Herzland der Thüringer Kultur Ausflugsziele um Ilmenau und Rudolstadt: Theater, Wandern und das älteste Freilichtmuseum
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Rudolstadt gilt manchen als die heimliche Liebe Schillers. In der Stadt können Besucherinnen und Besucher auf den Spuren des Dichters wandeln. Sein Freund Goethe war immer wieder Gast in Ilmenau – ein Wanderweg führt durch die Natur, die der Schriftsteller liebte. Beim Spaziergang auf dem Kunstwanderweg Kleinbreitenbach verbinden sich Kunst- und Naturgenuss auf harmonische Weise. Auf Schloss Heidecksburg erwarten Sie beeindruckend erhaltene Prunkgemächer. Hier finden Sie die besten Ausflugstipps für die Region Südthüringen.

Kunstwanderweg Kleinbreitenbach
In der Nähe von Ilmenau liegt der längste Kunstwanderweg Deutschlands. Die Kunstwerke in freier Natur sind das Ergebnis von Symposien, die bereits seit 1997 unter dem Titel "Kleine Welt – große Welt" in Kleinbreitenbach stattfinden. Kreiert wurden sie von Künstlerinnen und Künstlern aus aller Welt, die jeweils für eine Woche nach Kleinbreitenbach eingeladen waren, um Seite an Seite mit Kindern und Jugendlichen sowie Interessierten in kostenlosen Workshops zu arbeiten.
Zu sehen sind die Werke seitdem rund um die romanische Wehrkirche, im Dorf und entlang des zwei Kilometer langen Kunstpfades – der über die Jahre länger wurde. Auch die inzwischen über 60 Objekte aus Holz, Metall, Beton oder Stein haben im Freien ihr Aussehen verändert.
Weitere Informationen
Es sind auch Führungen möglich. Alle Infos dazu gibt es hier:
Almut Keil
Café Landart
99338 Plaue
Goethewanderweg bei Ilmenau
Goethe hielt sich gerne in Ilmenau auf: Mehr als 20 Besuche des Dichters in der Stadt sind verbürgt und mehrere Texte sind wohl in und um Ilmenau entstanden. Der Goethewanderweg führt an verschiedenen Wirkungsstätten vorbei und zeigt Orte der Inspiration. Der Weg beginnt am Marktplatz direkt vor dem GoetheStadtMuseum und führt über den Friedhof bis zum Berggraben.
Von dort geht es weiter nach Manebach, vorbei am Großen Hermannstein, Goethes "geliebter Aufenthalt", wo er zeichnete und sich auch mit Charlotte von Stein traf, bis zum Gundelachschen Haus in Stützerbach, wo Goethe gelegentlich übernachtete.
Der Weg ist mit seinen teils steilen An- und Abstiegen verhältnismäßig fordernd. Der höchste Punkt ist übrigens der Ilmenauer Hausberg, wo Goethe an die Wand einer Jagdhütte das berühmte Gedicht "Wandrers Nachtlied" schrieb. Die Hütte steht zwar noch, doch das Goethe'sche "Graffito" ist im Laufe der Zeit verschwunden. Im Ilmenauer Museum findet sich noch ein Faksimile des Schriftzuges – ein Besuch vor dem Wandern lohnt sich also.
Sommertheater in Rudolstadt
"Komm ins Offene": Nach der langen Corona-Kunstpause soll diese vergnügliche Theatertherapie Besserung bringen. Die Freiluftklinik von Prof. Karl Stillerbach alias Steffen Mensching liegt idyllisch am Berg, umgeben von den Schlossmauern der Heidecksburg. Sprechstunde ist laut Theater Rudolstadt "an jedem Wochenende bei Sonnenuntergang, Familienaufstellungen auch am Sonntagnachmittag".
Sogar eine Oper stellt das Theater Rudolstadt auf die Beine. Halbszenisch und in Kooperation mit der Leipziger Hochschule für Musik und Theater "Felix Mendelssohn Bartholdy" wird Mozarts "Die Zauberflöte" aufgeführt. Mit Liedern und Literaten ist "Alles im grünen Bereich" in den Gärten der Bauernhäuser. Gesungen wird außerdem mit Klara Sonnenschein. Aufgeführt wird das Kinderliederkonzert mit Zwischengedichten von Steffen Mensching auf den Wiesen der Bauernhäuser und der Musikschule.
Liebhabertheater Kochberg
Um 1800 ließ Carl von Stein, der Sohn von Goethes Freundin Charlotte von Stein, auf dem Landsitz am Kochberg ein Liebhabertheater bauen. Als Vorbild diente ihm der Weimarer Hof, wo er aufgewachsen war. Nach 1800 erlebte das Liebhabertheater seine Blütezeit: Carl von Stein schrieb eigene Stücke und inszenierte die Texte selbst mit Hilfe von Familie, Freunden und Angestellten.
