auf das reine Geld komme es ihnen nicht an.
Wenn sie sich etwas wünschen dürften für die Zukunft, dann ist es "ein bisschen Normalität in dieser Welt. Momentan ist alles durchgeknallt". Wenn das irgendwann wieder soweit ist, dann hätten die Leute auch wieder mehr Sinn für Kultur.
Reise geht weiter in Thale
Am Dienstag werden MDR KULTUR und MDR SACHSEN-ANHALT nach Thale fahren. Dort steht ein Besuch des Kinos Centraltheater an – eines der wohl kleinsten Kinos in Sachsen-Anhalt und eines von nur wenigen im Landkreis Harz. Dort sind die MDR-Reporter Florian Leue und Luca Deutschländer unter anderem mit den Pächtern des Kinos verabredet. Außerdem ist ein Treffen mit Bürgermeister Maik Zedschack geplant, der über die Bedeutung des Kinos für Thale berichtet. Im Stadtarchiv werden sich die beiden Reporter mehr über die Geschichte des Kinos erzählen lassen.
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Dieses Thema im Programm:MDR KULTUR - Das Radio | 25. Juli 2022 | 07:10 Uhr