1975 wurde der Musenhof saniert und bis heute wird die Tradition aufrecht erhalten. Im Sommer gastieren unterschiedliche Gruppen in dem kleinen Theater, in dem lediglich 75 Menschen Platz finden. Im Fokus stehen werkgetreue bis historistische Aufführungen von Stücken aus Barock, Klassik und Romantik. In diesem Jahr zeigt die Berliner Operngruppe Lautten Compagney Haydns Werk "Der Apotheker", im Originaltitel "Lo Speziale". Außerdem steht Goethes Lustspiel "Die Mitschuldigen" auf dem Plan. Desweiteren werden regelmäßig Lesungen und kleine Konzerte angeboten.
Schloss Heidecksburg
Auf den ersten Blick wirkt die Heidecksburg recht schlicht: 60 Meter oberhalb des Stadtkerns gelegen, dominiert sie zwar das Stadtbild, fällt aber nicht durch üppige Außengestaltung auf. Dass man hier Meisterleistungen barocker Baukunst bewundern kann, wird deswegen erst bei einem Besuch klar: Der nach einem Brand von 1735 neu errichtete Westflügel beherbergt die repräsentativsten und am vollständigsten erhaltenen Prunkgemächer Mitteldeutschlands. Sie wurden nach Entwürfen des deutschen Barockarchitekten Gottfried Heinrich Krohne ausgestattet.
Die reichen Sammlungen sind größtenteils in den Schauräumen des Schlosses untergebracht. In der ehemaligen Hofküche wird die Welt des "Rococo en miniature" präsentiert, eine Ausstellung, die das Leben am Hofe zu Zeiten des Barocks im Maßstab 1:50 zeigt. Auch eine Gemäldegalerie und eine Porzellangalerie können im Schloss besichtigt werden, außerdem das naturhistorische Museum und das Museum für Schwarzburgische Geschichte.
Weitere Informationen
Heidecksburg
Schlossbezirk 1, 07407 Rudolstadt
Öffnungszeiten:
April bis Oktober 10 - 18 Uhr, November bis März 10 - 17 Uhr – jew. Montag geschlossen
Eintrittspreise:
Gesamtkarte mit Führung durch Festsäle und Wohnräume:
• Erwachsene: 8,00 Euro
• Kinder bis 14 Jahre frei
Gastronomie: Restaurant "Das Günthers", Mittwoch bis Sonntag ab 11:30 Uhr geöffnet.
Anfahrt und Parken: Öffentliche gebührenfreie Parkplätze für Busse und PKW sowie separate Behindertenparkplätze unmittelbar am Schloss.
15 Gehminuten vom Schloss entfernt befindet sich der Bahnhof Rudolstadt.
Barrierefreiheit: Im Schloss befinden sich derzeit noch keine Aufzüge, die für Behinderte mit Rollstuhl eine Besichtigung der historischen Festsäle ermöglichen würden. Im Erdgeschoss sind die Ausstellung "Rococo en miniature" sowie die Porzellangalerie dagegen gut erreichbar.
Schloss Schwarzburg
Schloss Schwarzburg diente den Herrschaften von Schwarzburg-Rudolstadt einst als Sommerresidenz und Ausgangspunkt für die Jagd. Das Schloss ist malerisch gelegen, eingebettet im Grünen, hoch oben auf einem von der Schwarza umflossenen Schieferfelsen. Von der Vorgeschichte als wehrhafte Burg kündet auch die rund 5.000 Objekte umfassende Waffen-Sammlung im restaurierten Zeughaus. Einmalig ist nicht nur, dass sie nahezu komplett erhalten ist. Besonders ist auch, dass die Waffen aus fünf Jahrhunderten nicht in Vitrinen, sondern frei hängend und liegend in der Schau unter dem Titel "Fürstliche Erlebniswelten" gezeigt werden.
Weitere Informationen
Schloss Schwarzburg
Schlossstraße 1a, 07427 Schwarzburg
Öffnungszeiten:
April bis Oktober: Dienstag - Sonntag 10 - 18 Uhr, Montag geschlossen
November – März: Dienstag - Sonntag 10 - 17 Uhr, Montag geschlossen
An Feiertagen auch montags geöffnet.
Hinweis: Das Fürstliche Zeughaus Schwarzburg ist momentan nur ohne Führung zu besichtigen.
Erwachsene: 5 Euro
Kinder bis 14 Jahre frei
Anfahrt und Parken: Mit der Bahn über Erfurt und Saalfeld (Saale) sowie Rottenbach nach Schwarzburg. Dann weiter mit dem Bus oder rund 1,5 Kilometer zu Fuß über die Schlossstraße.
Parkmöglichkeiten im oberen und unteren Ort Schwarzburg.
Schloss Wilhelmsburg bei Schmalkalden
Über dem mittelalterlichen Stadtkern von Schmalkalden thront Schloss Wilhelmsburg. Erbaut wurde es zwischen 1585 und 1590 als Nebenresidenz der hessischen Landgrafen. Dabei gilt es heute als einzigartiges Juwel aus der Zeit der Renaissance: Aufgrund seiner originalen Raumstruktur im Inneren, wegen seiner prächtigen Wandmalereien und Stuckaturen sowie seiner nahezu vollständig erhaltenen Außenanlage. Der so genannte Riesensaal macht seinem Namen alle Ehre: Er gehört zu den repräsentativsten und größten Festsälen des ausgehenden 16. Jahrhunderts in Deutschland.
Das Museum im Schloss gibt Einblicke in die höfische Kultur und Gesellschaft am Ende des 16. und zu Beginn des 17. Jahrhunderts. Eine neue Dauerausstellung informiert über die Gründung des Schmalkadischen Bunds 1530/31 und die Kirchenspaltung. Regelmäßig werden im Schloss außerdem Sonderausstellungen mit zeitgenössischer Kunst gezeigt.
Weitere Informationen
Schloss Wilhelmsburg
Schlossberg 9, 98574 Schmalkalden
Öffnungszeiten:
April bis Oktober: täglich 10 - 18 Uhr
November bis März: Dienstag bis Sonntag 10 - 16 Uhr
Eintrittspreise:
Erwachsene 6 Euro
Ermäßigt 4 Euro
Für Gruppen sind auch Führungen möglich.
Thüringer Bauernhäuser
Gegründet 1914/15, gelten die Thüringer Bauernhäuser als ältestes deutsches Freilichtmuseum. Die im Verfall begriffenen Fachwerkhäuser wurden damals aus den umliegenden Dörfern abgetragen und im Rudolstädter Heinrich-Heine-Park wieder aufgebaut. Im Anschluss an den Besuch bietet sich also ein Spaziergang an, vielleicht sogar mit Picknick im angrenzenden Park.
Heute veranschaulicht die Hofanlage das bäuerliche Leben der Thüringischen Region im 17. und 18. Jahrhundert. So erzählen die Bemalungen und Beschriftungen auf Möbeln und Gegenständen von der Wertschätzung, welche die einstigen - armen - Besitzer ihnen entgegen brachten. Eindrucksvoll anzusehen ist eine alte Apotheke: Mörser und Arzneiflaschen weisen auf eine Besonderheit des Schwarzatales hin: den Olitätenhandel. Mit solchen Olitäten (Naturheilmitteln) handelten die so genannten "Buckelapotheker". Im Museumsladen sind solche Olitäten heute wieder zu kaufen. Für das leibliche Wohl wird im Bauerngarten gesorgt – ein Ort, an dem im Sommer immer wieder Freiluft-Veranstaltungen stattfinden.
Weitere Informationen
Thüringer Bauernhäuser
Kleiner Damm 12, 07407 Rudolstadt
Öffnungszeiten:
täglich von 11 - 18 Uhr
Schillerhaus in Rudolstadt
Die erste Begegnung von Friedrich Schiller und Johann Wolfgang von Goethe fand am 7. September 1788 im Beulwitz'schen Haus statt. Goethe hatte zum Abendessen eingeladen und entzückte seine Gäste mit Berichten seiner gerade beendeten Italienreise. Ab diesem Treffen gab es in Schillers Leben einen Aufbruch – schöpferisch, doch auch in Liebesdingen, denn auch die Schwestern Charlotte von Lengefeld und die drei Jahre ältere Caroline, verheiratete von Beulwitz, waren damals anwesend. Schiller verliebte sich gleich in beide Frauen, die "Ménage à trois" dauerte eine ganze Weile – bis er 1790 schließlich Charlotte heiratete.
Das Schillerhaus konzentriert sich in seiner Ausstellung genau auf diese Zeit des Schillerschen Aufbruchs und zeigt den Ort in authentischer Ausstattung. Ein Restaurant und ein Café laden zum Verweilen ein. Im Anschluss lohnt sich auch ein thematischer Rundgang durch Rudolstadt, wo auch Schiller oft unterwegs war.
Ein Beispiel: 1788 schlug ein Blitz in die dortige Stadtkirche ein und beschädigte die beiden Glocken. Das inspirierte Schiller zu seiner langen Ballade "Das Lied von der Glocke" ("Fest gemauert in der Erden / Steht die Form, aus Lehm gebrannt. / Heute muss die Glocke werden."). Unterstützung für die Dichtung erhielt er auch bei der Meyerschen Glockengießerei in Rudolstadt.
Weitere Informationen
Schillerhaus
Schillerstraße 25, 07407 Rudolstadt
Öffnungszeiten:
täglich von 10 - 18 Uhr